Frau Kamphausen, an Aufmerksamkeit für Europa mangelt es ja gerade nicht. Wer Eyes & Ears of Europe nicht kennt: Worum geht es Ihnen im europäischen Markt?

Corinna Kamphausen: Uns geht es um die Akteure, die in der Promotion, im Design und Marketing in den audiovisuellen Medien arbeiten. Diese Kollegen wollen wir zusammen bringen und eine kreative Plattform stellen, so dass sie die Möglichkeit haben, sich untereinander auszutauschen. Es geht um den Austausch von neuen kreativen Ideen. Vor Eyes & Ears war es so, dass für TV- und Audiodesign immer auf die USA geschaut wurde. Irgendwann haben sich unsere Verbandsmitglieder gedacht, dass das so nicht sein kann, denn wir haben unsere ganz eigene Identität und Vielfalt in Europa. Die Zeit des Kopierens von den Amerikanern liegt hinter uns. Europa ist im Design längst eigenständig. Daraus ist 1995/96 Eyes & Ears of Europe entstanden, um die guten Leistungen in Europa auch stolz nach außen zu tragen.

 

 

Zeljko Karajica:  Zunächst einmal möchte ich unserem Gründungsgeschäftsführer Wout Nierhoff sowie meinem Vorgänger, Prof. Manfred Becker und Prof. Mag. Gustav Lohrmann für ihre langjährige Verbandsarbeit danken. Sie waren über 10 Jahre hinweg maßgeblich daran beteiligt, dass sich der europäische Branchenverband so gut in der audiovisuellen Medienlandschaft etabliert hat. Ich bin seit 2000 Vorstandsmitglied und seither aktiv involviert. Daher habe ich auch ein großes Vertrauen in die Arbeit von Eyes & Ears of Europe. Nichts desto trotz steht nach über 15-jährigem Bestehen eine umfassende strategische Neupositionierung und Ausweitung von Eyes & Ears of Europe an. Vor allem im Ausland wollen wir unseren Verband noch mehr kommunizieren und etablieren, um den internationalen Austausch bei Eyes & Ears of Europe zu fördern und so unseren Mitgliedern noch mehr Service zu bieten.

Mit Blick über Deutschland hinaus: Lassen sich z.B. regionale Unterschiede im Design in Europa ausmachen?

Corinna Kamphausen: Bezogen auf das TV-Design sind wir in Deutschland schon sehr gut, so mein Eindruck. Die Briten sind auch ganz wunderbar. Sie haben frische, neue Ideen. Aber auch die nordeuropäischen Länder werden immer besser. Die kommen mit ganz anderen Ansätzen. Schweden, Dänemark und Norwegen sind designtechnisch, man betrachte den Möbel- und Architekturmarkt, immer Vorreiter mit ganz eigenem Stil gewesen. Nach Programminhalten aus Nordeuropa kommen jetzt auch Inspirationen im Design von dort.

Und wie sieht es mit Mittel- und Ost-Europa aus?

Corinna Kamphausen: Da haben wir zunächst eine Welle der Adaptionen von westeuropäischen Sendern und Sendermarken erlebt. Doch inzwischen emanzipieren sich die osteuropäischen Märkte - zwar noch in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Aber es entwickelt sich eine eigene Kultur der Kreativität, die nicht mehr nur Vorlagen aus Westeuropa umsetzt. Auch weil inzwischen durch technische Entwicklungen wesentlich umfangreichere Design-Pakete nötig geworden sind. Wenn Marken auf vielen unterschiedlichen Endgeräten kommunizieren, braucht es intelligente Lösungen, um das Gefühl von Marken zu erhalten.

Welche Rolle spielt Design im Vergleich zum Programm?

Corinna Kamphausen: Das Design und die Promotion des Senders muss eine Heimat bieten. Es muss denjenigen, der den Sender einschaltet, sofort fühlen lassen, dass er beispielsweise bei RTL oder ProSieben oder eben beim ZDF ist. Natürlich sind die Inhalte das Wichtige, das ist klar. Der Einschaltimpuls kommt nicht durch das Design, sondern durch den Inhalt der Sendung. Wenn der Zuschauer eine Sendung anschaut, wird er sicherlich nicht zuerst auf das Design achten, sondern beurteilen ob die Sendung spannend bzw. interessant ist. Aber gutes Design gibt Orientierung, bietet Wiedererkennung und bindet so Zuschauer.