Auf dem österreichischen Markt ist das Frühstücksfernsehen fast noch spannender, weil der ORF morgens im Vergleich zum deutschen Markt wenig liefert… 

Blank: Das kann man so nicht sagen. Der Wettbewerb um die Zuseher ist immer hart. Und der ORF ist nicht unerfolgreich mit seinen Wetterkameras.

Bassiner: Der österreichische Markt ist fast noch schwieriger als der deutsche, weil auch die deutschen Sender in Österreich senden. Wahrscheinlich ist der deutschsprachige Markt ohnehin der härteste, weil fast alle Anbieter qualitativ gute Programme haben. ServusTV hat da nur einen anderen Ansatz: Wir sind inhaltlich eine Antwort auf die Globalisierung der Welt. Wir nehmen andere Strömungen auf und setzen stärker auf Lokalisierung. Diese Identität wollen wir gerne schärfen. Da hilft ein tägliches Format wie das Frühstücksfernsehen ungemein. 

Aber sind prominente Köpfe wie Thomas Ohrner und Markus Kavka, den Sie ab heute Abend auf "Bier-Tour" schicken, nicht auch der Versuch einer Öffnung? Per sé muss das ja nichts Schlechtes sein…

Blank: Fernsehen wird sehr stark über Gesichter und Personalities wahrgenommen. Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, dann müssen wir uns auch in diesem Bereich verstärken. Aber man muss bei der Auswahl der Gesichter darauf achten, welches Ziel man verfolgt. Beim Frühstücksfernsehen versuchen wir, den Servus-Raum zu bedienen, indem Thomas Ohrner eine österreichische Kollegin zur Seite bekommt. Wir wollen ganz bewusst mit den kulturellen Unterschieden spielen - auch humorvoll. Man darf das nicht zu ernst nehmen. 

Bassiner: Das wird auch bewusst Thema in der Sendung werden. Das hat etwas mit einer Leichtigkeit zu tun, die wir gerne verstärken möchten. Besonders, wenn man morgens um 6 Uhr sendet. Da will man nichts Erdenschweres sehen.

Schwingt bei den prominenten Verpflichtungen auch ein wenig die Angst mit, ansonsten in Schönheit sterben zu müssen?

Blank: Wenn wir an Personalitys glauben, dann müssen sie nicht bekannt sein. Sie müssen authentisch für das Format sein, bei dem sie zu sehen sind.

Bassiner: Es geht uns nicht darum, einfach Promis abzugreifen. Nehmen Sie unser zweites Moderatoren-Paar, Andrea Schlager und Timo Küntzle. Die beiden sind noch nicht so erfahren, aber wir haben im Casting gesehen, welches Potenzial sie haben. Selbstverständlich werden wir das weiterentwickeln. Da ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Blank: Unsere Sendung "Sport und Talk im Hangar 7" moderiert als Hauptmoderator inzwischen ein Kollege, der bei uns als Sportredakteur angefangen hat. Christian Brugger hat einfach das Talent und die Liebe zu dem Thema und ist deshalb wahnsinnig authentisch. Den hat keiner gekannt, aber er kommt bei unseren Zuschauern und auch bei den Gästen in der Show super an. 

Wechseln wir das Genre. Nun haben Sie sich überraschend mit "Call the Midwife" eine sehr erfolgreiche britische Serie gesichert. Wie kam es dazu?

Bassiner: Ich kenne mich auf dem internationalen Fernsehmarkt ganz gut aus, wenn ich das in totaler Unbescheidenheit sagen darf. (lacht) "Call the Midwife" passt sehr gut zu uns, weil historische Geschichten in modernstem Gewand erzählt werden. Wir haben aber auch "The Paradise" oder "Copper" mit Franka Potente. Und wir arbeiten momentan an anderen Formaten in diesem Bereich, um auch hier weiterzukommen. Ziel ist es, sehr individuelle, handverlesene Angebote zu bekommen, die zu uns passen. Wir würden nicht jede Serie nehmen.

Wie sieht es in diesem Zusammenhang denn mit fiktionalen Eigenproduktionen aus?

Bassiner: Das ist ein Thema für uns. Es ist aber auch das schwierigste Thema, weil man es nicht kurzfristig umsetzen kann. Ich bereite Projekte vor und spreche bereits mit möglichen Koproduzenten im In- und Ausland. 2014 wollen wir versuchen, eigene fiktionale Programme herstellen zu lassen. Ich bin total zuversichtlich, dass wir das hinkriegen.

Das hört man ja selten. Einige Produzenten spitzen bestimmt schon ihre Ohren...

Bassiner: Wir sind sicher nicht der größte, aber bestimmt ein interessanter Anbieter. Wir geben das Signal in die Branche, dass wir für Partnerschaften gut ansprechbar sind - sei es im Kino-Bereich oder im Serien-Bereich. Serie ist wahrscheinlich das schwierigste Geschäft, es wird in Deutschland gerne unterschätzt. Aber wir haben auf alle Fälle so etwas vor.

Herr Bassiner, Herr Blank, herzlichen Dank für das Gespräch.