Nach der Durchsicht der TV-Kritiken: Welche Kritik an der Sendung empfinden Sie als völlig unangebracht?

Ich habe noch keine Kritiken gelesen.

Also Herr Lanz, das sagt man doch nur so...

Vielleicht fehlt mir da diese masochistische Ader. Ich kriege nur in homöopathischen Dosen immer wieder das eine oder andere zugetragen, von meiner Frau oder in Gesprächen wie mit Ihnen zum Beispiel.

Dabei gibt es kaum etwas, was Sie aufregen dürfte: Die Mehrzahl der Kritiken fiel verhalten optimistisch bis sogar euphorisch aus....

Verstehe. „Verhalten optimistisch“ ist für Medienkritiker ja eigentlich schon ein Zeichen maximaler Zuneigung. Mehr geht nicht (lacht). Ein Radio-Kollege hat vorhin den Satz fallen lassen „Das war das alte ,Wetten, dass..?‘“ Ich weiß, dass das eher negativ gemeint war. Und trotzdem freue ich mich über diesen Satz, weil er zu dem passt, was wir im Vorfeld immer wieder gesagt haben, nämlich, dass wir den Kern von „Wetten, dass..?“ erhalten wollten. Wir wollten ihn freilegen, um zu sehen, ob er noch einmal Kraft entwickeln kann. Und das kann er. Das hat mich übrigens auch für Frank Elstner sehr gefreut, dem das alles ja irgendwann mal eingefallen ist. Ich nehme das nicht als Kritik, wenn ich höre, dass die Sendung vertraut wirkte.

Hat sich Thomas Gottschalk nach der Sendung bei Ihnen gemeldet?

Thomas Gottschalk hat sich im Vorfeld gemeldet, wir haben telefoniert. Aber ich weiß, dass er gerade sehr beschäftigt ist und die Sendung vermutlich nicht gesehen hat. Und ich weiß auch nach mehreren Gesprächen mit ihm, dass es nicht seine Art wäre, sich jetzt aufzudrängen, weil, egal wie er sich äußert, manche Dinge verfälscht wiedergegeben würden. Was ich an ihm wirklich schätze: Er ist eine neidfreie Zone. Der kann auch gönnen.

Wie lange haben Sie nach der Sendung noch gefeiert?

Oh mein Gott, ich war wirklich sehr spät im Bett. Ich habe den „Fehler“ gemacht, zur Party zu gehen und habe dann etwa drei Stunden stehend im Eingangsbereich zugebracht, weil sehr viele Menschen auf mich zukamen: Freunde, Kollegen aus dem ZDF. Das war natürlich ein schöner Moment, den man genießen musste. Denn ich wusste, sehr viel schöner kann es nicht mehr werden: Die Sendung ist einigermaßen über die Bühne gegangen und die Kritiken und die Quote sind noch nicht da. Dieses schmale Zeitfenster habe ich dann - sagen wir es mal so - sehr intensiv genutzt. Ich war, glaub ich, um halb sechs im Bett.

Und dann den Wecker für die Quote um 8.15 Uhr gestellt?

Nein, ich habe mir, ehrlich gesagt, über die Quote im Vorfeld keine großen Gedanken gemacht. Weil man nämlich mit allem rechnen musste. Es hätten ja auch fünf oder sechs Millionen Zuschauer werden können, ganz einfach auch deshalb, weil wir sehr lange gesendet haben und die Menschen ab einem gewissen Zeitpunkt - das weiß man ja, wenn man sich Quotenverläufe ansieht - von Minute zu Minute zu Hunderttausenden abschalten und zu Bett gehen. Will sagen: Dann hätte möglicherweise der Marktanteil gestimmt, aber die absolute Zahl nicht mehr. Dass es dann so durch die Decke ging, hat in meinen Augen viel auch damit zu tun, dass es einen unglaublichen und manchmal für mich auch zweifelhaften Hype um die Sendung gab.

Zweifelhaft?

Ich hab den Druck vor der Sendung zum Teil als fast unmenschlich empfunden. Über sechs Monate hinweg haben wir uns immer wieder alles an Ratschlägen angehört und gelesen. Und meistens wurde uns erklärt, dass das sowieso nur schiefgehen könne. Und plötzlich ist dann dieser 6. Oktober da, 20.15 Uhr und du gehst da raus. Da musst du einigermaßen gute Nerven haben - um es mal zurückhaltend zu formulieren.

Sind Sie also froh, wenn der Name Markus Lanz in den kommenden Wochen mal wieder etwas weniger oft in den Medien zu lesen sein wird?

Ich fand noch nie, dass gute Tage nur dann sind, wenn man in der Zeitung steht. Aber mir ist in den letzten Wochen klar geworden, dass sich mit „Wetten, dass..?“ vor allem mit Blick auf den People-Journalismus etwas grundlegend ändert: Reporter der Klatschpresse suchen plötzlich meine arme Mutter mit Blumen und Kamera heim und gaukeln ihr vor, sie seien extra ihretwegen bis in die Dolomiten gereist. Für einen Menschen wie sie, der zur Höflichkeit erzogen wurde, ist es nicht einfach, dann zu sagen: Sie können sich Ihre Blumen gerne ins Haar binden. Thomas Gottschalk sagte dazu: „Ich kann schon lange nicht mehr kontrollieren, was über mich geschrieben wird. Ich kann nur noch kontrollieren, wie ich damit umgehe.“ Er hat recht.
 
Herr Lanz, erst einmal herzlichen Dank für das Gespräch.