Frau Walthelm, vor wenigen Tagen ist "X Factor" zu Ende gegangen. Die offiziellen Quoten weisen 40.000 Zuschauer fürs Finale aus. Sie wollen mir jetzt nicht sagen, dass das ein Erfolg für Sky ist, oder?

Ich bin sehr stolz auf die Produktion, weil sie für Qualität steht und unsere Programmvielfalt erweitert hat. Wie Sie wissen, sind die Overnight-Zahlen der AGF für uns bei Sky nicht der einzige relevante Faktor. Wichtig ist, dass wir unsere Kunden über die Zeit und die verschiedenen Ausspielwege erreichen. Und da liegen die Zahlen natürlich deutlich höher.

Das heißt konkret?

Insgesamt haben wir mit "X Factor" rund die Hälfte unserer Sky-Abonnenten erreicht, genauer gesagt etwas mehr als 2,3 Millionen allein im TV. Das ist ein gutes Ergebnis.

Aber da sind dann nicht die dabei, die einen der Juroren zufällig mal bei seinem Auftritt in der Bundesliga-Vorberichterstattung gesehen haben, oder?

Nein. Das sind alle Menschen, die "X Factor" geschaut haben. Dazu kommen noch über eine Million Abrufe, die wir über On Demand, Sky Go und Sky Ticket erreicht haben. Die durchschnittliche Sehbeteiligung einer Folge lag innerhalb einer Woche bei 202.000 Zuschauern. Damit sind wir zufrieden. Dass sich der Zuschauerkreis über die Staffel hinweg erst aufbauen muss, überrascht uns nicht.

Nun leben aber doch insbesondere die Live-Shows von ihrem Live-Moment. Reicht es da wirklich, wenn man sich die Nutzung nach sieben Tagen betrachtet?

Der Trend geht eindeutig zu zeitversetztem Fernsehen – und dieser Trend ist nicht nur im Pay-TV festzustellen. Daher müssen wir selbstverständlich in unserer Analyse in Betracht ziehen, dass sich die Sehgewohnheiten verändert haben. Gerade Sky hat sich im Non-Sports-Bereich über die Jahre hinweg sehr stark darüber positioniert, dass man das Programm an jedem Ort und zu jeder Zeit anschauen kann und man eben nicht an eine fixe Startzeit gebunden ist.

Nur wenn Sie bei einer Castingshow telefonisch einen Gewinner bestimmen lassen wollen, dann muss es doch Ihr Ziel sein, möglichst viele Zuschauer gleichzeitig vor dem Fernseher zu versammeln. 

Für uns entscheidend ist nicht eine singuläre Live-Show, sondern die Strategie, die wir mit der gesamten Staffel verfolgen. Da sehen wir beispielsweise, dass von unseren Zuschauern die Wiederholungen von "X Factor" stark genutzt wurden. Zudem haben wir zum ersten Mal ein Showprojekt wie "X Factor" unseren Zuschauern präsentiert.  Nachdem wir in den letzten Jahren vorwiegend als Anbieter von exklusivem Live-Sport wahrgenommen wurden, erweitern wir seit letztem Jahr mit hochwertigen eigenproduzierten Serien wie "Babylon Berlin" und "Das Boot", das Ende November startet, sowie großen Entertainmentshows unser Portfolio mit dem Ziel, zusätzliche Zielgruppen anzusprechen. Das passiert jedoch nicht über Nacht. Das Potenzial ist aber sehr groß und dieses möchten wir nutzen.

Wenn man eine große Castingshow startet, dann ist auch das Echo in den Medien wichtig. War das aus Ihrer Sicht groß genug?

"X Factor" ist für uns aus PR-Sicht ein großer Erfolg. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kommunikationsteam haben alle unsere Ziele, die wir uns im Vorfeld gesetzt haben, übererfüllt. Wir haben es mit "X Factor" in die unterschiedlichsten Medien geschafft, vor allem in die regionalen Zeitungen, und haben gleichzeitig Zielgruppen angesprochen, die wir sonst nur schwer erreichen. Vor allem haben wir festgestellt, dass unsere Jury mit Jennifer Weist, Sido, Iggy von Lions Head und Thomas Anders sowie den Moderatoren Charlotte Würdig und Ben Istenes sehr gut aufgenommen wurde. Über sie hat es eine sehr große und umfassende Berichterstattung gegeben.

X Factor© Sky

Die "X Factor"-Gewinner EES & the Yes-Ja-Band mit der Jury

"Bild" hat aber offensichtlich nicht mal über Ihren Gewinner berichtet. Wie ist das zu erklären? 

Die "Bild am Sonntag" hat groß zum Staffel-Start berichtet und es gab umfangreiche Berichterstattung zu den Kandidaten in den regionalen Ausgaben. Uns geht es darum, mit einer guten Berichterstattung möglichst breiten Widerhall zu finden und Zuschauer anzusprechen, die wir sonst nicht erreichen. Diese Reichweite generiert man durch eine gute Mischung aus regionalen Tageszeitungen und nationalen Medien. In beiden Gruppen sowie im Bereich Radio und Online haben wir breit stattgefunden. Darüber hinaus waren wir mit "X Factor" in Medien vertreten, die bislang noch nie über Content abseits unseres Fußballs berichtet haben. Diese hervorragende Performance wurde abgerundet durch sehr erfolgreiche Social-Media-Aktivitäten.

Der offizielle "X Factor"-Account bei Twitter zählt 167 Follower.

Der Fokus unserer Social Media Aktivitäten lag nicht auf Twitter. Bei Facebook sind wir mit fast 50.000 Followern in einer sehr guten Größenordnung unterwegs. Mit diesen Ergebnissen sind wir genauso wie bei denen auf Instagram sehr, sehr zufrieden.

Dann dürfte einer zweiten Staffel ja nichts im Wege stehen.

Es gibt noch keine finale Entscheidung über eine zweite Staffel von "X Factor". Darüber werden wir jetzt auch zusammen mit unserem Partner UFA diskutieren.

Inwiefern muss sich ein Format bei Sky 1 am Mainstream orientieren und sich gleichzeitig vom Free-TV absetzen?

Genau diesen Spagat versuchen wir hinzubekommen. Vielleicht nicht mit jeder einzelnen Sendung, aber im Gesamterlebnis. Primär wollen wir mit Sky 1 unterhalten und den Zuschauern nach einem langen Arbeitstag nicht nur die anspruchsvolle HBO-Kost oder einen zweistündigen Film bieten, sondern etwas, das zwar qualitativ hochwertig ist, aber auch entspannt und Spaß macht. Daneben sind die Non-Scripted-Eigenproduktionen auch deshalb ein wichtiger Teil unserer Strategie, weil wir damit lokale Gesichter und Exklusivität bieten können. So wie beim "Quatsch Comedy Club", bei dem wir uns aktuell in der Produktion der zweiten Staffel befinden.

Anfang November feiert Sky 1 seinen zweiten Geburtstag. Wie fällt das Fazit aus?

Sky 1 wurde von Beginn an gut genutzt und liegt regelmäßig unter unseren Top 3 Sendern bei Sky. Das bestärkt uns in unserer Strategie, auch weiterhin einen Mix aus lokalen Inhalten und internationaler Fiction, zum Teil in Erstausstrahlung wie bei der zweiten Staffel "The Good Doctor" und "S.W.A.T.", anzubieten. Daneben freuen wir uns nun auf den Start von "Das Boot" oder "8 Tage" und "Der Pass". Aber auch bekannte Serien wie "Danni Lowinski" oder "Ladykracher" erfreuen sich großer Beliebtheit. Daran wollen wir anknüpfen.

Liegt es da nicht nahe, nicht nur in Drama zu investieren, sondern auch in leichtere Serien-Unterhaltung?

In der fiktionalen Eigenproduktion schauen wir uns Konzepte aller Art an, also auch leichtere Stoffe und Comedy. Momentan haben wir uns aber dafür entschieden, uns auf sogenannte Leuchttürme zu fokussieren, die auf internationalem Standard produziert werden und für ein hochqualitatives Pay-TV stehen. Dadurch erhoffen wir uns einerseits eine hohe Resonanz in der Presse und andererseits Gesprächsstoff in der Gesellschaft. Wir sind allerdings perspektivisch auch dafür offen, diese Strategie auszuweiten.

Frau Walthelm, vielen Dank für das Gespräch.