Herr Kogel, wie viel Spaß macht es, die ganze Branche über Monate hinweg rätseln zu lassen, was Sie und KKR eigentlich vorhaben?

So habe ich darüber nie nachgedacht (lacht). Ich war froh als wir im Frühjahr kommunizieren konnten, denn die Vorbereitungszeit bis es überhaupt zu den ersten Transaktionen kam, war lang. Im ersten Quartal 2018 hatten wir mit den Planungen begonnen. Nach der Erstkommunikation war mir klar, dass wir zunächst einmal das Closing abschließen und unsere Vorbereitungen umsetzen müssen und ich mich erst dann weiter zu Leonine äußern will. Uns macht das Gesamtprojekt enormen Spaß und alle hier bei Leonine sind hochmotiviert. Wir erleben einen der wahrscheinlich disruptivsten Umbrüche, seit es Medien gibt. Für mich ist das heute einschneidender und auch spannender als die Einführung des privaten Fernsehens in Deutschland vor gut 30 Jahren. Aktuell ändert sich die Art und Weise, wie Konsumenten Content nutzen, radikal und irreversibel. Alle Veränderungen bergen nicht nur Risiken, sondern eben auch große Chancen. Diese Chancen zu nutzen, aber auch den Markt mit zu gestalten, ist unser Ziel.



Was hat Sie angetrieben, noch einmal in dieser Größenordnung neu zu starten?

Ich bin ein Inhalte-Fanatiker, neben der Musik vor allem im Bewegtbild-Markt, egal ob Kino oder Fernsehen. In meinen fast 40 Jahren in dieser Branche zieht sich die Begeisterung für Content wie ein roter Faden durch meine beruflichen Stationen. Das ist bis heute mein Antrieb.

Der Grundstein von Leonine war die Übernahme der Tele München Gruppe…

Ich stehe mit KKR seit vielen Jahren in einem intensiven Austausch, der zurückgeht auf die KKR-Zeit bei ProSiebenSat.1. Das Projekt Leonine entstand durch Gespräche mit KKR vor weit über einem Jahr im Zuge einer möglichen Transaktion. So sind wir wieder in Kontakt gekommen und haben uns gemeinsam auf ein Konzept verständigt. Der Erwerb der Tele München Gruppe war aber ein ganz wichtiger Baustein, weil wir mit der TMG unser künftiges Geschäftsmodell aus einer Holding mit den drei Bereichen Produktion, Distribution und Lizenzierung heraus entwickeln konnten und das somit einen hervorragenden Ausgangspunkt für uns darstellt. Aber nur die TMG alleine hätte für die gemeinsam mit KKR entwickelte Strategie nicht ausgereicht. Es war von vornherein die Auswahl und damit das Zusammenwirken an Unternehmen, die heute zu Leonine gehören.

"Wir wollen Programmanbieter aller Art bedarfs- und bedürfnisgerecht beliefern können."

Werden die komplett integriert oder agieren sie weiter eigenständig im Markt?

Zunächst einmal steht Leonine für klare Werte, die wir definiert haben: Kreativität ist der Mittelpunkt unserer Arbeit, für gute Programme sind wir bereit die Extra-Meile zu gehen, aber auch Bescheidenheit und Realitätssinn, denn die Kreation von etwas Neuem ist ein demütiger Prozess. Sie starten immer wieder von Neuem vor einem weißen Blatt Papier und suchen nach der einen Idee. Das habe ich 19 Jahre lang bei Harald Schmidt täglich miterlebt. Jeder Kreative kennt das. Wir sind ein Content-fokussiertes Team, das sich gerne darauf einlässt und mit dem Team meine ich die kreativen Köpfe von Leonine, also z.B. Max Wiedemann, Quirin Berg mit W&B Film, Mischa Hofmann, Andreas Zaik und viele weitere tolle Produzenten und Entwickler. Und es werden immer mehr, denn wir haben bereits viele sehr interessante Bewerbungen bekommen, seit wir im Markt unterwegs sind. Wir sind heute schon ein Home for Talents. Und das zieht, um ihre Frage zu beantworten, im vierten Quartal 2020 mit allen Beteiligungen an einen gemeinsamen Standort – ein kreatives Loftgebäude - im Münchener Norden. Für mich war von der ersten Sekunde elementarer Bestandteil der Idee Leonine, dass wir alle aus den bisherigen Strukturen zusammenkommen und gemeinsam arbeiten. Die Distributions- und Lizenzhandelsfirmen treten ab Anfang 2020 unter Leonine auf, unsere Produktionsfirmen behalten aber ihre Identität. Diese Marken bleiben im Markt und hinter jeder Firma steckt die gebündelte Kreativität von Leonine.

Und was passiert mit der Produktionsfirma i&u TV in Köln?

Auch i&u TV wird in einigen Bereichen organisatorisch in die Leonine Holding GmbH integriert - etwa in den Bereichen Finance und Legal -, bleibt aber an dem für uns auch sehr wichtigen Standort Köln. Mit Geschäftsführer Andreas Zaik habe ich ein außergewöhnlich gutes Verhältnis. Wir sind uns einig, dass wir auch bei i&u TV einen Wachstumskurs verfolgen wollen, für den wir weitere wichtige Köpfe verpflichten werden.

Fred Kogel
(Foto: imago images / Sven Simon)

Was will Leonine eigentlich sein? Medienhaus, Holding? Auf Ihrer Website steht etwas von Leonine Studios?

Ich gebe Ihnen darauf gleich eine kurze Antwort, aber lassen Sie mich herleiten, wie wir uns positioniert haben. Es gibt vier Grundüberzeugungen, die Leonine zu Grunde liegen. Der Mega-Trend schlechthin, der die Dinge irreversibel verändert: Content, und zwar hochwertiger Content, wird zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort und auf jedem Device konsumiert. Das ist der Ausgangspunkt. Wir müssen als Firma also dafür aufgestellt sein. Um den steigenden Content-Bedarf decken zu können, braucht es die richtigen Talents, denn Content ist nicht einfach Content. Dieses Home für Talents wollen wir sein - und das unabhängig, nicht angehängt an einen sich selbst am meisten verpflichteten Konzern. Der dritte Ausgangspunkt: Wir brauchen Top-Content aller Art, also Kino und Fernsehen, short form und long form, sowohl fiktional als auch non-fiktional in Entertainment, Show und Infotainment, Lizenzinhalte und Eigenproduktionen. Vierte Voraussetzung: Wir müssen darauf eingestellt sein, dass wir national und international produzieren und wir müssen im Entertainment und Infotainment live produzieren können. Die Zeiten eines übersichtlichen Marktes sind vorbei, auch dafür müssen wir die Strukturen schaffen. Und jetzt komme ich zu Ihrer Frage zurück: All das müssen wir berücksichtigen, damit Leonine der One-Stop-Shop für Qualitäts-Content wird. Das ist das Ziel, das wir uns vorgenommen haben: Wir wollen Programmanbieter aller Art bedarfs- und bedürfnisgerecht beliefern können.

"Ein reiner Lizenzhandel würde aus meiner Sicht heute eine schwierige Zukunftsperspektive haben. Das muss ergänzt werden durch eigene Produktion."

Leonine ist damit eine Wette darauf, dass der OTT-Boom und die jetzt schon enorme Anzahl an Produktionen nachhaltig weiter steigt…

Wetten ist nicht unser Geschäftsmodell. Ich mache mir aus mehreren Gründen keinerlei Gedanken über einen abnehmenden Content-Bedarf. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir noch sehr lange sehr viel Freude am Free-TV haben werden, wenn es das lineare Fernsehen schafft, mit verlässlichen Programmierungen und v.a. auch immer mehr live-Events setzen zu können. Wir sehen gleichzeitig aber die irreversible Entwicklung hin zu mehr OTT-Nutzung. Ich kann Ihnen zwar nicht beantworten, welche OTT-Dienste am Ende das Rennen machen werden, aber die zeitsouveräne Nutzung ist gekommen, um zu bleiben. Sehen Sie: in wenigen Wochen starten Disney+ und andere, die ihren bisher lizensierten Content von Sendern und anderen Plattformen abziehen werden. Das schafft dort ja wieder noch größeren Programmbedarf und da sehe ich uns gut positioniert.

Sie sehen keine Gefahr einer über seriöse Refinanzierung hinaus wachsenden OTT-Blase?

Was hilft immer gegen Gefahren? Eine Portfolio-Strategie. Und Qualität. Unsere Inhalte generieren wir auf zwei Wegen. Ein reiner Lizenzhandel würde aus meiner Sicht heute eine schwierige Zukunftsperspektive haben. Das muss ergänzt werden durch eigene Produktion. Wir können die wachsende Nachfrage nach Inhalten bedienen, egal, in welche Richtung sie sich entwickelt. Natürlich entwickeln wir auch für YouTube, da ist Christian Meinberger, unser Chief Digital Officer, für uns dran und wird im nächsten Jahr erste Produktionen realisieren. Wir sprechen mit Instagram und Facebook. Wir haben mit i&u TV eine Redaktion von Journalisten, mit der wir theoretisch innerhalb von zwölf Stunden eine profilgebende aktuelle Sondersendung á la „Brennpunkt“ für jeden Sender realisieren könnten. Hier sehe ich einen Zukunftsmarkt. Dann haben wir durch die Zusammenführung von Tele München und Universum Film eine Library von über 7.000 Filmen, die pro Jahr um 20 bis 25 handgepickte Filme wachsen soll. Und wir haben an einigen Titeln z.B.  „Terminator“ und „Basic Instinct“ weit mehr als nur die deutschsprachigen Rechte.

Besonders gefragt sind seit einiger Zeit Serien. Sie arbeiten zwar z.B. mit Max Wiedemann und Quirin Berg zusammen, aber ihre Serienprojekte realisieren die Beiden weiter mit Endemol Shine. Ist Leonine nach der ersten Einkaufstour mit den jetzigen Beteiligungen gut genug aufgestellt?

Natürlich schließen wir weitere Übernahmen grundsätzlich nicht aus. Aber wir haben jetzt neuneinhalb Monate M&A (Merger & Acquisitions, Anm. d. Red.) hinter uns und freuen uns  jetzt in die Phase kommen, in der wir mit den integrierten Firmen ins Tagesgeschäft von Leonine übergehen. Wir sind jetzt seit dem Closing der Übernahmen gerade einmal vier Monate operativ tätig und sind dafür schon enorm weit. Dafür danke ich meinem herausragenden Team Dr. Markus Frerker, Jo Scheuenpflug und Bernhard zu Castell, sowie Philipp Schaelli von KKR. In meiner Karriere habe ich schon viele Übernahmen gesehen, die letztlich nicht sorgsam integriert wurden. Diesen Fehler werden wir nicht machen. Wir werden - davon bin ich überzeugt - in den kommenden zwei Jahren auf jeden Fall eine Konsolidierung in verschiedenen Bereichen der Branche erleben, die wir uns natürlich ganz genau anschauen werden. Der von Ihnen benutzte Begriff Einkaufstour gefällt mir allerdings nicht.



Wieso?

Weil es hier keine Beliebigkeit gab, sondern wir all unsere Firmen ganz bewusst ausgewählt haben. Die Kinoproduktion wollten wir mit Quirin und Max machen. Es sind die kreativsten Köpfe unserer Branche. Wir kennen und schätzen uns seit vielen Jahren. Die Vision ist die gleiche. Für die TV-Unterhaltung haben wir immer i&u TV im Sinn gehabt. Dass ich Günther auch seit 40 Jahren kenne, war dafür nicht ausschlaggebend, aber wir vertrauen uns und sprechen professionell und inhaltlich eine Sprache. i&u TV hat die Mischung aus Unterhaltung und Infotainment, die uns vorschwebte. Odeon Entertainment ist dann die ideale Ergänzung für Daily-Factual-Produktionen. Und Universum Film ist die Nr.1 der Independents im Home Entertainment-Vertrieb plus die Universum-Library, die die Tele München Library ergänzt. Das greift alles sehr genau ineinander. Wir haben kaum mit mehr Unternehmen gesprochen.

Kam bei Universum Film nicht auch die Gelegenheit günstig, dass sich die RTL Group bzw. Mediengruppe RTL Deutschland neu sortiert?

Nein, über Universum Film habe ich ursprünglich noch mit Anke Schäferkordt gesprochen. Ich bin sehr froh, dass es uns in der Folge dann in einer sehr guten Zusammenarbeit mit Bernd Reichart und Jörg Graf gelungen ist, Universum zu uns zu holen.

"Wir wollen nicht die nächste deutsche Sendergruppe werden, es gibt auch keinen Plan, eine neue SVoD-Plattform zu starten."

Sie wollen produzieren, lizenzieren und können auch selber distribuieren. Sie sind damit für alle Marktteilnehmer gleichzeitig Partner und Wettbewerber, sozusagen Fernseh-Deutschlands neuer Frenemy…

(lacht) Nein, so positionieren wir uns nicht. Im Vergleich zu den großen privaten Sendergruppen, den öffentlich-rechtlichen Anstalten oder OTT-Plattformen werden unsere eigenen Plattformen bzw. Sender als Ergänzung des Marktes registriert und nicht als Gefahr. Wir wollen nicht die nächste deutsche Sendergruppe werden, es gibt auch keinen Plan, eine neue SVoD-Plattform zu starten. Da gibt es schon genügend potente Player und noch mehr, die sich angekündigt haben. Wir wollen als Independent mit allen Marktteilnehmern Kundenbeziehungen aufbauen.

Gutes Stichwort. Welche Priorität haben die Sender und Plattformen, die Leonine geerbt hat?

Die haben wir gerne geerbt. Unsere Fernsehsender und OTT-Angebote haben wir als einen Teil in unserer neuen Säule Distribution unter der Führung von Markus Frerker gebündelt. Da wäre das Digital-Bouquet mit „Home of Horror“ und „Arthouse CNMA“, die die Universum Film mitgebracht hat und das Angebot „Filmtastic“ der Tele München Gruppe. Das sind drei SVoD-Angebote, die wir ursprünglich mal bei Amazon gestartet haben und jetzt auf weiteren Plattformen verfügbar machen werden. Mit den Angeboten können wir unsere eigenen Erfahrungen in dem Segment machen. Genauso wichtig ist unsere 100-prozentige Beteiligung Tele 5, die ihre Nische im Markt schon lange gefunden hat, und unsere Beteiligung an RTL II.

Auf welche Plattformen wollen Sie Ihre VoD-Angebote ausweiten? Apple TV?

…oder Waipu oder Telekom, wo Filmtastic übrigens schon verfügbar ist. Wir wollen für die Angebote die Kundenbasis zu vergrößern und sprechen mit allen, die guten Content benötigen und das mit uns machen wollen.

Bleibt Tele 5 in seiner Marktpositionierung unverändert oder haben Sie - auch aufgrund der eigenen Karriere auf Senderseite - größere Ambitionen mit einem eigenen, vollverbreiteten Fernsehsender?

Mit Kai Blasberg bin ich freundschaftlich verbunden und er macht mit seinem Team da einen sehr guten Job. Sie wissen, wie schwierig es ist, einen 1-Prozent-Sender im deutschen Markt so zu positionieren, dass er seine komfortable Nische findet. Wir sind seit gerade einmal drei Monaten an Bord und finden uns in ersten Gesprächen zusammen. Wir werden schauen, welchen Weg wir gemeinsam gehen wollen. Für uns ist Tele 5 derzeit aus zwei Gründen interessant: Einmal ist es ein profitabler Sender und leistet so seinen Beitrag zu Leonine. Und wir haben eine Library mit jetzt sogar 7.000 Filmen, mit denen wir den Sender jenseits von Zukäufen auch selbst unterstützen können.

Fred Kogel
(Foto: imago images / Sven Simon)

So wie es schon Herbert Kloiber gemacht hat. Bei RTL II sind Sie wiederum nur mit 31,5 Prozent beteiligt. Das ist doch für einen Finanzinvestor wie KKR kein allzu attraktives bzw. strategisches Asset. Liebäugeln Sie mit einem Zukauf oder Verkauf Ihrer Anteile?

Eine Beteiligung in Höhe von 31,5 Prozent ist eine relevante Größe, es ist für uns so ein wichtiges strategisches Asset. Der Sender wird von Andreas Bartl, dem ich als Macher starke Qualitäten zuschreibe, sehr gut geführt. Aus unserer Sicht starten wir gerade. Das ist einfach noch zu frisch. Auch hier gilt: Wir unterstützen mit quotenstarken Programmen als Produzent und Lizenzgeber den Sender, was es neben einer Gesellschafterbeziehung auch zu einer Kundenbeziehung macht. Damit kann ich grundsätzlich gut leben.

Jetzt ist KKR nicht nur mit Leonine im deutschen Medienmarkt aktiv. Wie eng vernetzt sind Ihre Aktivitäten mit dem, was KKR bei und mit Axel Springer vor hat?

Beide Aktivitäten werden bei KKR vom gleichen Team gemanagt, das ist ja bekannt. Generell haben die beiden Investments aber nichts miteinander zu tun. Natürlich ist Axel Springer für uns ein potentieller Kunde wie alle anderen Player im deutschen Medienmarkt auch.

"Es ist auch anachronistisch, dass ein Kinofilm heute noch so herausgebracht wird wie vor 30 Jahren"

Sie mischen mit Leonine nicht nur im weit definierten TV-Markt, sondern auch im Kinogeschäft mit. Welche Perspektive sehen Sie fürs Kino?

Das Kino ist auch heute noch die Königsdisziplin für eine filmische Erzählung. Wir lieben Kino – als Produzenten und Lizenzhändler. Wir wollen ab dem Kinojahr 2020/21 um die 20 Filme im Jahr ins Kino bringen, davon zwei bis drei nationale Eigenproduktionen, zwei bis drei Koproduktionen und 15 Lizenzfilme. Wir haben seit Mai schon große Filme zugekauft, darunter das neue Emmerich-Projekt „Moonfall“, den neuen herausragenden Murder-Mystery Krimi „Knives Out“ mit Daniel Craig und jetzt kommt kurzfristig noch „Hustlers“ mit Jennifer Lopez, der in den USA US$ 100 Mio. Boxoffice erreichen kann, ein Film den wir über sieben Monate lang mit dem Lizenzgeber verhandelt haben.

Alles schön. Aber mit Verlaub: Der Kinofilm hat im Vergleich zur Serie doch deutlich an Wahrnehmung eingebüßt, wenn es nicht gerade ein Superhelden-Franchise ist…

Ich glaube sehr ans Kino und den Kinofilm. Unsere Partner und Kunden erwarten auch dass ein Film, den Sie von uns erwerben gut ins Kino gebracht und im Home Entertainment Markt vermarktet wird. Der Kinomarkt muss sich jedoch massiv verändern. Auch hier stehen wir vor einer Konsolidierung der Verleiher. Bis Ende 2019 werden in diesem Jahr über 800 Filme in den deutschen Kinos gestartet werden. Das halte ich für kompletten Wahnsinn. 80 Prozent dieser Filme werden überhaupt nicht wahrgenommen und laufen quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Darunter leidet das Kino – und das Problem ist selbst gemacht. Hier sind Produzenten wie Verleiher gefragt die Konzepte zu hinterfragen. Filme, die ins Kino kommen, sollen echte Kinofilme und keine TV-Movies und sichtbar sein, sonst kann man es gleich lassen. Wir brauchen also erst einmal Qualität, dann eine bestimmte Mindestzahl an Kopien und vernünftige Werbemaßnahmen. Es ist auch anachronistisch, dass ein Kinofilm heute noch so herausgebracht wird wie vor 30 Jahren: Trailer, Plakat, TV-Spot - und wenn ein Verleiher besonders kreativ ist, holt er sich einen Influencer. Das kann nicht alles sein, was einem einfällt, um bei hunderten Filmen im Jahr aufzufallen. Wir müssen es als Branche schaffen die Releases zu reduzieren, die Werbemaßnahmen dem digitalen Zeitalter anzupassen und gemeinsam mit den Kinobetreibern die Kinobesucher direkt anzusprechen. Auffallen ist heute so schwierig geworden wie guter Content. Wir nehmen die Herausforderung an.

Herr Kogel, herzlichen Dank für das Gespräch.