Du bist ein leidenschaftlicher Redner. Wann wurde Dir das letzte Mal gesagt: "Tim, mach mal kurz Pause und lass mich reden."?

Mälzer: Das Schöne ist, dass der Podcast teilweise geschnitten wird (lacht). Sonst wäre das noch schlimmer. So funktioniere ich aber nunmal: Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, höre ich auch mir selbst zu und verändere je nach Verlauf der Unterhaltung meinen Standpunkt, den ich dann wieder neu erklären möchte. Dadurch wird ein vielleicht einfacher Umstand zu einer Laberei von 15 Minuten. Außerdem hängt mein Gesprächsfluss ganz stark von meinem Gegenüber ab. Wenn mich jemand interessiert anschaut, quatsche ich ihn an die Wand, bis er mir mit irgendeiner Regung zeigt, dass es langsam reicht. Darauf reagiere ich extrem. Würden wir den Podcast also über Telefon aufnehmen, wäre das Ergebnis ein gänzlich anderes.

Sebastian, Du bist auch nicht gerade introvertiert. Wie schwer fällt es Dir, dich bei Tim zurückzuhalten?

Merget: Das größte Problem für mich war, dass Tim eine Persönlichkeit ist, bei der du dir zwei Mal überlegst, ob du das sagst, was du denkst. Auf der einen Seite kann man es sagen, weil er es sogar einfordert. Auf der anderen Seite positioniert er sich grundsätzlich gegen dich, um dich herauszufordern und um eine Diskussion zu provozieren. Obwohl ich ihn schon lange kenne, war es alles andere als einfach, in dieses Muster reinzukommen. Gerade am Anfang habe ich mich konstant gefragt, wo ich ihm reingrätschen darf und was passiert, wenn er dich böse anschaut, ohne es eigentlich so zu meinen. Das kann er übrigens besonders gut und das ist gleichzeitig eine der Tücken, die Podcasts mit sich bringen: Die Hörer sehen nicht, wenn Tim mich im Gespräch runterputzt, dabei aber zwinkert.

Mälzer: Wenn ich mit jemandem rede, der nicht das ausspricht, was er denkt, penetriere ich ihn solange, bis er das tut. Manche empfinden das als Böse, was ich aber nur selten so meine. Ich möchte einen Standpunkt von dir hören und Argumente, die diesen untermauern. Wenn das alles zusammenpasst, bin ich auch zufrieden. Ich nenne dir ein Beispiel: Wenn wir Zwei jetzt einen Podcast aufnehmen würden, würde ich dich erst einmal fragen, was DWDL ist. Also?

DWDL.de versteht sich selbst als TV-Branchendienst, der sich online mit der deutschen Medienwirtschaft befasst.

Mälzer: Jetzt will ich provozieren: Also seid ihr unkreativ und schreibt eigentlich nur über andere? Auf was wollt ihr hinaus? Für wen schreibt ihr?

Unser Ziel ist es, das Mediengeschehen so zu beleuchten, dass jedermann in der Branche einen Überblick über die aktuellen Geschehnisse bekommt.

Mälzer: Jetzt kommen wir langsam rein. Wie formuliert ihr, wenn eine Sendung zerrissen wird? Wisst ihr, welche Liebe und Leidenschaft dahintersteckt? Ist die Form angemessen oder könntet ihr angemessener arbeiten? Dann würde ich mir noch eine Kritik von dir suchen und sagen, "Guck mal, das hier ist echt asozial formuliert, da bist du anmaßend". Es gibt immer Fehler in einer Sendung, dann muss das aber auch fair gesagt werden. Dann möchte ich im Text herauslesen, dass das ganz klar nur deine eigene Meinung ist. Ansonsten wird dein Text Rererere-zitiert und niemand weiß am Ende mehr, dass es eigentlich nur deine Sichtweise ist. Deswegen ist es mir so wichtig, derart intensive Gespräche zu führen. Damit es zu keinen Missverständnissen kommt und jeder genau das ausdrücken kann, was er in sich trägt.

Fiete Gastro

Wie kannst Du eine eigene Meinung haben, wenn du aus Prinzip die gegensätzliche Stellung deines Gesprächspartners einnimmst?

Mälzer: Gerade deswegen würde ich behaupten, dass ich eine der meinungsstärksten Personen in den Medien bin. Ohne Wenn und Aber. Ich bin nur nicht eindimensional in meiner Meinung. Meine Meinung ist links, rechts, oben, unten, schwarz, weiß.

Dein Leben ist turbulent, was Du vor einigen Jahren mit einem Burn-out bezahlen musstest. Neben deinem Restaurant und den Fernsehauftritten schaffst Du dir mit dem Podcast nicht gerade weniger Arbeit – kannst Du die Füße einfach nicht stillhalten?

Mälzer: Dafür macht mir das Ganze zu viel Spaß. Erst nachdem ich meinen Burn-out hatte, habe ich gelernt, wie ich mit all den Terminen und Events gesund umgehen kann. Außerdem ist es mir wichtig, eine Botschaft mit meinen Projekten zu vermitteln. Als ich "Schmeckt nicht, gibt's nicht" gemacht habe, wollte ich nicht davon erzählen wie Sterneköche Essen zubereiten. Ich wollte zeigen, wie du und jeder andere vor dem Fernsehen zu Hause etwas nachkochen kann, das am Ende schmeckt. Überhaupt: Ich wollte den Zuschauern die Tür zu meiner Leidenschaft aufmachen und sie hereinbitten, damit sie verstehen, warum kochen so etwas Schönes für mich ist. Im besten Fall konnte ich sie anstecken und immer tiefer ins Thema hineinführen. Jetzt, 15 Jahre später und nach meiner täglichen Kochsendung beobachte ich, dass es viele Gastronomie-Themen gibt, die in den einschlägigen Medien nur an der Oberfläche beleuchtet werden. Beispiel: Was hältst du von einer Stornierungsgebühr, die du zahlen musst, wenn du bei irgendeinem Restaurant reservierst und kurzfristig doch nicht hingehst?