Herr Souvignier, vor zwei Jahren mussten Sie für die alte Zeitsprung Entertainment Insolvenz anmelden. Wie geht es der neuen Zeitsprung Pictures heute?

Sehr gut, danke. Wir machen dieses Jahr insgesamt fünf Filme. Nächstes Jahr haben wir noch mehr vor. Ab Oktober haben wir ja Verstärkung durch unsere neue eigenständige Münchner Niederlassung unter der Leitung von Ariane Krampe. Mit all den Stoffen, die wir jetzt in unserem Portfolio haben, sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.

Sie haben damals gesagt, Sie säßen "in einer Art Qualitätsfalle", da die Qualität leider nicht dem Aufwand oder der Recherche entsprechend bezahlt werde. Ist die Konsequenz daraus, dass Sie heute Abstriche bei der Qualität machen?


Nein, auf keinen Fall. Manchmal wünschte ich mir zwar, es wäre ein bisschen einfacher. Aber grundsätzlich sehe ich es als großes Glück, dass wir so viele Qualitätsprodukte haben. Wir haben etliche Filme produziert, die vom Budget und von der Programmierung gar nicht als Event gedacht waren, aber durch ihre Thematik dann doch Event-Charakter bekommen haben. In dieser Richtung bereiten wir viele weitere Stoffe vor, so dass es an der künftigen Qualität unserer Produktionen nicht mangeln wird. Wir machen sowohl einige historische als auch in der heutigen Zeit angesiedelte Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Da müssen wir einen erheblichen Rechercheaufwand betreiben, sowohl auf der inhaltlichen als auch auf der juristischen Ebene. Dadurch sind die Vorkosten immer höher als beim "normalen, einfachen" Film.



Aber was gibt Ihnen dann den Optimismus, dass Sie nicht noch einmal in die gleiche Falle tappen?

Der Traum eines jeden Produzenten ist die Serie. Auch wir arbeiten verstärkt daran, im Seriensegment Fuß zu fassen, um dann als Unternehmen über ein Brot-und-Butter-Geschäft zu verfügen. Das Boutiquegeschäft Event-Film, das wir stark betreiben, birgt eben gewisse Risiken. Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Aber wir sind durchs Feuer gegangen und haben daraus gelernt. So etwas wie die jahrelange juristische Auseinandersetzung um "Contergan" erlebt man als Produzent hoffentlich nur einmal im Leben, aber heute profitieren wir natürlich enorm von der Erfahrung.

Was haben Sie denn konkret aus "Contergan" gelernt, das Sie jetzt zum Beispiel für Ihren ZDF-Film "Blutgeld" rund um den Blutkonservenskandal der 80er Jahre einsetzen konnten?


Man lernt, mit den Bausteinen der fiktionalen Erzählung eleganter umzugehen – vor allem im rechtlichen Sinne. Der Film "Blutgeld" beruht auch auf wahren Begebenheiten. Einzelne Figuren und Ereignisse sind jedoch frei erfunden.

"Man lernt, mit den Bausteinen der
Erzählung eleganter umzugehen -
vor allem im rechtlichen Sinne"

Michael Souvignier


Das heißt, Sie werden nicht auf anspruchsvolle, kontroverse Stoffe verzichten?


Das ist und bleibt meine große Leidenschaft. Für einen Produzenten wie mich ist es einfach unheimlich befriedigend, wenn man sein Publikum nicht nur unterhält, sondern damit auch noch gesellschaftlich etwas anstößt. "Contergan" hat ja so viel bewirkt, gerade für die Opfer, die kurz davor waren, vollständig in Vergessenheit zu geraten. Als Folge der öffentlichen Diskussion sind deren Renten erheblich erhöht worden. Viel mehr kann man mit einem Film gar nicht erreichen.

Welche Folgen erhoffen Sie sich von der "Blutgeld"-Ausstrahlung Ende Oktober im ZDF?


Ich hoffe sehr, der Film trägt dazu bei, dass man gerade auf der Pharma-Seite vorsichtiger und verantwortungsvoller mit medizinischen Präparaten umgeht.