Ehe man überhaupt mit einem Sender spricht, geht man in einer solchen Konstellation also durch etliche Entwicklungsschritte und muss sicher auch ordentlich Geld auf den Tisch legen, um renommierte, gut beschäftigte britische Autoren zu überzeugen.

Hofmann: Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um Vision und Leidenschaft. Verkaufbar ist das Projekt aber erst dann, wenn ein wirkliches Package besteht – wenn also der Autor klar ist, möglicherweise auch der Regisseur, wenn man Pilotbuch und Bibel hat, wenn der Kreis der Partner dem Projekt Hand und Fuß gibt. Erst dann ist in der Regel ein Sender bereit einzusteigen.

Und wie viel hat man als Produzent bis dahin investiert?

Hofmann: Das hängt sehr vom einzelnen Projekt ab und lässt sich kaum verallgemeinern. Zum einen versuchen wir natürlich immer, so wenig Geld wie möglich auszugeben. Konkret geholfen hat uns das Development Slate Funding von Creative Europe Media – da werden Projektpakete von drei bis fünf Projekten mit hohem Koproduktions- und Auswertungspotenzial in Europa durch EU-Fördermittel unterstützt. Zum anderen versuchen wir in manchen Fällen auch, Co-Development-Partner mit ins Boot zu nehmen, um das Risiko frühzeitig zu teilen.



Für Pilotbuch und Serienbibel muss man circa 50.000 Euro rechnen, richtig?

Meyermann: Das kommt ungefähr hin.

Hofmann: Das sollte man als Produzent auch prinzipiell finanzieren können, wenn man auf dieser Ebene mitspielen will. Je nach Projekt und Konstellation kann man vielleicht so überzeugend sein, dass man zu Beginn nicht ganz so viel bezahlen muss. (lacht)

Meyermann: Wenn man als Produzent 100 Prozent der Rechte behalten will, geht es natürlich nicht anders, als von vornherein alles komplett zu bezahlen. Gerade als kleinere Firma kann man sich aber auch frühzeitig einen größeren Co-Development-Partner oder einen Weltvertrieb suchen und auf diese Weise die Finanzierung stemmen. In jedem Fall braucht man einen langen Atem. Solche Projekte entstehen nicht in ein paar Monaten. An "Spy City" haben wir jetzt drei Jahre gearbeitet, bis das Package so reif war, dass wir nun in die Finanzierung und Vorbereitung gehen können.

Ist es aus Ihrer Erfahrung sinnvoller, zuerst mit einem deutschen Sender zu sprechen oder in einem anderen Koproduktionsland anzufangen, das in puncto horizontale Serie schon weiter ist?

Meyermann: Eine schwierige Frage. Wir merken sehr wohl, dass unsere internationalen Projekte im Ausland auf Anhieb auf viel mehr Interesse und Begeisterung stoßen als hierzulande. Allerdings muss einer den ersten Schritt machen. Für eine deutsche Produktionsfirma ist es generell schwierig, im Ausland weiterzukommen, solange man noch keinen deutschen Senderpartner hat. Es wird immer gern gesehen, wenn man seinen Heimatmarkt zuerst abgedeckt hat. Man wird dann deutlich ernster genommen.

"Deutsche Sender erkennen zunehmend den Wert internationaler Koproduktionen für bestimmte Programmfarben und Sendeplätze"

Mischa Hofmann, Vorstand & Produzent, Odeon Film


Wie schwierig ist es denn, wenn die Odeon Film von deutschen Sendern als traditioneller Auftragnehmer, um nicht zu sagen Dienstleister, mit teils Jahrzehnte alten vollfinanzierten Krimiserien wahrgenommen wird und jetzt denselben Kunden auch als selbstbewusster Motor internationaler Koproduktionen mit eigenen Rechten gegenübertritt?

Hofmann: Wir könnten uns jetzt leicht damit herausreden, dass in der Regel unterschiedliche Redaktionen und Ansprechpartner für die beiden Bereiche zuständig sind. Aber es ist tatsächlich wahr, dass wir bei unseren bisherigen Gesprächen keinerlei Akzeptanzprobleme spüren. Auch deutsche Sender erkennen zunehmend den Wert internationaler Koproduktionen für bestimmte Programmfarben und Sendeplätze, und die Verantwortlichen wissen natürlich, dass dabei andere Deal Terms zum Tragen kommen als bei vollfinanzierten Auftragsproduktionen.

Frau Meyermann, Herr Hofmann, herzlichen Dank für das Gespräch.

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