Herr Brinkbäumer, der ARD-Claim "Wir sind eins" - Ist das eigentlich gelebte Realität oder ein Euphemismus?

Klaus Brinkbäumer: Das ist gelebte Realität. Nach zweieinhalb Jahren ist meine ARD-Erfahrung noch nicht episch und schon gar nicht allumfassend, aber ich erlebe so viel Teamgeist, Zusammenspiel, Präzision, besten Willen und Fachkenntnis in der ARD. Und dann gibt es natürlich immer auch mal ein Ringen um Programmplätze, Budgets oder die Frage, ob wir einzelne Themen und Aufgaben zentralisieren oder regionalisieren. Das gehört dazu. "Wir sind eins" ist nicht nur ein Slogan, sondern das Ziel und die Beschreibung der Gegenwart von ganz vielen Menschen in der ARD.

Ich frage auch deshalb, weil der MDR zuletzt eine Zeit lang die Belieferung von "Tagesschau" Online mit Regional-News ausgesetzt haben soll. Worum ging es da genau?

Bei Tagesschau Online gab es im April eine technische Umstellung auf automatisierte Übernahme von Regional-Nachrichten. Wir haben den Sommer über durchgehend Meldungen an die Tagesschau zugeliefert und nie damit aufgehört, das wurde verkürzt dargestellt – wir haben lediglich die Belieferung dieses vollautomatisierten Feeds kurzzeitig ausgesetzt, weil dort publizistische und technische Dinge noch nicht ausgereift waren. Dabei ging es unter anderem darum, wie schnell inhaltliche Korrekturen und Aktualisierungen in unseren MDR-Angeboten in die Tagesschau-Übernahmen übertragen werden. Denn letztlich trägt der MDR die rundfunkrechtliche Verantwortung für diese Inhalte. Das Ganze läuft längst wieder, im Ringen um Perfektion reibt man sich eben auch mal.

Die "Mitteldeutsche Zeitung" hatte berichtet, es hätte auch einen Streit über die Zuordnung der digitalen Reichweite gegeben. War das so und wie ist das nun geregelt?

Die Zählung unserer Beiträge kommt dem MDR zugute. Es ist unsere Aufgabe, regional prägende Nachrichtenmarken wie "MDR Aktuell" und die nationale und internationale Info-Marke der ARD, die "Tagesschau", aufeinander abzustimmen.

Welche Info-Marke ist im Sendegebiet eigentlich die stärkere? Ist es die "Tagesschau" oder doch "MDR Aktuell"?

Beide Marken sind stark, und ich will sie nicht in Konkurrenz zueinander betrachten. Wir übernehmen die 20-Uhr-"Tagesschau" in unserem Dritten Programm zwar nicht, aber viele Menschen in Mitteldeutschland sehen die Sendung im Stream oder im Ersten. Mit unserer trimedialen Nachrichtenmarke "MDR Aktuell" versuchen wir, große Beiträge und Themensetzungen der "Tagesschau" ins Sendegebiet zu übertragen und zu regionalisieren. Das spielt Hand in Hand, unsere Teams arbeiten täglich und begeistert für die "Tagesschau", kommentieren und füllen leidenschaftlich die Reportage-Rubrik "mittendrin" für die "Tagesthemen". Wir sind eins, da gibt es kein Konkurrenzverhältnis.

Mittlerweile ist der MDR die einzige Landesrundfunkanstalt, die die 20-Uhr-"Tagesschau" nicht übernimmt. Wieso ist das so und bleibt es dabei?

Ich möchte nicht für alle Zukunft sprechen, aber unser Drittes Programm ist so beliebt wie erfolgreich, und das Programmfenster ab 19 Uhr ist sein Zentrum: Das gesamte MDR-Programm fügt sich um die "Aktuell" um 19:30 Uhr, die hier eine Geschichte hat. Davor stehen die starken Magazine aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, um 19:50 Uhr folgen Sendungen wie "Einfach Genial", "Elefant, Tiger & Co." oder "Kripo Live", und dann geht es in den MDR-Hauptabend. Das ist rund und stimmig.

Der Unmut gegenüber den Medien ganz generell, aber speziell den Öffentlich-Rechtlichen, ist schon seit Jahren laut und wird auch immer lauter. Gerade im Osten ist das so. Welche Auswirkungen hat das auf die Journalistinnen und Journalisten im MDR?

Das ist ein bundesweites Phänomen, vor allem im Zusammenhang mit Demonstrationen. Es gibt hin und wieder Situationen, wo unsere Kolleginnen und Kollegen, die über Demos berichten und investigativ arbeiten, zurückmelden, dass sie attackiert oder bedroht werden. Das muss nicht gleich eine physische Attacke sein, doch Aggressivität, Schroffheit und Wut sind stärker verbreitet als vor fünf oder zehn Jahren. Zugleich erleben wir in unserem Sendegebiet ein enorm hohes Vertrauen, und auch an Klicks, Verweildauer und Quoten sehen Sie, dass es hier im MDR-Gebiet eine gewachsene Bindung zu öffentlich-rechtlichen Medien gibt. Vertrauen und Unmut: Beides existiert parallel, und ja, ich staune manchmal auch über die Hitzigkeit. Es gibt punktuell eine fundamentale Ablehnung von allem, was als Elite wahrgenommen wird. 

Wir versuchen noch vielseitiger zu sein und Lücken zu schließen, gerade was Angebote für Jüngere angeht, deren Mediennutzung sich in den letzten Jahren rasant verändert hat.


Manchmal frage ich mich, wie das zusammenpasst. Auf der einen Seite der Unmut und auf der anderen Seite die Tatsache, dass der MDR das erfolgreichste Dritte Programm aller Landesrundfunkanstalten betreibt.

Die Programmdirektion Leipzig setzt von früh bis spät auf Live-Journalismus, und wie wichtig uns Unterhaltung, Filme und Serien oder der Sport sind, wissen Sie gewiss. Durch das Zusammenspiel mit der Programmdirektion Halle und den drei Landesfunkhäusern kommen Kultur, dokumentarische Schwerpunkte oder leidenschaftlicher Regional-Journalismus und vieles mehr hinzu, all dies längst crossmedial. Wir versuchen noch vielseitiger zu sein und Lücken zu schließen, gerade was Angebote für Jüngere angeht, deren Mediennutzung sich in den letzten Jahren rasant verändert hat. Mit Formaten wie "exactly", "Fundbüro der Liebe" oder "Eine Minute Geld" erreichen wir jüngere Nutzerinnen und Nutzer schon gut. Der MDR ist linear stark, und wir versuchen, non-linear noch stärker zu werden. Gleichzeitig wollen wir Dialog und echte Beteiligung ermöglichen.

Aber noch einmal kurz zurück zum Unmut. Sie sind USA-Experte und haben dort einige Zeit lang auch gelebt. Befürchten Sie in Deutschland eine ähnliche gesellschaftliche Entwicklung wie in den USA?

Nein, ich glaube, dass wir eine sehr viel robustere Gesellschaft sind als die extrem polarisierte amerikanische. Wir haben nicht diese gesellschaftlichen Kluften oder diesen amerikanischen Hass oder diese Gewaltbereitschaft. Die Stabilität der Demokratie und die Medienwelt sind in Deutschland eine andere, gerade auch wegen der öffentlich-rechtlichen Medien, die in Amerika fehlen. Wir haben im MDR eine Teilhabe der Menschen aufgebaut, die beispielhaft ist: 65.000 Menschen sind Mitglied bei "MDR Fragt", nehmen regelmäßig an unseren Befragungen teil und können dadurch Programm mitgestalten. Darum entsteht mindestens das Gefühl, gehört zu werden. Und wir sind viel in unseren Regionen unterwegs, mit Previews und Dialog-Angeboten wie unserer "mittendrin"-Tour. Wir sind hier verankert und nahe bei den Menschen, so kann Zusammenhalt wachsen.

Ab 2024 produziert der MDR bekanntlich das verlängerte "Mittagsmagazin", das Sie vom RBB geerbt haben. Auch da hatte ich nicht unbedingt das Gefühl, dass die ARD "eins" ist. Der RBB hat doch vielmehr Tatsachen geschaffen und die anderen entscheiden lassen, wie es mit dem Schlamassel weitergeht, oder?

Ihre Wortwahl will ich nicht kommentieren (lacht). Ich weiß aber aus der exzellenten Zusammenarbeit mit Martina Zöllner oder David Biesinger, dass der RBB auf allen Ebenen versucht, aus all dem, was im letzten Jahr passiert ist, so schnell und so konstruktiv wie nur möglich herauszukommen. Um auf das "Mittagsmagazin" zurückzukommen: Ja, der Wechsel kam recht kurzfristig. Wir haben uns nicht aufgedrängt und niemandem etwas weggenommen. Als die Federführung ab 2024 frei wurde, haben wir uns entschlossen angeboten.

Und wieso?

Wir waren bei dem Thema schon: Beim MDR haben wir eine ausgeprägte Kompetenz für Live-Journalismus. Über "MDR Aktuell" haben wir schon gesprochen, aber Sie können auch "MDR um 11", "MDR um 2", "MDR um 4" und viele andere Formate nehmen: Sie sind schnell, analytisch, konstruktiv, innovativ und zugleich unterhaltsam. 

Ich stelle gar nicht in Frage, dass der MDR das "Mima" kann. Aber warum wollten Sie es? Es kommen dadurch auch hohe Kosten auf den MDR zu, in diesem Zuge entfällt künftig auch "MDR um 11".

Weil wir die ARD journalistisch mitprägen wollen. Publizistisch und programmstrategisch halten wir es für wichtig, den ARD-Nachmittag auszufüllen und damit eine Brücke zu schlagen vom "Mittagsmagazin" zu "Brisant", das wir ja schon lange für die ARD produzieren. Wir verstehen das "Mima" nicht nur als lineares Fernsehen und wollen es verschränken mit dokumentarischen Formaten in der Mediathek und anderen Dingen, die in der non-linearen ARD-Welt passieren. Und nicht zuletzt glauben wir, dass die mitteldeutsche Perspektive dem Programm gut tun wird, wir haben etwas beizusteuern. Das heißt nicht, dass es ein mitteldeutsches Mittagsmagazin wird – aber ein in Mitteldeutschland entstehendes bundesweites Mittagsmagazin, erweitert auf zwei Stunden, das die ARD bereichern wird.

Publizistisch und programmstrategisch halten wir es für wichtig, den ARD-Nachmittag auszufüllen und damit eine Brücke zu schlagen vom "Mittagsmagazin" zu "Brisant", das wir ja schon lange für die ARD produzieren.  


Wo stehen Sie in den Vorbereitungen? Was ist schon erledigt, was muss noch umgesetzt werden?

Wir sind mitten im Vorbereitungsprozess, und damit meine ich alles: Studiodesign und -bau, Personalstruktur in der Redaktion, Moderation, Büros, inhaltliche Abstimmung auf ARD-Ebene mit der Einbeziehung der anderen Landesrundfunkanstalten, des Hauptstadtstudios und der Korrespondentenbüros. All dies läuft auf Hochtouren, der erste Sendetermin ist für uns der 8. Januar. Das ist ambitioniert, denn normalerweise benötigen viele dieser Prozesse eine längere Vorbereitung. Aber wir liegen gut in der Zeit, und alle sind mit großem Engagement dabei.

Wie sieht es bei der Moderation aus? Da hat es zuletzt ja durchaus Misstöne von zwei aktuellen "Mima"-Moderatoren gegeben. Hat sich die Situation da wieder beruhigt und haben sich die Verantwortlichen ausgesprochen?

Ich hoffe doch sehr, dass sich die Situation beruhigt hat. Wir hatten ein eindrucksvolles Casting mit zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften und Hintergründen – alle bisherigen Mima-Moderatoren waren informiert und konnten sich bewerben. Unser Casting war ausgerichtet auf unser publizistisches Konzept und für alle Teilnehmenden exakt gleich: Wir haben zum Beispiel eine Drucksituation für alle erzeugt, es kam eine Breaking News herein, die alle in Stress versetzt hat – journalistischer Alltag um 12 Uhr mittags. Wir haben mit der Medienforschung einen Bewertungsbogen anhand unterschiedlicher Kriterien entwickelt, und im Moment gibt es eine bundesweite Publikumsbefragung. Wann die Daten vorliegen und wir eine Entscheidung treffen, kann ich noch nicht sagen. Ein bisschen wird’s noch dauern.

Und wie wird die genaue Aufteilung sein? Bekannt war ja schon, dass es nicht mehr vier Hauptmoderatorinnen und Hauptmoderatoren geben soll.

Wir werden, anders als andere, kein Moderationsduo haben. Es wird ein Gesicht geben, das durch die Sendung führt, und eine Sportmoderation. Auf beiden Positionen werden wir eine Vertretung haben, weil Menschen natürlich auch mal Urlaub haben und wir flexibel planen wollen.

Das Mima ist eine Kraftanstrengung des gesamten MDR, die in Berlin nicht möglich gewesen wäre.


Noch einmal zurück zum Unmut der zwei bisherigen "Mima"-Moderatoren. Nadia Kailouli und Aimen Abdulaziz-Said hatten sich öffentlich geäußert…

Wir tun das, was jeder Sender macht, der ein Magazin wie dieses übernimmt: Wir entwickeln es inhaltlich weiter, sprechen mit allen Partnerinnen und Partnern in der ARD, bewerten das Casting nach bestem Wissen und mit Sorgfalt und natürlich nehmen wir uns heraus zu entscheiden, wer das Mima moderiert, welcher Sender würde das anders machen? Menschen mit Migrationshintergrund gehören längst und selbstverständlich zum MDR. Die öffentliche Debatte darüber hat mich eher erstaunt. Aber ich denke, dazu ist mittlerweile auch alles gesagt. 

Gibt es schon eine Vereinbarung mit den anderen ARD-Anstalten zur Finanzierung oder der Zulieferung von Beiträgen?

Absprachen gibt es selbstverständlich. Wir sind im ständigen Austausch mit Christine Strobl, Oliver Köhr und der Programmdirektion in München und den anderen Landesrundfunkanstalten über das Konzept und darüber, was wir von wem bekommen werden und was wir übernehmen können. Wir sind weit, der Zeitplan ist eng getaktet.

Der RBB hat immer mit dem Standort in Berlin geworben und erklärt, dort könne man auch hochrangige Politikerinnen und Politiker oder andere Experten direkt ins Studio holen. Dieser Vorteil fällt künftig beim MDR weg, oder?

Wir werden natürlich viele Gäste im Leipziger Studio haben. Wenn es politische Gäste sind, aus der Bundesregierung oder der ersten Reihe der Berliner Parteipolitik, werden wir diese meist aus Berlin zuschalten, so wie im Morgenmagazin oder bei den Tagesthemen.

Wen mussten Sie am Ende eigentlich mehr überzeugen? Den SWR, die das "ARD Buffet" verlieren oder das ZDF, mit denen Sie ja auch über die Verlängerung sprechen mussten - und die im Zuge dessen die "Drehscheibe" einstellen?

Das ARD Buffet wird 2024 ja zunächst weitergeführt. Aber ja, die Aussicht auf den Wegfall in 2025 tut dem SWR vermutlich ebenso weh wie es uns schmerzt, wenn wir ein Format nicht fortsetzen werden. Überzeugen mussten wir aber niemanden, der SWR war von Anfang an an unserer Seite und das ohne jede Einschränkung. Ich mag nicht für das ZDF sprechen, aber wenn ich die Zeichen richtig deute, hat sich das ZDF über die professionelle Vorbereitung durch den MDR und die beständige Kommunikation gefreut.

Die Kooperation zwischen RBB und ZDF galt als Paradebeispiel, weil man gemeinsam in Berlin das gleiche Studio genutzt hat. Sie produzieren jetzt in Leipzig, das ZDF bleibt in Berlin. Da dürften nun wieder Mehrkosten entstehen, so wie es früher war.

Fest steht, das ZDF wird in Berlin bleiben. Und der MDR wird das Mittagsmagazin durch strukturelle und personelle Synergien effizient produzieren. Für uns wäre eine Berliner Produktion eines knapp zweistündigen täglichen Magazins nicht darstellbar gewesen, das war für alle Beteiligten nachvollziehbar. Wir sitzen in Mitteldeutschland, haben unsere gesamte Studiotechnik und vor allem unsere Redaktionen und die allermeisten Mitarbeitenden hier. Eine der Keimzellen des "Mittagsmagazins" kommt aus der Redaktion, die bisher "MDR um 2" herausragend gemacht hat - und die arbeitet hier in Leipzig, ebenso wie Brisant und das schon erwähnte MDR Aktuell. Wir brauchen für Redaktion und Produktion das Zusammenspiel der Landesfunkhäuser und der Programmdirektionen und der Betriebsdirektion. Das Mima ist eine Kraftanstrengung des gesamten MDR, die in Berlin nicht möglich gewesen wäre.

Wenn es keinen Erfolg hat, muss ich runter vom Bildschirm 


Durch das "Mima" investiert der MDR sichtbar in das Gemeinschaftsprogramm, im MDR Fernsehen wird dagegen "MDR um 11" gestrichen. Was sagt das über den Stellenwert Gemeinschaftsprogramm vs. MDR Fernsehen aus?

Das ist kein "versus", also auch hier keine Konkurrenz. Auch im MDR machen wir ja neue Projekte, manchmal non-linear, manchmal linear, und um sie umzusetzen, müssen bestehende Sendungen manchmal eingestellt werden. Eine Programmentscheidung für etwas Neues bedeutet oft, dass man etwas anderes sein lassen muss. Zur Transformation gehört Verzicht. Das Erste und die Mediathek sind Gemeinschaftsangebote, zu denen wir bestmöglich beitragen möchten. Aber das Dritte ist bei uns im Sendegebiet höchst relevant, und das wollen wir erhalten. Wenn sich eine Chance ergibt, im Ersten journalistisch prägend Programm zu machen, kann man sie ergreifen oder eben nicht. Wir hatten das Gefühl: Das sollten wir tun.

Im Zuge der ARD-weiten Reformen haben Sie zuletzt angekündigt, das Gesundheitsmagazin "Hauptsache Gesund" einzustellen, stattdessen wollen Sie das NDR-Magazin "Visite" zeigen. Sind weitere solcher Schritte geplant bzw. denkbar?

Denkbar ja, das Zusammenspiel in der ARD funktioniert auf vielen Ebenen mit Leidenschaft und Präzision. Der NDR hat das Feld der Gesundheit jetzt schon sehr kompetent ausgefüllt, und wir wollen bei uns in der Redaktion Wirtschaft & Ratgeber, die "Hauptsache Gesund" erstellt, Kraft auf non-lineare Formate und die Verstärkung anderer Inhalte lenken. Innerhalb der ARD arbeiten wir ja an Kompetenzcentern, so dass nicht mehr alle Anstalten alles machen müssen, sondern das, wo ihre jeweiligen Stärken liegen. Die ARD reformiert sich mit Tempo von innen.

Und der MDR reformiert sich noch ein wenig schneller, oder? Ein Kompetenzcenter Gesundheit ist ja bereits angekündigt worden. Nun hat der MDR bereits Fakten geschaffen.

Aber nicht, um vorzupreschen, sondern weil wir für uns einen stimmigen Weg gemäß unserer Strategie "MDR für alle" gesehen haben, auch im Sinne der Stärkung anderer MDR-Formate.

Riverboat © MDR/Tom Schulze/Stefan Wieland/Stephan Pick Zusammen mit Kim Fisher, Wolfgang Lippert und Matze Knop gehört Klaus Brinkbäumer zum Moderationsteam von "Riverboat"

Die Kompetenzcenter sollen in verschiedenen Bereichen starten. Wo könnte der MDR Verantwortung übernehmen?

Es ist noch zu früh, als dass jetzt der MDR sagen sollte, in welchem Kompetenzcenter wir eine Federführung haben wollen. Das passiert im Zusammenspiel mit den anderen Anstalten. Sie können sicher sein, dass wir uns in Arbeitsgruppen wie zum Beispiel Klima, Kultur oder Poollösungen für die Dritten Programme beteiligen, weil wir etwas beisteuern können. 

Sie gehören seit Beginn des Jahres zum Moderationsteam von "Riverboat". Bleibt es eigentlich dabei oder hat Ihr Engagement in diesem Bereich ein Ablaufdatum?

Die Kriterien, die wir für alle Moderatorinnen und Moderatoren haben, gelten auch für mich: Wenn es keinen Erfolg hat, muss ich runter vom Bildschirm. Nach einem halben Jahr konnten wir aber eine schöne Bilanz ziehen: Mit dem neuen Viererteam, das meint Kim Fisher, Matze Knop, Wolfgang Lippert und mich, lagen wir etwas mehr als zwei Prozentpunkte über dem Vorjahreszeitraum. Das funktioniert. Ich habe die Moderation übernommen, als wir eine Notlage hatten, weil der Partnersender RBB ausgestiegen war; zudem hatte der geschätzte Jörg Kachelmann seinen Abschied angekündigt. Wir mussten schnell reagieren, um 2023 sendefähig zu sein. Ich hoffe, journalistische Gesprächsführung auf hin und wieder gesellschaftspolitischem Niveau beisteuern zu können. Und ein großartiger Nebeneffekt war gar nicht einkalkuliert: Ich erfahre und kenne den MDR aus verschiedensten Perspektiven.

Noch so ein Fall, wo Ihnen der RBB die Brocken vor die Füße geworfen hat und Sie damit klarkommen mussten…

(lächelt) Es war kein langfristig geplanter Ausstieg des RBB, das stimmt. Wir haben das Ende der Kooperation bedauert.

Hat sich die Zusammenarbeit beim "Riverboat" ausgezahlt und sind Sie offen für neue Partner?

Ja, das hat sich gelohnt. Wir wollen ein Zusammenspiel in der ARD, und wir vom MDR sind offen dafür. Die Kooperation mit dem RBB hat dazu geführt, dass wir "Riverboat" vielseitiger gemacht haben, weil Sendung und Gästeauswahl in Berlin anders akzentuiert waren. Der Publikumserfolg bei uns im Sendegebiet war für beide Varianten nahezu gleich, und wir haben durch das freigewordene Budget Raum bekommen, neue Dinge zu machen. Exakt so sollte ein Zusammenspiel doch laufen. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Brinkbäumer!