Frau Kebekus, fühlt sich Ihre neue Show anders an, weil Sie jetzt auch als Produzentin dafür verantwortlich sind?

Carolin Kebekus: Es fühlt sich irgendwie so erwachsen an, auch wenn ich jetzt nicht plötzlich mehr Sachen unterschreiben muss als vorher. Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gemacht haben. Wahrscheinlich könnte ich das noch mehr genießen, wenn momentan nicht so viel überlagert würde von den coronabedingten Auflagen, unter denen wir produzieren müssen.

Steigt mit der eigenen Produktionsfirma das Verantwortungsgefühl fürs Produkt?

Kebekus: Wenn man selbst mitproduziert, führt das dazu, dass man sich doch noch ein bisschen genauer mit manchen Details beschäftigt. Ich war bei meinen Shows auch bisher ziemlich gut im Bilde. Aber es gab sicher einige Bereiche, bei denen ich das Gefühl hatte: Das kriegen die auch ohne mich hin. Zum Beispiel war ich nicht unbedingt bei jeder Grafikabnahme dabei. Jetzt habe ich eher das Gefühl: Ich muss jedes Bild vorab gesehen haben.

Haben Sie einen Hang zum Kontrollfreak?

Kebekus: Generell überhaupt nicht, aber bei der Arbeit, na ja. Allein schon, weil ich da vorne stehe und mein Gesicht hinhalte, bin ich ja für die Sendung verantwortlich. Ich bin quasi die Show. Da ist es nur logisch, dass ich sie auch mitproduziere und Kontrolle darüber habe, was ich sage und wie ich mich zeige.

Frau Weihrauch, wer hat wen zur gemeinsamen Firma überredet?

Constanze Weihrauch: In unserem Fall haben sich zwei Menschen getroffen, die beide die gleiche Idee hatten. Als wir unsere Zusammenarbeit vor rund drei Jahren begannen, war relativ schnell klar, dass wir das Produzieren für einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung hielten. Caro wusste von mir, dass ich da schon Erfahrung hatte, etwa aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Bastian Pastewka. Es gehört zu unserem Selbstverständnis, die Stärken von eigenverantwortlichen Künstlern bestmöglich einzubringen.

Warum ist die produzentische Tätigkeit dafür so wichtig?

Weihrauch: Alle Inhalte, die Caro als Künstlerin präsentiert, kommen aus ihr selbst heraus und hängen unmittelbar mit ihrer eigenen Haltung zusammen. Wenn man solch einen starken Künstler hat, befindet man sich ohnehin permanent im Austausch mit potenziellen Auftraggebern über Formatideen. In der Regel hat man eine Idee schon recht weit entwickelt, bevor man sich Partner für die weitere Umsetzung sucht. Auf diesem Weg entstehen bereits Werte, so dass es nur logisch ist, die unternehmerische Konsequenz daraus zu ziehen. Letztlich geht es darum, die Gestaltungsmöglichkeiten, die man hat, voll auszuschöpfen. Das ist ein zusätzliches Fundament, das sich der Künstler baut.

"Da es ungünstig wäre, wenn ich jetzt ausfiele, nehme ich die Kontaktbeschränkungen sehr ernst"
Carolin Kebekus 

Es dürfte auch darum gehen, mit der Wertschöpfung die Erlöse zu steigern.

Weihrauch: Ich bin überzeugt, dass man, wenn man sich auf Augenhöhe trifft, in Partnerschaften immer zu besseren Ergebnissen kommt. Beide Seiten geben ihr Bestes, weil beide ein gemeinsames Ziel verfolgen. Darin liegt auch ein gewisses wirtschaftliches Potenzial.

Begegnen Ihnen Geschäftspartner jetzt anders, wo Sie Star und Produzentin in einem sind?

Carolin Kebekus© WDR/Mumpi Kuenster
Kebekus: Schwer zu sagen. Ich habe in letzter Zeit nicht so viele Leute getroffen. Da es ungünstig wäre, wenn ich jetzt ausfiele, nehme ich die Kontaktbeschränkungen sehr ernst. Aber sagen wir mal so: Wenn ich als Sender mit einer Künstlerin zusammenarbeite, die ein gewisses kreatives Werk hinter sich hat und das dann auch noch selbst mitproduziert, dann vermittelt mir das den angenehmen Eindruck einer vollwertigen, verlässlichen Partnerschaft.

Apropos Partnerschaft: Ausführende Produktionsfirma der "Carolin Kebekus Show" ist die vom WDR beauftragte btf. Warum setzen Sie auf diese Kooperation?

Weihrauch: Als die Entscheidung anstand, haben Carolin und ich uns ganz bewusst für die btf entschieden. Der WDR ist daraufhin der Künstlerin partnerschaftlich gefolgt, worüber wir uns sehr freuen.

Kebekus: Die btf und ich haben ja schon vor Jahren zusammen den "Kebekus!"-Piloten für den WDR gemacht...

...der damals wegen eines umstrittenen Kirchen-Raps keine Fortsetzung fand...

Kebekus: Obwohl die Jungs damals gerade frisch von der Filmhochschule kamen, waren sie schon unglaublich starke, kreative Produzenten und vor allem sehr loyale Menschen. Das war eine tolle Zusammenarbeit. Ich schätze an der btf die ausgeprägte Liebe für besonderes Fernsehen mit Anspruch. Wir haben immer wieder nach einer Gelegenheit gesucht, wie sich unsere Wege kreuzen könnten. Jetzt hat sich dieses Fenster geöffnet und ich bin wahnsinnig glücklich darüber.

"Wir haben alle Freiheiten, weil die Firma nicht an irgendwen oder irgendwas gebunden ist"
Constanze Weihrauch, Geschäftsführerin, UnterhaltungsFlotte TV

Was machen Sie in der "Carolin Kebekus Show" anders als bei "PussyTerror TV"?

Kebekus: Der Titel macht tatsächlich viel aus. Indem mein Name jetzt im Titel steht, emanzipiere ich mich von diesem Bild der "kleine Frechen", das vielleicht noch manche Leute vor Augen hatten. Inzwischen bin ich eine gestandene Frau, die eine late-night-artige Show hinlegt. Da wir coronabedingt kein Studiopublikum, keine Showtreppe, keine Band, kein Fernsehballett haben und keine großen Einspieler drehen durften, gibt es jetzt umso mehr Platz, um Themen, die mir am Herzen liegen, im Stand-up kleinteiliger auseinanderzunehmen und den Finger in die Wunde zu legen.

Sie haben bisher immer mit der Publikumsresonanz gespielt. Wie wird das für Sie so ganz ohne Publikum?

@dierealbecca© TikTok / dierealbecca
Kebekus: In der Tat ist das für mich absolutes Neuland und bereitet mir nicht gerade ein wohliges Gefühl. Aber wenn man nun mal in dieser Situation steckt und über Alternativen nachdenken muss, dann gehen im Kopf auch neue Türen auf. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber wir werden unsere Lacher auf ganz besondere Weise herstellen lassen, garantiert vegan und Fair Trade. Immerhin haben wir den Vorteil, dass wir von vornherein wussten, wir werden kein Publikum haben. Also haben wir auch kein Studio gebaut, bei dem man die ganze Zeit denkt: Wo ist denn bloß das Publikum? Unser Bühnenbild ist überwiegend grafisch erstellt, weil wir ja nicht so viele Leute beschäftigen dürfen, die auf engem Raum ein fettes Bühnenbild bauen. Das sieht so fantastisch aus, dass ich mich schon frage, ob ich jemals wieder ein physisches Bühnenbild brauche.

Welche unternehmerische Vision haben Sie über die "Carolin Kebekus Show" hinaus für die UnterhaltungsFlotte TV GmbH?

Weihrauch: Jetzt wollen wir erstmal unser erstes Projekt bestmöglich abliefern. Und das unter besonderen Umständen, denn das neue Team kennt sich bisher größtenteils nur bis zum Bauchnabel von irgendwelchen Screens. Aber dadurch hat unsere Produktionsfamilie aus btf und Unterhaltungsflotte vielleicht sogar noch intensiver zusammengefunden. Darüber hinaus wollen wir unsere Produktionsfirma nutzen, um neue Inhalte gemeinsam mit Autoren zu entwickeln und in den Markt zu tragen. Je nach Projekt schauen wir, wer der richtige Partner sein könnte, um es auf die Beine zu stellen. Wir haben alle Freiheiten, weil die Firma nicht an irgendwen oder irgendwas gebunden ist.

Bleibt es bei Partnerschaften mit anderen Produktionsfirmen oder könnten Sie sich vorstellen, ein eigenständiges Team aufzubauen?

Weihrauch: Es gehört zu unserem Selbstverständnis, von Projekt zu Projekt über den richtigen Weg und die richtige Konstellation zu entscheiden. Wir wertschätzen die Arbeit starker Produzenten sehr.

Der Firmenname signalisiert Größe und Macht: Flotte klingt nach Imperium.

Kebekus: Warum denn nicht? Man geht doch nicht an den Markt und sagt: Wir sind die Firma Krümelmäuschen und begnügen uns mit dem, was übrig bleibt.

Weihrauch: Größe hat auch mit Haltung zu tun, die manchmal mit einer gewissen Form von Kompromisslosigkeit einhergeht. Der Markt diversifiziert sich immer mehr und bietet uns viele neue Felder, auch im Hinblick auf andere Erzählformen. Wir denken definitiv über die Grenzen des klassischen Fernsehens hinaus.

Frau Kebekus, Frau Weihrauch, herzlichen Dank für das Gespräch.

"Die Carolin Kebekus Show" startet am Donnerstag um 23:30 Uhr im Ersten und läuft dann acht Wochen lang jeweils donnerstags um 22:45 Uhr.