Behalten Sie generell gern die Kontrolle über Ihr Fortkommen?

Ein bisschen schon. Aber gerade dabei lernt man ja am besten, dass wahre Kontrolle in unserem Metier schwer möglich ist. Ich könnte hier und jetzt das Angebot für ein Casting morgen in Australien kriegen oder monatelang gar nichts. Deshalb plane ich den Job längst nicht weiter als zwei Wochen im Voraus. Man ist in unserer Branche häufig mit Murphy’s Law konfrontiert; wenn du da einen Urlaub buchst, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass du ein Angebot bekommst und canceln musst.

Fühlt man sich in einem Riesenapparat wie diesem, der selbst Kollegen mit mehr Hollywood-Erfahrung Respekt einflößt, da nicht umso mehr wie ein winziges Rad im Getriebe von etwas viel Größerem, also einflusslos und klein?

Klein nicht, weil hier alle Räder der Vision von Dan und David gehorchen.

Den Produzenten Daniel Weiss und David Benioff.

Für sie greifen alle Räder exakt ineinander, ohne dass eins davon wichtiger wäre als das andere. Ich habe das schon daran gemerkt, wenn nach jedem Take sieben Leute an mir herumgefummelt haben, also gewissermaßen für mich gearbeitet, obwohl ich nur ein Nebendarsteller bin. Da vertraut man halt und gibt gern die Kontrolle ab.

Und das galt für Sie genauso wie für die Serien-Stars Peter Dinklage oder Lena Headey?

Im Grunde ja, für mich sind das alles sehr bodenständige Menschen, die ihre Figuren spielen – egal, ob sie Millionen auf dem Konto haben oder Miese. Hollywood ist im Prinzip überall auf der Welt. Wichtig ist immer seinen inneren Kern zu wahren, damit man die Bodenhaftung nicht verliert.

Wenn man Sie so über dieses Wahnsinnsprojekt "Game of Thrones" schwärmen hört – schwingt da ein bisschen Wehmut mit, erst zum Ende hin Teil davon geworden zu sein?

(lacht) Ganz kurz. Aber es wäre gar nicht früher gegangen, denn als ich für diesen Markt präsent wurde, war die Serie schon in vollem Gange. Ich habe ja relativ spät beim Film angefangen und dann insgesamt vielleicht sechs Jahre, davon drei international. Auch, weil ich mich noch gut daran erinnere, meine Miete kaum bezahlen zu können, bin ich deshalb vor allem dankbar.

Aber wächst nicht trotzdem die Gefahr, an Demut zu verlieren, wenn man mal was wie "Game of Thrones" gemacht hat?

Bislang nicht. Ich liebe einfach gute Stoffe, egal welches Genre, ob Debütfilm mit Handkamera oder Blockbuster mit Riesenbudget.

Wünschen Sie sich nach all den Episodenrollen von "SOKO" über "Last Kingdom" bis "Tatort" dennoch langsam mal eine Hauptrolle?

Stimmt schon, bislang war ich vor allem Gast – mal größer, mal weniger groß; da wäre der nächste Schritt definitiv, mehr Verantwortung zu tragen, das ist mein Ziel.

Hilft oder blockiert der Hype um "Game of Thrones" dabei?

Das werden wir sehen.