Und Sie behalten zudem noch die kreative Kontrolle. Die Telekom wird Ihnen wohl kaum sagen, wie Sie Ihr Konzert zu gestalten haben.

Der Einfluss ist ein anderer. Die Telekom sagt sehr wohl: "Was ihr uns liefert, muss funktionieren!" Wenn's nicht funktioniert, werden sie's nicht nochmal machen. Das wissen wir und machen uns deshalb Gedanken darüber, wie eine Produktion aussehen muss, damit möglichst niemand zwischendurch Bier holen geht. Klar ist, dass wir uns heute mehr anstrengen müssen, um die vielen Optionen zu checken, und dass sich das Volumen auf mehr verschiedene Plattformen verteilt. Das heißt aber nicht, dass es in Summe schlechter oder weniger effektiv wäre. Das Schachspiel ist einfach komplexer geworden, was ich persönlich reizvoll finde.

Ihre Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Plattformen lässt sich auch an Ihrer zunehmenden Video-Präsenz bei Instagram und Facebook erkennen. Gewähren Sie bald tägliche Einblicke in Ihr Privatleben wie Dieter Bohlen?

Das ganz sicher nicht. Aber ich finde den unmittelbaren Austausch mit den Fans übers Netz inzwischen sehr wichtig. In unserem kleinen Unternehmen gibt es einen jungen Mann, der sich ausschließlich ums Social Media Management kümmert. Für mich ist das kein Schlüsselloch. Über eine gewisse Selbstdarstellung würde ich nie hinausgehen. Andererseits bin ich froh, dass dieser neue Kanal mir eine Stimme gibt. Wie Sie wissen, hatte ich 2017/18 einen Disput mit dem "Spiegel". Ohne das Netz hätte ich ziemlich alt ausgesehen. So konnten wir zumindest ein paar falsche Darstellungen entkräften und widerlegen, und die Leser konnten sich ein eigenes Bild machen. 

Peter Maffay und Tabaluga© André Havergo
"Konvertierter Schlagersänger": Peter Maffay lässt sich ungern in Schubladen stecken

Es ging damals um die angebliche Verwahrlosung eines Kinderbauernhofs Ihrer Stiftung auf Mallorca. Sie haben 13 Tatsachenbehauptungen des entsprechenden "Spiegel"-Artikels beanstandet, konnten sich aber mit Ihren Unterlassungs- und Gegendarstellungsbegehren juristisch nicht durchsetzen.

Obwohl die Behauptungen faktisch widerlegt wurden. Aus meiner Sicht hat der "Spiegel" eine rote Linie überschritten, um auf Biegen und Brechen die Geschichte vom Gutmenschen zu erzählen, der angeblich kein Gutmensch ist. Viel Konjunktiv, viel Privates, abgesichert durch eine sehr findige Rechtsabteilung. Ein solches Vorgehen ist sicher auch vor dem Hintergrund eines enormen Verdrängungswettkampfs in der Printbranche zu sehen. Viele Redaktionen werden zusammengeschrumpft oder verschwinden ganz. Da ist der Kampf um Aufmerksamkeit und Auflage für manche existenziell geworden.

Fühlen Sie sich als prominenter Kollateralschaden dieser Entwicklung?

Trotz sinkender Auflagen reden wir hier noch immer über eine Macht, die Menschen ruinieren kann. Unserer Stiftung ist damals immenser Schaden entstanden. Hätte es den Fall Relotius nicht gegeben, wäre der Gegenwind vom "Spiegel" vermutlich immer noch stärker. Augsteins Maxime hieß: "Sagen, was ist." Dann hebt Moreno den Finger, um auf Unregelmäßigkeiten hinzuweisen, und wird bloß als Nestbeschmutzer beschimpft. Man sollte daraus lernen, dass kein Medium unfehlbar ist.

"Dass auf 3sat verschiedenste Konzerte zu sehen sind, finde ich prima, aber nicht genug"

Peter Maffay

Lassen Sie uns nochmal aufs Fernsehen zurückkommen. Zwischen Castingshows, Silbereisen-Festen und "The Masked Singer" – ist Musik Ihrer Meinung nach ausreichend im Programm repräsentiert?

Früher hatte ich etwas gegen Castingshows, weil sie meist mit dem Prinzip verbunden waren, Kandidaten vor laufender Kamera niederzumachen. Das hat sich deutlich verändert, Häme steht nicht mehr so sehr im Zentrum. Die Reichweiten, die Castingshows noch immer erzielen, bieten jungen Sängern zumindest die Chance, in die Öffentlichkeit zu treten. Idealerweise sollte es aber auch noch ein paar andere Spielarten geben, um die Vielfalt von Musik im Fernsehen darzustellen und Experimente zu ermöglichen. Da sind vor allem die Öffentlich-Rechtlichen gefragt, die immerhin einen kulturellen Auftrag haben. Dass auf 3sat verschiedenste Konzerte zu sehen sind, finde ich prima, aber nicht genug. Wenn Musik in der Gesellschaft eine so große Rolle spielt, könnte man das sicher etwas vielfältiger abbilden, als es derzeit geschieht. Ich mag zum Beispiel Formate, in denen man sich ein paar Gäste einlädt, gemeinsam musiziert und sich zwischendurch über Musik unterhält.

"Sing meinen Song" bei Vox ist so ein Format. Würden Sie da mitmachen?

Für so ein Feriencamp wäre ich nicht geeignet. Ich bin ein Eigenbrötler, fahre gern allein Motorrad oder Fahrrad. Die würden mich ganz schnell rausschmeißen.

Herr Maffay, herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Telekom-Plattformen MagentaTV und MagentaMusik 360 übertragen Peter Maffays Geburtstagskonzert samt Präsentation des neuen Albums "Jetzt!" am 29. August ab 22 Uhr aus der Berliner Columbiahalle. Die Übertragung ist außerdem bundesweit in 76 CinemaxX- und CineStar-Kinos zu sehen.