Wie bewerten Sie das derzeitige Verhältnis zwischen Free- und Pay-TV in Deutschland?

Mit der Pay-TV-Penetration von etwa 20 Prozent in Deutschland gibt es im deutschen Markt – mit einer vernünftigen Windowing-Politik – ein gutes Gleichgewicht von Pay- und Free-TV, das gegenseitig helfen kann. Eine Free-TV-Auswertung von „4 Blocks“ weckt beispielsweise mehr Interesse für die zweite Staffel, die dann wieder zunächst exklusiv bei TNT Serie zu sehen ist. Es ist also eine Frage der Refinanzierung, aber auch Stärkung der Präsenz einer Programmmarke. Mit der Pay-TV-Penetration von etwa 20 Prozent in Deutschland gibt es im deutschen Markt - mit einer vernünftigen Windowing-Politik - ein gutes Gleichgewicht von Pay- und Free-TV, das gegenseitig helfen kann. Das Fenster für die Pay-TV-Exklusivität muss nur signifikant sein. Ein oder zwei Monate Vorsprung reichen nicht.

Wenn Sie schon von der Pay-TV-Penetration in Deutschland sprechen: Da sahen fast alle Marktteilnehmer zwischenzeitlich mal viel Luft nach oben. Haben die neuen SVoD-Anbieter das Potential geschmälert? Und ist ein Standbein im Free-TV eine Option?

(lacht). Ich fange mal mit Letzterem an: Wir sind mit unserer Pay-Positionierung und den fünf Sendern TNT Serie, TNT Comedy, TNT Film, Boomerang und Cartoon Network sehr zufrieden. Wie man so sagt: Man schaut sich immer alles mal an, aber es gibt keine Überlegung abseits von CNN International einen Free-TV-Sender zu starten. Im Free-TV wird ein nicht mehr wachsender Kuchen unter immer mehr Marktteilnehmern aufgeteilt. Pay-TV hingegen wächst und das auch in den letzten Jahren trotz neuer SVoD-Plattformen. Wir werden nicht bei 20 Prozent stagnieren. Der nächste Meilenstein bleibt eine Marktpenetration von 30 Prozent und ich gehe auch davon aus, dass es danach noch weitergeht. Und dank der SVoD-Plattformen hat sich die Bereitschaft für gute Inhalte zu zahlen noch einmal gesteigert.

Aber der Zuversicht steht - angetrieben durch Sky und seine veränderte Bewertung von Partner-Sendern - eine spürbare Konsolidierungswelle im deutschen Pay-TV gegenüber.

Ja, eine Konsolidierung im deutschen Pay-TV ist zu spüren und ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich die noch fortsetzen wird.

Das Verhältnis zu Sky wird ambivalenter?

Sky war immer eine Mischung aus Partner und aufgrund eigener Sender auch Wettbewerber. Letzteres hat sicherlich zugenommen. Das ist nicht überraschend, wenn man sich international umschaut. Ähnliche Situationen lassen sich in vielen Märkten beobachten. Die USA sind da eine seltene Ausnahme, weil sich die Plattformen dort weitgehend darauf beschränken, Plattformen zu sein. Aber ansonsten ist die Wettbewerbssituation keine ungewöhnliche.

"Wir fokussieren uns auf den Pay-TV-Markt und versuchen nicht auf beiden Hochzeiten zu tanzen."
Hannes Heyelmann

Und Sie machen sich auch keine Sorgen vor weiterer Konsolidierung?

Wir haben uns rechtzeitig als Sendergruppe stark aufgestellt. Dazu gehörte auch ein frühzeitiges Investment und nachhaltiges Bekenntnis zu deutschen Eigenproduktionen. Eine weitere Stärke liegt auch in den Koproduktionen mit den Turner-Sendern in den USA. Dadurch bekommen wir im nächsten Jahr für TNT Serie und TNT Comedy allein zehn neue Serien oder Staffeln. So ist die Exklusivität und die nicht-lineare Verfügbarkeit gewährleistet. Wenn man nur eingekaufte Produktionen zeigt, dann gibt es oft Restriktionen. Dann dürfen meist nur wenige Folgen nur wenige Tage auf Abruf abgeboten werden. Bei unseren Kinder- und Familiensendern Cartoon Network und Boomerang kommt auch sehr viel Programm direkt von den Cartoon Network Studios oder familienintern von Warner Bros. Animation. All das ist etwas, was wir in die Verhandlungen mit Sky mitnehmen. Wir sind zuversichtlich, dass wir unverzichtbares Programm und Sendermarken beisteuern können und dafür auch angemessen bezahlt werden. Ich bin optimistisch. Wären wir nur Aggregatoren von Fremd-Content, würde ich mir allerdings Sorgen machen, denn das kann Sky auch selbst machen.

Wann stehen denn bei Ihnen die Gespräche mit Sky an?

Unser Vertrag läuft über 2017 hinaus, aber man wird in diesem Jahr sicherlich schon erste Gespräche führen. Was übrigens auch wichtig ist in diesem Zusammenhang: Wir fokussieren uns auf den Pay-TV-Markt und versuchen nicht auf beiden Hochzeiten zu tanzen. Das merkt Sky. Das merken auch andere Partner. Bei uns gibt es keine Frage nach Prioritäten.

Noch einmal kurz zurück zu „4 Blocks“. Welche Rolle spielt da ein internationaler Verkauf?

An „4 Blocks“ gibt es ein enormes internationales Interesse. Ich bin mir sehr sicher, dass die Serie in vielen Ländern, inklusive der USA, zu sehen sein wird. Wir haben „4 Blocks“ in der Produktion bewusst nicht „international“ getrimmt, ganz im Gegenteil, und wahrscheinlich kommt sie gerade deswegen auch außerhalb von Deuschland so gut an. Wir sind bei der Finanzierung ein hohes Risiko eingegangen und haben mit TNT Serie mehr als 85% der Kosten selbst übernommen und da freut es natürlich enorm, dass es so aussieht, als würden wir einen Teil zurückbekommen. Das Medienboard Berlin Brandenburg, die FFF und Wiedemann & Berg freuen sich sicherlich auch über einen Rückfluss.

Aber es steht noch nichts fest?

Ich denke, dass wir in den nächsten Wochen die meisten Verhandlungen abschließen werden. Das ist ja immer ein kleines Puzzlespiel mit den Verwertungsfenstern.

Herr Heyelmann, herzlichen Dank für das Gespräch.