Frau Kamphausen, Herr Karajica, auf der Website Ihres Verbands heißt es, dass das der Ziel der Gründung von Eyes & Ears unter anderem war, das "Bewusstsein von Mediengestaltern und -vermarktern für ihre Produkte zu fördern". Ist das gelungen?

Zeljko Karajica: Dieses Ziel war 1996 richtig und ist es auch 2021 noch. Komplett erreichen lässt es sich vermutlich nie, weil wir uns in einem fortwährender Prozess befinden. Wir haben seit der Gründung allerdings sehr wohl in der Diskussion zu einem guten Stück beigetragen, dass das Thema mehr ins Bewusstsein gerückt ist.

Corinna Kamphausen: Wenn man ein eigenes Produkt verkaufen möchte, dann muss man kommunizieren. Deshalb ist der Austausch von Kreativen untereinander auch so wichtig. Dafür bietet Eyes & Ears viele Möglichkeiten. Und ich glaube, dass unser Verband in Zukunft noch wichtiger werden kann. 

Was macht Sie da so sicher?

Kamphausen: Die Anforderungen an die Kreativen sind in den vergangenen 25 Jahren extrem gestiegen. Es ist nicht mehr so, dass du alleine an deinem Zeichenbrett sitzt. Fast jeder, der in diesem Bereich arbeitet, wird heute direkt mit dem Ergebnis seiner Kommunikation konfrontiert und muss unmittelbar darauf reagieren. Und wer sich behaupten will, muss letztlich in vielen Bereichen bewandert sein. 

Karajica: Die Möglichkeiten sind vielfältiger geworden, aber gleichzeitig muss man sich viel stärker ausdifferenzieren. Diesen Kompass können wir liefern, beispielsweise mit unseren Workshops oder unseren Veranstaltungen, bei denen wir die Kreativen mit Entscheidern zusammenbringen.

Wie ist es um die Talente in der Branche bestellt?

Karajica: Gehen wir mal ins Jahr zu 1996 zurück, in eine Zeit also, in der auch ich mich noch als latentes Talent bezeichnen würde. Seitdem habe ich mit unfassbar vielen guten Leuten zusammengearbeitet, die heute in Agenturen oder bei Sendern untergekommen sind. Um den Nachwuchs mache ich mir daher keine Sorgen. Heute gibt es viel mehr Fernsehen als früher, dazu kommen die neuen Medien, die Gamingszene, das Streaming – und gleichzeitig wird NFT zunehmend wichtig. All das ist Design, Kommunikation und Kreation. Und überall dort braucht man Kreative. 

Inwieweit hat Corona die Branche getroffen?

Karajica: Corona hat uns ein paar Probleme aufgezeigt, nicht nur bei Eyes & Ears, sondern auch in der Branche und der Gesellschaft im Allgemeinen. Von einem auf den anderen Tag sind wir gezwungen worden, über Tools wie Zoom oder Teams miteinander zu sprechen, ohne zu wissen, wie lange dieser Zustand eigentlich anhalten wird. Ich glaube, wir haben aus der Not heraus das Beste getan, aber ich muss ganz ehrlich sagen: So cool diese Form der Kommunikation auch ist, aber ich treffe Menschen noch immer gerne persönlich. Erst durch den persönlichen Austausch kann viel Raum für kreative Leistungen entstehen.

Kamphausen: Wir merken definitiv, dass unsere Mitglieder danach lechzen, wieder andere Kreative treffen. Sicher, wir konnten auf dem digitalen Weg in den vergangenen eineinhalb Jahren noch tiefer in den europäischen Markt eindringen, weil das unkompliziert möglich war. Aber das persönliche Treffen geht so viel tiefer und bringt den Kreativen so viel mehr. 

Was bedeutet das für Ihren Verband?

Karajica: Eyes & Ears hat ja immer davon gelebt, dass wir uns persönlich getroffen, ausgetauscht und ab und zu auch miteinander gefeiert haben. Das ist in der Corona-Zeit zu kurz gekommen. Für die Mittel, die wir eingesetzt haben, war es gut. Aber perspektivisch wollen wir es wieder anders machen und so bald wie möglich den Hebel umlegen. Mag sein, dass wir vielleicht nicht der größte, opulenteste und manchmal auch nicht der professionellste Verband sind, aber die Nahbarkeit und der direkte Austausch hat uns immer ausgezeichnet. Daran wollen wir so schnell wie möglich wieder anknüpfen.

Nun fällt das 25-jährige Jubiläum mitten in die vierte Corona-Welle. Wie wird die Verleihung der Eyes & Ears Awards am 25. November über die Bühne gehen?

Kamphausen: Wir haben uns in diesen Zeiten nicht getraut, eine vollständige Präsenzveranstaltung zu machen. Deshalb werden wir nicht mit 400 Leuten Seite an Seite in einem Kinosaal sitzen, auch wenn wir uns das sehr gewünscht hätten. Dennoch wollen wir an verschiedenen Orten mit mehreren Menschen zusammenkommen. Wir werden unsere Gala, die ich zusammen mit Wolfram Kons moderiere, von Köln aus streamen und gleichzeitig auch in Berlin, Hamburg und München unsere Awards und New Talents feiern.

Und was ist für 2022 geplant?

Kamphausen: Die Planungen für das nächste Jahr gestalten sich schwierig. Aber für uns ist klar, dass wir wieder Veranstaltungen in Präsenz durchführen wollen, sowohl unsere Awards als auch die Conference. Wir werden auch versuchen, wieder einen Esports-Tag auf die Beine zu stellen. Und nach Möglichkeit wollen wir auch wieder in andere Länder gehen, weil das die einzige Möglichkeit ist, die dortigen Mitglieder wirklich kennenzulernen.

Frau Kamphausen, Herr Karajica, vielen Dank für das Gespräch.