Haben das, Ihrer Meinung nach, beispielsweise in Deutschland alle Sender beherzigt?

Corinna Kamphausen: Es gibt sehr viele Sender, die sich der Bedeutung schon seit Ewigkeiten bewusst sind. Es gibt aber sicherlich auch ein paar Sender, auch bei uns in Deutschland, bei denen der Ah-ha-Effekt - also diese Erkenntnis der Bedeutung vom passgenauen Markenauftritt - vielleicht noch eintreten muss, aber da würde ich kein Beispiel nennen wollen.

Gibt es so etwas wie zu gutes Design? Also das Dilemma zwischen Innovation und Kontinuität?

Corinna Kamphausen: Ich glaube es gibt kein zu gutes Design. Es muss Veränderungen geben, aber es macht auch niemals Sinn ein Design komplett über den Haufen zu werfen, nur, weil die, die das Design entwickeln, sich langweilen. Es ist ein langer Weg bis ein Design von der Zielgruppe gelernt ist  und ein Heimat-Gefühl vermittelt. Dieses Gefühl darf nicht zerstört werden. Natürlich muss es Anpassungen geben. Täglich werden  neue technische Möglichkeiten entwickelt und natürlich müssen wir up to date bleiben und unser Design adaptieren. Dies muss aber behutsam geschehen und darf die Zielgruppe nicht verschrecken.

Was ist sinnvoller beim Thema Design: In-house-Lösungen oder externe Agenturen?

Corinna Kamphausen: Also ich habe beides schon erlebt. Wenn das Design in-house entwickelt wurde, dann leben alle Mitarbeiter damit. Das Design ist homogen mit der Unternehmenskultur.. Wenn es von Externen kommt, hat es wiederum vielleicht neuere und frischere Ideen. Es gibt keinen Königsweg - das hängt vom jeweiligen Unternehmen ab.

Auf dem Weg zu Ihnen kam ich am Werbeschild eines "Fernsehmeisterbetriebes" vorbei. Wie sieht es eigentlich im Design aus: Was zählt? Ausbildung oder learning-by-doing?

Corinna Kamphausen: Beides. Es ist toll und hilft, wenn man sich kreativ ausleben kann. Es ist eine kreative Branche und das soll auch so bleiben. Aber eine gute Ausbildung ist ein wichtiges Fundament. Auch unser Verband hat zwei Studiengänge mit angestoßen. Wir bieten ja auch selbst über unsere Academy Workshops an. Wer in der Branche arbeitet, kann sich bei uns weiterbilden. Beim Eyes & Ears Junior Showcase haben wir Studenten eine Plattform geboten, um ihre Projekte aus dem Studium, und dabei ging es nicht nur um Abschlussprojekte, professionell zu präsentieren. Wir haben gute Präsentationen auch schon vor zehn Jahren in die damalige Eyes & Ears Conference mit eingegliedert, wo sich die Studenten mit Kollegen, die seit Jahren in dem Bereich arbeiten, austauschen konnten. Da haben sich Kontakte, wenn nicht sogar Jobs draus ergeben. Das wird es auch im kommenden Jahr bei der neuen Eyes & Ears Conference wieder geben, wo einer der drei Hauptbereiche die Eyes & Ears Junior Highlights sein werden, um diesen Aspekt weiter zu fördern.

Zeljko Karajica: Eyes & Ears of Europe hat sich immer sehr für die Förderung des Mediennachwuchses, aber auch für die Aufbereitung relevanter audiovisueller Medienthemen im Bereich Design, Promotion und Marketing eingesetzt. Ich denke, dass es aber auch an der Zeit ist, unser Tätigkeitsfeld zu erweitern und in die bisher etablierten Angebote optimal zu integrieren.

Wenn Sie bei der deutschen TV-Branche einen Wunsch frei hätten, welcher wäre dies dann?

Corinna Kamphausen: Dann würde ich mir ganz ehrlich wünschen, dass wir noch mehr Einreichungen bekommen für unsere Eyes & Ears Awards. Wir haben in den etablierten Kategorien sehr viele europaweite Einreichungen erhalten. Relativ neu haben wir jedoch den interaktiven Bereich eingeführt. Bei Apps und Social Media  - da haben wir naturgemäß noch recht wenige Einreichungen und ich würde mir wünschen, dass die tollen Arbeiten, die es definitiv gibt, auch eingereicht werden.

Zeljko Karajica: Die Verankerung von Eyes & Ears of Europe auf allen Plattformen ist uns besonders wichtig. Heute geht es schließlich nicht mehr nur dominant um Design, Promotion und Marketing im TV, sondern insbesondere darum, wie audiovisuelle Inhalte im Web präsentiert und verkauft werden können. Darüber hinaus stellt sich natürlich die Frage wie diese Formate im Web auf den klassischen Plattformen TV, Radio Print, aber auch auf Events und Mobile sinnvoll verknüpft werden können.