Herr Ebel, jetzt feiert M.E. Works 10-jähriges Jubiläum und man stellt gerne die Höhepunkte heraus. Mich würde aber - von Unternehmer zu Unternehmer - erst einmal das Gegenteil interessieren: Gab es prägende Tage oder Wochen in denen Für M.E. Works alles auf dem Spiel stand?

Ich glaube, da kommen Sie mit Tagen oder Wochen nicht hin. Das waren innerhalb der zehn Jahre sicher schon Monate, in denen man nicht zu glauben wagte, einmal 10-Jähriges zu feiern. Wir waren in den ersten Jahren sehr leise unterwegs, was viel mit unserer Entstehungsgeschichte zu tun hatte. Wir haben die ersten sechs Jahre ja exklusiv für RTL bzw. InfoNetwork gearbeitet. Als diese sehr enge Zusammenarbeit vor vier Jahren endete und wir direkt den Auftrag für das Sat.1-Vorabendmagazin „Unser Tag“ gewinnen konnten, können Sie sich ja ausrechnen, wie lange es dauerte, bis aus dem gefühlten Traum ein Albtraum wurde. Und der hat mich natürlich dann mehr als nur ein paar Wochen beschäftigt.



Was macht M.E. Works eigentlich? Verzeihen Sie die Frage, aber gerade aufgrund der Zulieferung für bestehende Formate waren Sie, wie Sie selbst sagen früher „sehr leise unterwegs“…

(lacht) Glücklicherweise ist das ein Zustand, den wir in der Vergangenheitsform besprechen können. Wir sind stärker denn je unter eigener Flagge unterwegs und produzieren dieses Jahr mehrere eigene Primetime-Formate, viele große Reportagen und Dokus, außerdem arbeiten wir gerade mit unseren Kollegen von Redseven für zwei tägliche Formate zusammen, da ist die kurze Liebe aus der „Unser Tag“-Zeit wieder aufgeflammt und funktioniert sehr gut. Das alles ist das langfristige Ergebnis und der Ertrag intensiver Überlegung in der eben besprochenen Zeit, in der wir uns neu definieren mussten. Das war eine Phase, in der wir auch in Ermangelung großer Aufträge sehr grundsätzlich darüber nachdenken mussten, was wir eigentlich künftig machen wollen und wo unsere Kernkompetenzen liegen.

Und wo liegen die?

Wir hatten immer den Ruf, einerseits sehr akribisch und sorgfältig zu recherchieren und zu arbeiten, andererseits gut casten zu können und nicht zuletzt einen sehr hochwertigen Look zu produzieren. Aber außerhalb der Exklusivität mit RTL stand die Frage im Raum: Was macht man jetzt daraus, wie können wir uns am Markt beweisen? Ich bin damals auf ganz neue Partner zugegangen, in erster Linie das ZDF und den WDR - es war also auch ein ziemlicher Switch zu den Öffentlich-Rechtlichen, ohne dass wir die Privaten gänzlich aufgegeben haben.

Noch vor 15 oder 20 Jahren wäre es kaum vorstellbar gewesen, dass ein RTL-Zulieferer plötzlich für ARD-Anstalt und das ZDF arbeitet…

Diese Grenzen sind weitaus weicher als man es sich vorstellt. Wir sind für die Öffentlich-Rechtlichen die, die trotz der Seriösität auch zu unterhalten wissen und für die Privaten sind wir die Unterhaltsamen, die seriös und journalistisch arbeiten. So haben wir dann relativ schnell viele gute Anknüpfungspunkte gefunden. Für ZDFzoom machen wir allein dieses Jahr vier bis fünf Filme, wir arbeiten auch sehr gut mit ZDF Reportage, ZDF History und ZDFinfo zusammen. Da ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit entstanden. Und wir haben inzwischen auch mit dem WDR eine langlaufende Zusammenarbeit, die über Magazin-Zulieferung hinaus geht - zum Beispiel mit unserem seit fünf Jahren laufenden Reiseformat „2 für 300“, das unter anderem für die YouTube-Seite WDR Reisen eine große Triebfeder ist und aus dem heraus dann auch die Sichtbarkeit von M.E. Works als Produktionsfirma stieg.

Sie sprachen vom Projekt Primetime. Was bedeutet das konkret?

Wir werden bis Jahresende drei, vielleicht vier Primetime-Formate on air bringen. Als Erstes kommt ein neues Reiseformat namens „Mission Traumurlaub“ mit Lisa Kestel und Sven Kroll, das im Juli beim WDR Fernsehen startet. Dann haben wir ebenfalls beim WDR Anfang des Jahres den Pitch zur Neuausschreibung des investigativen Verbraucherformats „Könnes kämpft“ gewonnen und wir arbeiten an einem weiteren investigativen Primetime-Format für einen privaten Kunden, über das ich gerade aber noch nichts sagen kann. Aber natürlich arbeiten wir auch weiterhin für Magazine, produzieren z.B. für „Markt“ und „Servicezeit“ beim WDR, „Galileo“ und „Taff“ bei ProSieben oder „Abenteuer Leben“ bei Kabel Eins. Deswegen sind wir inzwischen auch schon ungefähr 50 Mitarbeiter bei M.E. Works.

Wäre es falsch zu sagen, dass Sie davon profitiert haben, dass immer mehr Sender journalistische Programme outsourcen?

Da wären wir jetzt wieder beim Magazin-Journalismus, der aber inzwischen vielleicht noch 20 Prozent unseres Umsatzes macht. Aber ich würde nicht sagen, dass sich der Bedarf in den vergangenen Jahren massiv geändert hat. Es gab eine grundsätzliche Öffnung für externe Zulieferer, aber die ist schon sehr viel länger her. In den letzten Jahren ist das stabil geblieben.