Herr Link, vom Senior Vice President Entertainment ProSiebenSat.1 TV Deutschland zum ProSieben-Geschäftsführer. Macht sich der neue Job eigentlich in der Bürogröße bemerkbar?

Um ehrlich zu sein ist die Bürogröße gleich geblieben. Aber es ist heller geworden, ich hab mehr Licht, mehr Glas, mehr Transparenz.

Und den Titel auf der Visitenkarte verstehen jetzt auch die eigenen Eltern wieder…

Absolut. Geschäftsführer ist dann doch klassischer. Wobei Präsident natürlich auch irgendwie toll klang.

Seien Sie froh, Sie hätten bei dem schnelldrehenden Unterföhringer Personalkarrusell auch bei Sat.1 landen können…

Jeder Sender bringt seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Mir ist ProSieben einfach ans Herz gewachsen durch Stefan Raab, durch Heidi Klum und "Germany’s next Topmodel", durch Joko und Klaas, durch die Comedy. Vom Entertainment-Chef zu "We love to entertain you" ist nur ein kurzer Weg. Deswegen freue ich mich, den Sender führen zu dürfen.

Als "Präsident" haben Sie sich ja schon mit ProSieben beschäftigt, deshalb können wir ja schon vor den üblichen 100 Tagen mal Bilanz ziehen. Wo steht ProSieben derzeit?

2012 war ein gutes Jahr für ProSieben. Wir haben wichtige Weichen gestellt. Wir haben bewiesen, dass ProSieben Deutschlands innovativster Sender ist und bleibt. Wir setzen Impulse wie zum Beispiel einmal mehr mit Stefan Raab und der Politiksendung "Absolute Mehrheit". Mit dem "Quizboxen" haben wir eine neue Showreihe gestartet und mit Joko & Klaas die zwei wichtigsten jungen Moderatoren in Deutschland exklusiv an Bord geholt.

Man könnte manchmal den Eindruck gewinnen es wären sogar die beiden einzigen…

Die einzigen sind sie nicht, aber ich finde sie grandios und bin sehr stolz, dass sie bei uns sind. Neben Stefan Raab, neben Heidi Klum, neben Aiman Abdallah und Stefan Gödde, neben Elton haben wir die beiden als ProSieben-Gesichter.

Stichwort Raab: Wie zufrieden waren Sie mit der Premiere von "Absolute Mehrheit" inhaltlich? Gibt es Änderungsbedarf oder alles gut so wie es war?

Wir waren sehr zufrieden. Vom Grundsatz her hat die Sendung genau so funktioniert, wie wir es uns gedacht haben. Die Einschaltquoten waren extrem gut. Und wir haben  - wie versprochen – junge Leute an politische Themen herangeführt. Im Gespräch mit Stefan haben wir einige Kleinigkeiten im Ablauf ausgemacht, die wir ändern wollen. Im ersten Halbjahr 2013 zeigen wir vier weitere Ausgaben von "Absolute Mehrheit".

Sie haben eben so gezielt Elton noch erwähnt. Gibt es da neue Pläne?

Elton war und ist ein wichtiger Kopf für uns. Wir haben ja auch gemeinsam schon tolle Ideen umgesetzt und sitzen derzeit wieder zusammen und überlegen Neues. Ich versuche ihn daneben bei jeder Gelegenheit zu überreden "Elton vs. Simon" fortzusetzen. Aber da bleibt er hart. Wenn Sie einen Trick kennen…

Ich glaube nicht. Aber blicken wir jetzt doch mal voraus ins Jahr 2013. Zum Jahreswechsel nimmt sich ja gerne etwas vor. An sich zu arbeiten beispielsweise. Jetzt haben ProSieben-Logo und -design etwas angesetzt. Reicht das noch um frisch zu sein?

Die ProSieben-Ikone ist unantastbar. Wir sind der am häufigsten für sein Design ausgezeichnete Sender der Welt. Und wenn ich mir aktuelle Umfragen anschaue steht die rote Sieben überall ganz oben: beliebtester Sender, sympathischster Sender, Sender mit den besten Shows etc. Solche Werte zu halten oder sogar zu verbessern ist unser Job. Dazu setzen wir nicht auf Haudrauf-Unterhaltung und nicht auf Häme und Spott gegenüber unseren Protagonisten. Wenn, dann nehmen wir bei "Switch" TV-Kollegen auf den Arm oder uns selbst wie bei "Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt". ProSieben ist anders. Und das soll es auch bleiben.

Demnach sind Dating-Dokusoaps oder Scripted Reality, wie sie teilweise auch Schwesterkinder Sat.1 probiert, kein Thema für Sie?

Ich würde nie Genres einfach ausschließen, weil das so leicht daher gesagt klingt. Ich würde mir aber bei jeder Sendung anschauen, ob es einen passenden ProSieben-Weg gibt. Gibt es ihn nicht, sollten wir es lassen. Wir haben zum Beispiel bei "We love Lloret" darauf bestanden, dass dort nichts geskriptet war – keine Dialoge, keine Sympathien und keine Vorfälle wurden vorgegeben. Ja, es war jung, es war wild, es war laut und ging an Grenzen. Manchmal muss ProSieben als junge innovative Marke das wagen. Aber es war nicht unanständig produziert.