Ex-RTL II-Programmchef Torsten Prenter über seinen neuen Sender

Foto: RTL IIDWDL: Herr Prenter, wie steht es derzeit um Ihr Schwyzerdütsch?

Da muss ich noch etwas üben. Glücklicherweise konnte ich mich immer in hochdeutsch verständigen.

DWDL: In wenigen Monaten wollen Sie in der Schweiz aus dem Stand einen neuen Privatsender starten. Noch steht kein Name fest, zu den Gesellschaftern gibt es bislang auch keine konkreten Aussagen, nicht mal eine Konzession liegt vor. Was stimmt Sie optimistisch, dass es Anfang 2006 losgehen kann?

Heutzutage ist die Gründung eines Fernsehsenders auch nicht schwieriger als die von jedem anderen Unternehmen. Das entscheidende Problem – die technische Reichweite – ist gelöst. Das stimmt uns, was die sichere Existenz des Senders angeht, zuversichtlich. Der eigentliche Gründer des Senders Dominik Kaiser arbeitet schon einige Zeit an dem Projekt.

DWDL: Anders gefragt: Was fehlt den Schweizer Fernsehzuschauern derzeit, so dass Sie zuversichtlich sind, dass ihr neuer Sender sein Publikum finden wird?

Was würde den Deutschen fehlen, wenn sie nur ein Schweizer RTL, SAT.1 oder Pro Sieben hätten? Hier fehlt sicherlich ein Angebot, da die Schweizer ihre eigene Sprache lieben und nur aus Höflichkeit hochdeutsch sprechen.

DWDL: Mit RTL II waren Sie in Deutschland zuletzt auf dem "Weg in die erste Liga", wie sie in einem Gespräch mit DWDL vor einem knappen Jahr äusserten. Generell gefragt: Fernsehen in der Schweiz entspricht welcher Liga?

Die Schweiz ist eine eigene Liga und die sind im Fußball Tabellenführer bei der WM–Qualifikation.

DWDL: Der Vergleich mit Deutschland liegt deshalb nahe, weil Ihre Hauptkonkurrenten die deutschen Privatsender sein werden, die in der Schweiz mit Fensterprogrammen auf Sendung sind. In wieweit ist die Schweiz überhaupt ein eigener Fernsehmarkt?

Ich denke, der Markt von fünf Millionen Zuseher ist groß genug für ein privates Fernsehprogramm.

DWDL: Immerhin arbeiten Sie, wenn auch dann aus der Schweiz, gegen die gleichen Konkurrenten wie in Ihrer Position bei RTL II...

Ja, aber mit einem erheblichen Heimvorteil. Kein deutscher Sender macht sein Programm nach den Bedürfnissen der Schweizer – wir machen das.

DWDL: Welche Eigenproduktionen sind, abgesehen von der bereits bekannten täglichen Serie in Schwyzerdütsch, vorgesehen?

Bei den Innovationszyklen des Fernsehmarktes wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine definitive Antwort auf diese Frage unseriös, da der Sendestart erst 2006 sein wird. Sie können aber davon ausgehen, dass wir die dann aktuellen Trends umsetzen werden oder vielleicht gar neue Trends setzen. Was das betrifft sind wir sehr schnell und zeigen den Schweizern nur das Aktuellste.

DWDL: Unterscheiden können Sie sich von den deutschen Sendern durch auf die Schweiz bezogene Eigenproduktionen. Was ist da denkbar und wie teuer und aufwändig kann man aufgrund der relativ geringen Reichweite produzieren?

Im Lizenzbereich gibt es sicherlich auch noch für Deutschland die eine oder andere Perle zu entdecken. Das war ja auch die Stärke von RTL II. Vielleicht kommen ja zukünftig auch TV-Trends von der Schweiz nach Deutschland. Generell ist aber gutes Fernsehen in seiner modernen Form keine Frage des Geldes. Vielmehr ist es ein kreativer Prozess.

DWDL: Wie sieht es rechtlich eigentlich bei Lizenzwaren aus, die bereits von deutschen Sendern erworben wurden. Können Sie diese getrennt für die Schweiz erwerben? Oder bleibt nur der Rest übrig?

Grundsätzlich sind alle deutsche Lizenzen auch für die Schweiz erhältlich.

DWDL: Ihr neuer Sender wird in den Medien als inoffizieller Nachfolger von TV3 gehandelt. Woher kommt Ihre Zuversicht, dass Sie erfolgreicher werden können?

Ich bin aus meinen Zeiten bei RTL II gewohnt mit angemessenen Budgets gute Programme zu machen. Die Nachfolge von TV3 ist was das betrifft ein Missverständnis. Wir machen kein Fernsehprogramm mit der Gießkanne, sondern gezielt und wirtschaftlich sinnvoll.

DWDL: In den Medien war vom Firmensitz in Zürich und einer Mitarbeiterzahl von etwa 30 Leuten die Rede. Stimmt das?

Der Firmensitz wird in der Region Zürich sein. Auch beim Personal werden wir sinnvoll wachsen. Wir werden unseren Personal nach den Bedürfnisse des Senders und Fähigkeiten des Einzelnen ausrichten. Sicherlich sind wir aufgrund der Situation in der Pflicht hier junge Talente zu fördern. 30 gute Leute zu finden wird einige Zeit dauern.

DWDL: Soll die Vermarktung mit diesem Personal in Eigenregie organisiert werden?

Wir sind bereit mit einem der bereits exsistierenden Vermarkter ein partnerschaftliches Verhältnis einzugehen. Ob das gelingt liegt derzeit bei den potentielle Partnern.

DWDL: Der Name wurde bislang noch nicht verraten; gibt es bereits Ideen?

Schon. Aber keine, die ich verraten will.

DWDL: Immerhin ein Name ist bekannt: Die der AG im Hintergrund. "Elevator TV". Wie kommt man darauf?

Dominik Kaiser nennt aus Gewohnheit erst mal alle seine Firmen Elevator... So gibt es mit Elevator Music ein erfolgreiches Plattenlabel, das z.B. die Musikrechte an der Megaveranstaltung „Street Parade“ in Zürich hält. Und mit Elevator Group eine Fernseh- und Filmproduktionsfirma, die letztes Jahr den zweiterfolgreichsten Schweizer Kinofilm produziert hat.

DWDL: Kommen wir kurz zum deutschen TV-Markt: Welchen Sender - abgesehen von RTL II - beobachten Sie in der laufenden Saison mit besonderer Spannung und wieso?

Ich will in dieser Frage unparteiisch bleiben.

DWDL: In diesen Tagen starten mit Tele 5 und Das Vierte zwei "neue Sender" die sich Fiction auf die Fahne schreiben. Ihre Einschätzung zu den Sendern...

Ich wünsche den Kollegen viel Glück und eine gute Hand. Die Kleinen werden normalerweise von den Großen nicht angegriffen. Diese Chance sollten sie nutzen.

DWDL: Am Ende eine Frage zu RTL II: Sind Sie noch immer ein großer "Big Brother"-Fan oder gibt es bei Ihnen eine Erleichterung nicht mehr über ein Ende des Formats mitentscheiden zu müssen?

Ich bin ein großer Fan von wirtschaftlich sinnvollem und erfolgreichen Fernsehen. Einer der wesentlichen Faktoren ist die richtige Zeit für seine Entscheidungen zu finden.