"ZDFzoom" hat in den vergangenen beiden Jahren eine Handschrift gefunden. Für "ZDFzeit" gilt das noch nicht, oder?

Bei "ZDFzeit" ist es viel schwieriger, eine Handschrift zu finden, weil 20:15 Uhr ein Sendeplatz mitten in der Primetime gegen härteste Konkurrenz ist, vor allem wenn man die Unterhaltungs-Formate im Ersten bedenkt. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir diesen Sendeplatz nicht mit einem geschlossenen Themenfeld 35 bis 40 Mal im Jahr bespielen können. Daraus ergibt sich die Mischung zwischen aktuell-investigativen, royalen, zeitgeschichtlichen und verbraucherorientierten Stoffen. Am Ende gilt aber: Was erfolgreich ist, setzt sich durch.

Das heißt, wir sehen jetzt am Dienstagabend vor allem Verbraucher-Themen mit Discounter-Vergleichen?

Nein, so weit möchte ich nicht gehen. Die Verbraucherthemen werden ein wichtiger Teil des Themenkanons von "ZDFzeit" bleiben. Darüber hinaus wollen wir rund sechs bis sieben Mal im Jahr harte investigative Stoffe bearbeiten, die ein bisschen größer und umfassender sind, als wir sie bei "ZDFzoom" darstellen können. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wir die Zusammenarbeit zwischen den Redaktionsbereichen noch weiter ausbauen. Einen Film wie den über den "Karstadt"-Eigentümer Nicolas Berggruen hätte man vielleicht auch um 20:15 Uhr senden können.


Also nicht ausschließlich Service...

Wir sind noch auf der Suche, aber ich glaube nicht, dass wir das eine Themenfeld finden werden, mit dem wir die "ZDFzeit" prägen werden. Es werden Annäherungen aus unterschiedlichen Feldern sein. Wir arbeiten daran, durch ein geschlosseneres Erscheinungsbild auch über Presenter eine klarere Wiedererkennbarkeit zu erreichen. Aber auf eines will ich noch hinweisen: So erfolgreich wie in diesem Jahr waren wir auf dem Sendeplatz am Dienstag um 20:15 Uhr seit vielen, vielen Jahren nicht.

Aber hätten Sie den Erfolg mit sechs Millionen Zuschauern beim "Aldi-Lidl-Duell" nicht noch mehr genießen können, wenn Sie der Vorreiter gewesen und nicht der ARD hinterhergelaufen wären?

Die wirklich neuen Ideen sind im Fernsehen ganz, ganz selten. "Besser gemacht" stellt manchmal auch eine Qualität dar.

Das gilt auch für die Innovationsstrecke am Sonntagnachmittag?

Das ist für das ZDF etwas ganz Neues, aber ich nehme für uns schon in Anspruch, dass wir uns dort bestimmten Themenwelten zwar mit leichter Hand, aber auch mit etwas mehr Tiefgang als die privaten Mitbewerber annähern. Wir werden auf das sehr populäre Thema Landleben eingehen und ein Magazin über die schönen, genießerischen, aber vielleicht auch manchmal problematischen Aspekte des Lebens auf dem Land zeigen. Darauf bin ich sehr gespannt.

Ein paar Formate, die sonntags nun im ZDF laufen, waren bisher auch schon bei ZDFneo oder ZDFinfo zu sehen. Nun hat die ARD vorgeschlagen, etwa tagesschau24 und ZDFinfo zusammenzulegen. Was spricht aus Ihrer Sicht eigentlich dagegen?

Wir befinden uns mitten in einer medienpolitischen Diskussion. Ich sage dazu nur so viel: Das ZDF ist mit seinen beiden Digitalkanälen ZDFneo und ZDFinfo hocherfolgreich, besonders in einer Zielgruppe, mit der wir uns im Hauptprogramm über Jahre und Jahrzehnte schwer getan haben. Gerade ZDFinfo hat sich für mich mit seinen Dokumentationen zu einem Überraschungserfolg entwickelt, der Branche und Politik auch ein wenig verblüfft hat. An dieser Stelle sollte man anerkennen, dass das ZDF etwas geleistet hat. Davon abgesehen haben wir mit dem Angebot, ZDFkultur einzustellen, ein deutliches Zeichen gesetzt.

Aber wäre es nicht eine charmante Idee, tagsüber die Nachrichten von tagesschau24 zu senden und abends die Dokumentationen von ZDFinfo? Genügend Sendeplätze für Wiederholungen gäbe es ja auch dann noch… 

ZDFinfo ist organisatorisch sehr eng mit den Hauptredaktionen des ZDF-Programms verzahnt und verfügt über keine eigenen Fachredaktionen. Viele neue Programme werden von Plattformredaktionen erstellt bzw. betreut. Eine Verschmelzung von ZDFinfo mit tagesschau24 würde zwangsläufig diese bewährten Strukturen zerstören und die Abläufe komplizieren. Oder sollen etwa tagesschau24-Redakteure in ZDF-Plattformredaktionen sitzen? Aus diesen Gründen hat das ZDF auch eher eine Aufgabenteilung angeregt, der zufolge die ARD sich auf das Projekt eines Jugendkanals für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen konzentrieren sollte und das ZDF mit ZDFinfo und ZDFneo seine Zielgruppenansprache für die 25- bis 49-Jährigen weiter intensivieren sollte. Sie haben uns doch eben im Zusammenhang mit "ZDFzeit" dazu aufgefordert, wiedererkennbar zu sein. Das sollte für unsere Digitalkanäle auch gelten. Womöglich sollte man eher verstärkt über Gemeinsamkeiten von tagesschau24 und Phoenix nachdenken.

Letzte Frage: Was ist eigentlich ärgerlicher - der Fehler im "heute-journal" oder die Tatsache, dass Horst Seehofer dem ZDF Manipulation und mangelnden Qualitätsjournalismus vorwirft? 

Beides ist ärgerlich. Es war ärgerlich, dass uns dieser Fehler passiert ist, und wir haben in der Redaktion sehr offen darüber diskutiert. Aber es gilt auf der anderen Seite auch: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.

Herr Frey, herzlichen Dank für das Gespräch.