Wenn man gemein ist, könnte man sagen, dass mit "Fiete Gastro" schlicht ein weiterer Laber-Podcast ins Leben gerufen wurde. Das Host-Duo Tim Mälzer und Sebastian Merget holen sich diverse Gäste ins Haus, die Mälzer am Anfang einer jeden Episode durch gezielte Fragen zunächst erraten muss, ehe für Dieses und Jenes gesprochen wird. Doch es lohnt sich, genauer hinzusehen - oder besser gesagt: hinzuhören. Wie Mälzer und Merget im Gespräch mit DWDL.de verraten, hat ihr OMR-Podcast, der von diesem Donnerstag an in die zweite Staffel geht, eine ehrenwerte Mission und damit eine absolute Daseinsberechtigung. 

Das Offensichtliche zu Beginn: Wie kam es zu "Fiete Gastro" und wieso hat ein Tim Mälzer auf so etwas Lust?

Sebastian Merget: Ich habe schon länger nach einem schönen Projekt gesucht, für das ich Tim begeistern kann, es mit mir gemeinsam zu verwirklichen. Nun ist es aber so, dass Tim in der Öffentlichkeit eigentlich schon alles macht und hat - außer einen Podcast. Da ich durch meine Moderationstätigkeiten bereits mit den OMR-Leuten zu tun hatte, habe ich sie einfach mal angefragt, ob etwas in diese Richtung nicht interessant wäre. Als ich dann noch ein Gespräch mit dem Betriebsleiter von Tims "Bullerei" hatte und ihn fragte, ob sein Chef schon einmal darüber nachgedacht hätte, einen Podcast zu machen, meinte er, dass das tatsächlich letztens in einer Unterhaltung aufgekommen sei. Da dachte ich mir, dass ich die Gunst der Stunde ergreifen sollte und habe Tim persönlich angesprochen.

Tim Mälzer: Ich hatte bereits vor drei Jahren eine Anfrage für einen Podcast. Aber ob man es glaubt oder nicht: Ich mache gerne bei Dingen mit, wo ich wirklich etwas zu erzählen habe. Damals dachte ich mir, "who the fuck cares ob ich da dabei bin". Ich konnte nicht erkennen, warum es mich gebraucht hat. Es ist nicht meine Motivation, meine Weisheiten zum Besten zu geben, wenn ich alleine bin. Ich diskutiere gerne, möchte mich im Dialog positionieren. Als Sebastian mit diesem Podcast auf mich zugekommen ist, hab’ ich erstmal mit Joko gesprochen, der für "Alle Wege führen nach Ruhm" auch schon mit OMR zusammengearbeitet hat. Ich hatte nämlich die Angst, dass es nur darum geht, einen prominenten Namen bekommen zu wollen und dass das dann reicht. Als mir das Gefühl vermittelt wurde, dass dem nicht so sei und es zu weiteren Gesprächen kam, wurde ich auch selbst immer mehr zum Fan von Podcasts. Mir gefiel die Idee immer mehr, dass es da ein Medium gibt, dass den Host und die Gäste auf kein Weltbild festnageln möchte. Das Konzept ist nicht starr und jedes Gespräch kann komplett anders ablaufen als das vorherige. Ich bin großer Fan vom Radio und Podcasts sind einfach noch besser.

Beim Podcasten gibt es dann den Vorteil, dass einfach angefangen werden kann. Die Logistik ist nicht mit der einer Fernsehsendung zu vergleichen.

Mälzer: Technisch gesehen, ja. Wir haben dann auch einige Aufnahmen ausprobiert, wovon zwei, drei Episoden nie das Licht der Welt erblickt haben und vermutlich auch nie werden. Weil ich sie einfach nicht gut finde.

Merget: Es waren sechs Episoden und als Tim zu mir meinte, dass die alle nicht gehen, war ich echt genervt. Für mich ist das Projekt an der Stelle fast gestorben. Mir ist dann aber schnell klar geworden, dass das vor allem sein hoher Qualitätsanspruch ist und wir es einfach noch besser machen müssen.

Mälzer: Podcasten ist eine Sache, die gelernt werden muss. Das merkt man auch anderen Podcasts an, wie beispielsweise meinem Liebling "Fest & Flauschig". Olli und Jan haben sich in ihrer Positionierung schlicht perfekt gefunden.

Dir war also direkt klar, dass Du die gleiche Dynamik wie die Zwei haben möchtest?

Mälzer: Überhaupt nicht. Als Sebastian und ich uns das erste Mal hingesetzt haben, wollte ich ihn gar nicht präsent haben. Ich dachte mir: "Warum? Ich bin der Star." (lacht) Mit der Zeit haben wir dann aber gemerkt, dass es doch nicht verkehrt ist, wenn er etwas mehr in den Vordergrund gerät und es hat sich schließlich richtig angefühlt, dass sich die Sprechaufteilung ein bisschen fairer verteilt hat.

Fiete Gastro

Gefühlt seid ihr etwas spät auf die Erfolgswelle der Podcasts mit aufgesprungen.

Mälzer: Auch wenn ich sonst der Meinung bin, dass der Trend vorbei ist, sobald ich ihn mitbekommen habe, bilden wir nicht das Schlusslicht. Es werden noch viele weitere Podcasts folgen. Alleine schon deswegen, weil das Medium erst langsam wirklich professionell wird. Damit meine ich die Technik drumherum, ein gescheites Intro wie bei uns mit der Stimme von Das Bo, eine vernünftige Nachbearbeitung und funktionierendes Marketing auf Social-Media-Kanälen. Ich glaube auch, dass sich der reine Laber-Podcast langfristig ermüden wird. Es wird zwar immer Lichtgestalten wie Olli & Jan oder Paul & Joko geben, doch ob selbst wir auf lange Sicht in die gleiche Kerbe schlagen können, bleibt auch noch abzuwarten. Die Zukunft liegt meiner Meinung nach eher in fiktionalen Podcasts. Da sind wir ironischerweise wieder beim Radio der 50er-Jahre angekommen, wo fiktionale Hörspiele ihren ersten großen Hype hatten.

Merget: Am Ende des Tages machen wir "Fiete Gastro", weil wir's dürfen und weil's gut ist.

Wieso sollten sich Laber-Podcasts ermüden? Unter den beliebtesten deutschen Podcasts finden sich vor allem diese. 

Mälzer: Sie werden sich ermüden, weil nicht mehr allzu viele neue hinzukommen werden. Jeder, der mal Markus Lanz gesehen hat und sich dachte "Was redet der denn für einen Scheiß?", sollte sich darüber bewusst werden, dass da eine klare Technik dazugehört. Lanz hat jeden Tag neue Gäste vor sich und muss sich innerhalb kürzester Zeit penibel auf jeden von ihnen vorbereiten. Es ist eine große Kunst, das zu können. Am Anfang des Podcasts konnte ich das gar nicht. Ich wollte die Zuhörer an das Thema "Kulinarik" heranführen und habe das nicht hinbekommen, da ich die falschen Fragen gestellt habe. Und ich habe zu viel impliziert, zu viel vorausgenommen. Das wird jetzt immer weniger. Jetzt lerne ich, dass es wichtig ist, auch mal eine halbe Minute die Klappe zu halten, bis vom Gegenüber eine richtige Antwort kommt. Diese Ungeduld, die ich sonst habe, legt sich gerade und das tut dem Podcast unheimlich gut. Weil ich nun weiß, wie schwer es ist, einen guten Laber-Podcast zu führen, bin ich mir eben sicher, dass nicht mehr viele kommen werden, die ganz oben mitspielen. Wobei ich noch ergänzen möchte, dass bei uns nicht nur typisch gelabert wird, sondern natürlich viel aus meiner Arbeit als Koch mit einfließt. "Fiete Gastro" versteht sich zwar nicht als Lehr-Podcast, aber Denkanstöße werden hier und da auf jeden Fall mit auf den Weg gegeben.