Früher beim ZDF, sind sie nun seit fünf Jahren mit ihrer Firma Nadcon Film im Produktionsgeschäft tätig. Mit dem Herz für Koproduktionen. Wo liegen Ihre Schwerpunkte?

Ich bin Farmer und Jäger. Mein Ziel sind immer Koproduktionen, weil ich Geld gezielter investieren kann, mehr Freiheiten habe und mich sehr für andere Länder interessiere. Wir machen auch rein deutsche Produktionen, aber viel selektiver. Wir haben eine Reihe von Projekten, die wir selbst entwickeln und uns dann Partner suchen - wie zum Beispiel gerade bei dem spanischen Film „Invisible Guardian“, bei dem wir von Anfang an alle Buchrechte hatten. Aber ich bin auch gerne Jäger, wobei durch die vielen Jahre im Geschäft mittlerweile auch viele mit ihren Projekten zu uns kommen. Da können wir dann frühzeitig entscheiden, ob wir einsteigen und so früh wie möglich Einfluss nehmen können. Aber man muss natürlich bei Koproduktionen immer genau überlegen, welche Schlachten man schlagen will.

Gutes Stichwort. Woran scheitern Koproduktionen?

Bei einer Koproduktion ist es wie mit der Ehe: Man muss zu Beginn die richtigen Entscheidungen treffen. Hat man sich am Anfang getäuscht, kann man hinterher auch nicht mehr viel retten. Hat man das falsche Programm mit den falschen Talenten lässt sich nicht mehr viel machen. Wenn man aber wiederum grundsätzlich sehr gut miteinander kann, dann lassen sich Hürden der Koproduktion auch gemeinsam meistern. Schafft man das, dann sind Koproduktionen der Königsweg zu guten Programmen.

Steile These.

Man erhält für einen kleineren Bestandteil des Gesamtbudgets ein Programm, das man finanziell alleine gar nicht hätte stemmen können. Und die Identifikation des Programms mit dem Sender ist weit höher als bei eingekaufter Lizenzware. Wir reden weiterhin hauptsächlich mit den Öffentlich-Rechtlichen, insbesondere mit dem ZDF, da wir mit der dortigen Redaktion besonders viel Erfahrung in der internationalen Zusammenarbeit gesammelt haben. Dabei wäre es für Privatsender eine günstige Gelegenheit sich exklusives Programm im Wettbewerb gegen neue Konkurrenten zu sichern, die ihre Budgets international rechnen und klassische deutsche Auftragsproduktionen da vom Budget her nicht mithalten können. Da würde ich mir mehr Zusammenarbeit mit Privatsendern wünschen. Die neuen Anbieter im Streamingmarkt sind zwar im Zuschauermarkt angekommen, aber produktionsseitig ist da vom Volumen her ja noch nicht viel zu erwarten. Netflix investiert in eine zweite deutsche Serie. Das weckt im Produzentenmarkt noch keine großen Fantasien.

Worauf legen Sie Wert bei Koproduktionen?

Ich lege immer Wert auf eine moderne Form und auf Regisseure, die Druck machen können. Beim Format verlangt der deutsche Markt im Augenblick Procedurals und vor allem 90`.

Und das ist nie ein Problem? Weil viele Produktionen in den Heimatmärkten doch in klassischer Serienlänge laufen. Wie kommt das mit der Dramaturgie hin?

„Kommissarin Lund“ und Co. waren ja solche Serien, die bei uns in Spielfilmlänge liefen und das funktionierte sehr gut. Bei anspruchsvollen Serien ist das kein Problem, weil die Zuschauer dort gerne tiefer eintauchen und länger dran bleiben. Bei leichteren Stoffen würde schneller eine Sättigung eintreten. Da wären Einzelfolgen sinnvoller. Wenn man aber eine sehr dramatische Story hat, dann ist das deutsche Publikum durch den vom ZDF etablierten Sendeplatz 90 Minuten gewohnt. Und die Dramatik zum Ende der ersten Folge, also für den deutschen Zuschauer zur Hälfte der 90 Minuten, gibt mitten drin nochmal so einen Kick für die zweite Hälfte. Da zündet man nochmal neu.

"Es fehlte oft an Regisseuren, die auch für das fürs Fernsehen Geschichten spannend und modern umsetzen können."
Peter Nadermann

Sie schwärmen von internationalen Koproduktionen. Gibt Ihnen das deutsche Fernsehen auch manchmal Grund zum Schwärmen?

„4 Blocks“ von TNT Serie war sicherlich eine spannende Ausnahme - weit über dem Durchschnitt – was besonders hoch einzuschätzen ist, weil die Produzenten ja mit einem eher bescheidenen Budget auskommen mussten. Mir hat gefallen, wie einige Stars der deutschen Rap-Szene eingebaut wurden und wie die Konflikte viel direkter und realer inszeniert wurden. Es gibt natürlich immer wieder deutsche Produktionen, die einen begeistern. „Unsere Mütter, unsere Väter“ war so ein Beispiel. Wir haben ja auch Talente, Regisseure wie Philipp Kadelbach, die auch immer mehr in großen internationalen Produktionen arbeiten.

Interessant, dass Sie auf die Regisseure kommen. In den vergangenen Jahren hat sich die Betrachtung in Deutschland stärker auf die Autoren gerichtet.

An guten Büchern mangelt es in Deutschland nicht so sehr. Es fehlte oft an Regisseuren, die auch für das fürs Fernsehen Geschichten spannend und modern umsetzen können. In den USA war „True Detective“ in der ersten Staffel ja auch vor allem dank der Regie von Cary Fukunaga so stark. Die zweite Staffel hatte die gleichen Autoren, aber einen anderen Regisseur - und fiel völlig ab. Eine gute Produktion ist natürlich immer ein Zusammenspiel aller Kreativen, aber ich würde bei aller Wertschätzung für Autoren die Verantwortung des Regisseurs nicht unterschätzen. Er muss den Stil prägen und die Bücher interpretieren. Das ist zum Beispiel Marvin Kren bei „4 Blocks“ sehr gut gelungen.

Herr Nadermann, herzlichen Dank für das Gespräch.