In der Abenteuerserie "Alex Rider" geht es für einen jungen Spion in eine Karriere, über die er sich nie Gedanken gemacht hat. Plötzlich soll er die Machenschaften an einer Eliteakademie untersuchen und die Morde an zwei Milliardären aus Amerika und Russland untersuchen. Inszeniert wurde die ursprünglich von Anthony Horowitz erdachte Geschichte von Guy Burt, der bislang vor allem selber als Romanschriftsteller tätig war. Sein Debütroman "The Hole" wurde 2001 verfilmt - zum gleichen Zeitraum, als "Point Blanc" auf den Markt gekommen ist, der zweite Band zu "Alex Rider". 

Wir leben in einer Ära der Adaptionen. Was muss man aus Ihrer Sicht unbedingt beachten, wenn man eine solche umsetzt?

Für mich ist es wichtig, das Buch einmal komplett zu lesen, es dann zur Seite zu legen und dann festzustellen, was wirklich hängen geblieben ist. Das Gleiche habe ich mit "Point Blanc" getan, dem Roman, auf dem die erste Staffel von "Alex Rider" fußt. Ich habe mir also aufgeschrieben, welche essenziellen Plotpunkte mich in der Erzählung besonders abgeholt haben – ungeachtet dessen, was uns die Umsetzung in der Zukunft wohl kosten könnte. Wenn man bei der Umsetzung direkt über das Budget nachdenkt, geht Kreativität verloren und im schlimmsten Fall das Herz der Geschichte.

In welchen Fällen ist es besser, etwas zu adaptieren, als etwas komplett neues zu erzählen?

Das Tolle bei Adaptionen ist, dass dir die harte Arbeit bereits von jemandem abgenommen wurde. Das ist kein Geheimnis. Anthony Horowitz hat die Bücher über "Alex Rider" geschrieben, nicht ich. Ich kann in diese wunderbare Welt eintauchen und meinen eigenen Touch hinterlassen, wofür ich sehr dankbar bin. Dadurch lastet aber auch viel Verantwortung auf meinen Schultern, da ich eine riesige Fangemeinschaft glücklich stimmen muss. Dennoch steckt genug Eigenkreativität von mir in diesem Projekt. Man darf nämlich nicht vergessen, dass "Point Blanc" bereits 20 Jahre alt ist und an manchen Stellen geupdatet werden musste, damit die Geschichte modern im Fernsehen erzählt werden kann. Außerdem war es mir ein Anliegen, die Charaktere allesamt noch etwas mehr zu vertiefen, da ich in manchen mehr Potenzial gesehen habe als Horowitz. An der Geschichte musste nicht mehr viel gemacht werden, die war bereits fantastisch.

Welche Sache ist Ihnen beim Lesen der Romanreihe am sauersten aufgestoßen?

In den Büchern kommen immer wieder Gadgets vor, die für Spione eigentlich typisch sind. Auch James Bond benutzt sie, Inspector Gadget sowieso. Doch ich mochte sie noch nie. In meinen Augen haben Gadgets immer die Spannung herausgenommen. Denn immer, wenn jemand an irgendeiner Stelle im Film ein Gadget bekommt, weiß der Zuschauer, dass es später in einer brenzligen Situation genutzt wird. Schrecklich. Diese Abkürzung wollte ich nicht nehmen. Deswegen habe ich die Produzenten gefragt, ob es in Ordnung ist, keinerlei Gadgets für die Serie zu benutzen. Und wenn ich unbedingt welche einbauen muss, dann sollen sie immerhin nicht funktionieren, oder nicht so funktionieren, wie es sich der Protagonist vorstellt.

Wenn man sich die Inhaltsangabe zu "Alex Rider" durchliest, kommt schnell der Gedanke auf, dass das lediglich eine Teenie-Story ist, was im Grunde aber eine unzureichende Schlussfolgerung wäre. Wie haben Sie dafür gesorgt, dass dieses Image innerhalb der Serie so schnell wie möglich beseitigt wird?

Das ist verdammt schwierig. Man muss sich auch erst einmal darüber bewusst werden, dass man nicht jeden zufriedenstellen kann. Diejenigen, die die Romane kennen, wissen also sowieso schon, dass "Alex Rider" keine simple Teenie-Story verkörpert. Andere werden so oder so schnell urteilen und gar nicht erst reinschauen. Um jedoch bereits im Trailer mit dem ungewollten Image zu brechen, haben wir den Cast etwas älter gemacht, als er in den Romanen ist. Das haben wir nicht nur getan, um eine potenziell neue Zielgruppe zu erschließen, sondern auch um den Lesern der Romane, die "Alex Rider" vor 20 Jahren kennengelernt haben, eine Version zu liefern, die, wie sie selbst, etwas älter geworden ist. Deswegen hat es mich bereits sehr glücklich gemacht, dass ich auf Twitter viele Reaktionen á la "Das ist genau das, was ich mir vorgestellt habe" lesen konnte, als der Trailer rausgekommen ist. Tatsächlich gab es nicht mal Beschwerden, dass keine Gadgets zu sehen sind (lacht).

Welchen Grund hat es, dass das zweite Buch für die erste Staffel adaptiert wurde?

Tatsächlich wurde 2005 ein Film namens "Stormbreaker" rausgebracht, der die Geschichte des ersten Buches aufgreift. Vielen wird dieser Film wohl nicht bekannt sein, was nicht schlimm ist. Er war nicht sonderlich gut. Ich hätte die Geschichte deshalb auch gerne noch einmal von ganz vorne erzählt, die Rechte dafür konnten jedoch nicht mehr erworben werden. Um jedoch nicht zusammenhangslos mit der Serie zu starten, gibt es einige Rückblicke und Verweise darauf, wie Alex aufgewachsen ist.

Die Rechte der elf anderen Bücher liegen nicht in irgendeinem Tresor.

Gut beobachtet. Wir würden uns freuen, wenn die Serie so gut ankommt, dass wir mit den anderen Romanen weiterarbeiten könnten. Im Idealfall wird aus jedem Buch eine Staffel.

Das sind einige Staffeln, die noch kommen könnten. Inspiriert diese Tatsache, oder macht sie einem Angst?

Ich bin in meinem Kopf bereits bei Staffel 3, da ich mir jetzt bereits überlegen muss und möchte, wie ich die Charaktere aufbaue und wie sie in zwei Staffeln an welchem Punkt angekommen sein könnten. Angst schwingt da sicherlich auch mit. Ein wenig. Vielmehr aber die Inspiration, solch eine riesige Spielwiese nutzen zu können, die ein absolutes Privileg ist. Außerdem ist Staffel eins re-watchable, wenn mir in den darauffolgenden Staffeln Referenzen und Verbindungen gezeigt werden und umgekehrt. Deswegen sind Serien wie "Breaking Bad" so erfolgreich, weil sie nicht in einer Staffel gedacht wurden.

Mr. Burt, danke für das Gespräch!

Die erste Staffel von "Alex Rider" steht ab sofort bei Amazon zum Streaming zur Verfügung.