Herr Mockridge, als wir zuletzt sprachen, äußerten Sie den Wunsch, in Zukunft Ihre eigene Show produzieren zu wollen. Demzufolge müssten Sie jetzt alles erreicht haben.

Das ist wirklich ein Traum, der gerade in Erfüllung geht. Aber alles hat natürlich seine zwei Seiten, denn plötzlich stehe ich mit meiner Firma Lucky Pics selbst im Auge des Orkans und muss tagtäglich so viele Brände löschen, dass ich noch gar keinen Moment hatte, um das ernsthaft reflektieren zu können.

Was bedeutet die Tätigkeit als Produzent für Sie im Alltag?

Produzent zu sein bedeutet neben dem kreativen Part, Entscheidungen treffen müssen. Und dann sitzt man in der Besprechung und wird plötzlich gefragt, ob man für eine Show eine Spider-Cam braucht oder nicht. Mit 29 sagt man leichtfertig "ja" und stellt kurz darauf fest, was das eigentlich kostet.

Bei wem holen Sie sich Ratschläge?

Ich bin ja nicht der klassische Produzent. Ich fülle jedenfalls keine Excel-Tabellen aus und führe auch keine Telefonate, sondern sehe mich als Moderator, der kreative Impulse gibt und sich wünscht, dass auch mal um die Ecke gedacht wird. Das geht auch deshalb gut, weil hier bei Brainpool viele erfahrene Kollegen arbeiten, die wissen, wie das Geschäft funktioniert. Das ist ein großer Segen.

Wie kam die Verbindung zu Brainpool zustande?

Vor sieben Jahren habe ich hier ein Praktikum begonnen. Ich war also schon immer ein Brainpool-Kind. Aber die Verbindung reicht eigentlich weiter zurück: Mit 13, 14 Jahren habe ich gegoogelt, wer eigentlich hinter "TV Total" steht – bereits damals wollte ich unbedingt dorthin. Wahnsinn, dass ich heute mit so vielen Leuten zusammenarbeite, die ich damals im Internet gefunden habe.

Wer einmal selbst produziert, will sein Spektrum in aller Regel gerne erweitern. Wie viel kann Lucky Pics überhaupt stemmen?

Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Als Produzent möchte ich selbstverständlich so viel wie möglich raushauen. Auf der anderen Seite möchte ich mich aber auch schützen und daher nicht alles machen. Die richtige Balance zu finden, ist gar nicht so einfach, schließlich will ich auch gar nicht überall meinen Namen draufschreiben.

Aber Ihre Sat.1-Show "Luke - Die Woche und ich" könnten Sie schon häufiger machen.

Das würde total mit meiner Live-Tour kollidieren.

Bei Sat.1 wird man Ihre Tour ziemlich verfluchen.

...und die von der Tour sagen: Doofes Sat.1! (lacht) Und meine Freunde finden beides beschissen, weil sie mich gar nicht mehr sehen. Nein, ich mag dieses Mischverhältnis. Es muss auch nicht immer Primetime oder Stadionauftritt sein. Ich genieße dazwischen auch die kleinen Termine.

 

"Für eine tägliche Sendung fühle ich mich noch zu jung."
Luke Mockridge

In Ihrer neuen Show steckt auf den ersten Blick wenig Luke drin – zumindest fehlt ausnahmsweise Ihr Name im Titel.

Genau, das Ding nennt sich "Catch! Der große Sat.1 Fang-Freitag". Vermutlich haben wir die Show alleine über den Namen verkauft bekommen.

Wie kamen Sie auf die Idee, im Fernsehen Fangen zu spielen?

Vor einigen Jahren habe ich ein YouTube-Video gesehen, in dem sich Parcourer gegenseitig jagten. Das war zwar schlecht gefilmt, aber äußerst unterhaltsam. Ich habe das Spiel den Kollegen von "Schlag den Raab" vorgeschlagen, denn ich war ja nur der kleine Luke und das war der große Show-Dino. Dass die Idee jetzt als eigene Show in Sat.1 unterkommt, finde ich sensationell. Anders als RTL mit "Ninja Warrior" oder ProSieben mit seinen "Wintergames" hat Sat.1 bislang im Sport-Bereich kein Show-Event. Da besteht also Nachholbedarf.

Aber braucht es ernsthaft noch eine weitere Promi-Show?

Die Promis spielen nur eine kleine Rolle in unserer Show – und sie müssen sportlich auch ziemlich was auf dem Kasten haben. Es geht mir um einen ernsthaften Wettbewerb, weil ich überzeugt davon bin, dass die Zuschauer heutzutage keine Promis mehr sehen wollen, die sich lächerlich machen. Das ist der Grund, weshalb wir den Teams echte Spitzen-Sportler zur Seite stellen. Es ist diese Mischung aus Kinderspiel und Olympia-Feeling, mit der wir eine Nische besetzen wollen. Außerdem habe ich gehört, dass Kaspar Pflüger von der Idee so begeistert ist, dass er jetzt mit seinen Kindern immer fangen spielt. (lacht)

Werden Ihre Show-Ideen heute, mit dem Erfolg im Rücken, im Sender anders diskutiert als noch vor ein oder zwei Jahren?

Natürlich ist der Erfolg ein Türöffner und ich habe noch ganz viele Ideen, auch etwas mit Musik kann ich mir sehr gut vorstellen. Aber es herrscht ganz sicher keine Diktatur, in der ich allen sage, was passiert. Fernsehen ist Teamwork

In der Vergangenheit haben Sie mehrfach erzählt, dass Stefan Raab Ihr Vorbild ist. Nach dieser Logik müssten Sie in 20 Jahren aufhören.

Wie das Fernsehen in 20 Jahren wohl aussieht?!

Wie weit im Voraus denkt man denn, wenn man mit 29 beim Fernsehen ist?

Ich wäre kein Künstler, hätte ich keine durchgängige Zukunftsangst. Ständig habe ich das Gefühl, dass das alles gar nicht wahr sein kann und dass irgendwann jemand kommt und diese Blase platzen lässt. Solange Ideen und Spaß vorhanden sind, funktioniert es aber. Es kann mit 30 oder 50 vorbei sein, aber auch bis 80 gehen. Schauen Sie sich Thomas Gottschalk an, da hatte sein Haus noch vor ihm Burnout.

Wäre eine klassische Late-Night-Show ein Ziel, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt?

Da sind wir wieder bei der Tour, die mir so am Herzen liegt. Jetzt bin ich 29 und alleinstehend mit einer Single-Wohnung in Köln. Vor diesem Hintergrund ist es schon geil, unterwegs zu sein: München, Hamburg, Berlin, Fulda! Wenn ich aber romantisch in die Zukunft blicke, mit Kindern und Frau in Rodenkirchen – da wäre eine Late-Night-Show als Arbeitsplatz natürlich eine schöne Vorstellung. Für eine tägliche Sendung, wie Raab sie machte, fühle ich mich jetzt allerdings noch zu jung.

In den USA haben gerade jene Late-Night-Talker Hochkonjunktur, die politisch sind. Wäre das überhaupt etwas für Sie?

Je politischer die Zeit, desto besser muss die Kunst sein, um das Geschehen reflektieren zu können. Auf der anderen Seite lechzt man aber auch danach, den Kopf freizukriegen. James Corden zum Beispiel, der sein Ding mit "Carpool Karaoke" durchzieht, geht kaum auf politische Themen ein und ist trotzdem erfolgreich. Ich selbst kann Politik und Schieflagen in der Nation nur dann einordnen, wenn ich es auch selbst verstanden habe. Aber bei Donald Trump fällt sogar mir manchmal nichts mehr ein.

Herr Mockridge, vielen Dank für das Gespräch.

"Catch! Der große Sat.1 Fang-Freitag" läuft am kommenden Freitag um 20:15 Uhr in Sat.1