Beim ORF haben Sie einst "Dancing Stars" und "Starmania" auf die Bildschirme gebracht. Beim BR gibt es diese ganz großen Unterhaltungsshows nicht. Gibt es Ambitionen in diese Richtung?

Nein, vergleichbare Ambitionen gibt es nicht. Das waren zwei Event-Programme, die auf die Zielgruppe 12 bis 49 ausgerichtet waren. Da ist das BR Fernsehen breiter aufgestellt. Wir wollen aber schon eine Fläche einrichten, um verstärkt ein jüngeres Publikum zu erreichen. Und diesen Platz gibt es auch schon: den Donnerstag ab 22:30 Uhr. Wobei junges Publikum im Durchschnitt bei uns "ab 40 aufwärts" heißt. Da läuft unsere neue Personality-Show "Ringlstetter", und dann kommen noch jüngere Formate wie die "Woidboyz" und "PULS". Der Donnerstagabend ist im BR Fernsehen dezidiert der jungen Unterhaltung gewidmet, wir wollen dort immer mal wieder neue Dinge produzieren oder Serien zeigen, die sich an ein jüngeres Publikum richten.

So wie eigentlich alle ARD-Anstalten will sich also auch der BR weiterhin verjüngen.

Unser Auftrag ist es, allen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen ein geeignetes Angebot zu machen. Daher muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk Programm für sein angestammtes Publikum machen, darf aber gleichzeitig den Kontakt zu jüngeren Zielgruppen nicht abreißen lassen. Dazu zählt auch, einzelne Sendungen moderner zu machen. So haben wir zum Beispiel im Januar unser Magazin "Wir in Bayern" einem inhaltlichen Relaunch unterzogen. Ziel ist, dadurch vermehrt ein neues Publikum anzusprechen, dabei aber auch die Zuschauer, die wir schon haben, zu halten. Wir wollen mehr Durchmischung.

Und abgesehen vom Inhalt?

Hier haben wir vor allem unsere Ausspielwege im Blick. Der BR wandelt sich gerade zu einem medienübergreifenden Unternehmen. Das heißt, dass wir unsere Inhalte, die wir bislang klassisch für Fernsehen oder Radio produziert haben, künftig verstärkt auch auf den Online-Ausspielweg bringen wollen. Hier sehen wir die größte Chance, ein jüngeres Publikum zu gewinnen. Dabei geht es nicht darum, eine Sendung 1:1 auch online auszustrahlen, sondern die Inhalte so zu konfektionieren, dass sie von einem jungen Publikum gesehen werden.

2016 hat das BR Fernsehen, wie die meisten Dritten, Marktanteile verloren. 0,6 Prozentpunkte um genau zu sein, nur der RBB hat noch mehr verloren. Damit war der Sender relativ weit unten in der ARD-internen Tabelle. Worauf führen Sie das zurück?

Das stimmt so nicht, wir liegen weiterhin auf Rang drei unter den Dritten und hätten um ein Haar die sieben vor dem Komma beim Markanteil geschafft. Durch Olympia und die Fußball-EM haben wir 0,6 Prozentpunkte verloren, umgekehrt haben Das Erste und das ZDF jeweils 0,5 Prozentpunkte gewonnen. Es lag also vor allem an den beiden Sportereignissen im vergangenen Sommer.

Aber auch der MDR hatte Konkurrenz durch Olympia und Fußball-EM und hat zugelegt, sogar recht deutlich.

Der MDR hat traditionell ein sehr treues Publikum.

Sie gelten als Fiction-Fan. Was schauen Sie privat? Außer dem BR natürlich? Sitzen Sie abends auf dem Sofa und schauen Netflix?

Ich schaue fast nicht mehr privat fern. Das ist so wie bei einem Theaterdirektor, der in ein anderes Theater geht. Dort ist er vielleicht privat, aber er schaut immer, was die anderen machen und überlegt sich, ob das für ihn auch Sinn machen könnte. Wenn ich privat Fernsehen schaue, denke ich mir auch, warum die anderen Sender dies oder jenes machen, und ob das auch zu uns passen könnte. Also das rein private Schauen gibt es beim Fernsehdirektor nicht.

In der ARD-Fiction gibt es viele schwere, staatstragende Produktionen. Nun haben Sie beim BR-Filmbrunch vor kurzer Zeit gesagt, dass die Produzenten auch gerne mit leichten Stoffen zum BR kommen können. Warum nun der Fokus auf den leichten Bereich?

Ich habe nur betont, dass Produzenten gerne auch an den BR denken sollen, wenn sie mal eine Komödie haben. Wir wollen auch Komödien, Unterhaltsames. Das bedeutet aber nicht, dass wir auf ernste Stoffe verzichten.

Sie haben lange in Österreich gelebt und gearbeitet. Inwiefern unterscheidet sich der österreichische vom deutschen TV-Markt?

Der österreichische Fernsehmarkt ist sehr von deutscher Konkurrenz dominiert. Die Hauptkonkurrenten des ORF sind deutsche Sender – öffentlich-rechtliche und private. Während der deutsche Markt in sich ein Konkurrenzsystem ist. Das ist ein Unterschied, und daraus ergeben sich andere Herausforderungen.

Welche Herausforderungen sind das?

Es gibt einen ORF, der mit deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern kooperiert, aber auch mit deutschen Privatsendern. Das ist beim BR natürlich nicht der Fall, hier sind ARD und ZDF eine Konkurrenz für die privaten Sender. Hinzu kommt, dass Bayern mehr als zwölf Millionen Einwohner hat – mehr als ganz Österreich. Das sind sehr viele Menschen in unterschiedlichen Regionen, die der BR mit seinem Programm versorgt. Dieses Programm gibt es in seiner Vielfalt von keinem anderen Anbieter in Bayern – das ist auch unser USP. Und außerdem sind wir Zulieferer für Das Erste.

Letzte Frage: Am Freitag kam "Fastnacht in Franken" auf 4,47 Millionen Zuschauer bundesweit. Damit ist die Sendung wohl auch dieses Jahr die erfolgreichste des BR. Was macht den Reiz dieser Sendung aus? Können Sie dieses Phänomen erklären?

Die Fastnacht ist Kulturgut in Bayern und besonders für die Franken, die Fernsehsendung eine Erfolgsgeschichte im BR Fernsehen. Schon seit Wochen holen wir mit Faschingssendungen aus Franken und Schwaben sehr gute Quoten. Am Freitag lag der Markanteil in Bayern mit 52,6 Prozent so hoch wie nie zuvor, auch bei den 14- bis 49-Jährigen erzielten wir 31,1 Prozent, das sind absolute Spitzenwerte. Das Mysterium dahinter kann ich auch nicht erklären. Die Menschen werden in den Sendungen durch die Mischung aus hintergründigen politischen Spitzen, klassischem Klamauk und attraktiven Tanzdarbietungen einfach gut unterhalten.

Herr Scolik, vielen Dank für das Gespräch.