Die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet über einen ungewöhnlichen Vorgang innerhalb der ARD. Ab Mitte Juli sollen in der App und auf der Website der "Tagesschau" mehr als zwei Wochen lang keine Regionalnachrichten aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen erschienen sein. Hintergrund ist dem Bericht zufolge offenbar ein Streit zwischen der MDR-Spitze und der in Hamburg angesiedelten Redaktion ARD-aktuell um digitale Reichweite.

Laut "MZ" soll die MDR-Geschäftsleitung um Intendantin Karola Wille die Belieferung mit Regionalnachrichten zeitweise eingestellt haben, weil sie einen Bedeutungsverlust des eigenen Portals "MDR.de" fürchtete. Im April hatte ARD-aktuell damit begonnen, die für 'tagesschau.de' zugelieferten Texte der Landesrundfunkanstalten nicht mehr als externe, sondern als eigene Beiträge zu kennzeichnen. Seither werden die Leserinnen und Leser nicht mehr zur jeweiligen Landesrundfunkanstalt weitergeleitet, sondern bleiben im "Tagesschau"-Angebot - was der MDR-Führung offenbar nicht gefällt, weil sie dadurch eine Schwächung des eigenen Angebots fürchtete.

Auf Nachfrage der "Mitteldeutschen Zeitung" antwortete der MDR nur ausweichend. "Gemeinsam mit der 'Tagesschau' arbeiten wir kontinuierlich daran, das Angebot technisch und funktional zu optimieren", sagte ein MDR-Sprecher. "Die Nachrichten aus Mitteldeutschland sind bereits wieder für die Nutzerinnen und Nutzer abrufbar." Inzwischen konnten die Wogen wohl zumindest etwas geglättet werden. Die Regional-Nachrichten aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sind bei der "Tagesschau" nun mit einem Hinweis auf "MDR.de" und die MDR-App versehen worden - andere ARD-Anstalten verzichten hingegen auf derartige Verweise, wenngleich es auch beim SWR Unmut über das Vorgehen aus Hamburg gegeben haben soll.

Der MDR ist übrigens die einzige Landesrundfunkanstalt, die bis heute auf eine Übernahme der "Tagesschau" in ihrem Dritten Programm verzichtet. Der jüngste Streit kommt allerdings trotzdem überraschend, schließlich will der MDR seine bundesweite Sichtbarkeit im Ersten erklärtermaßen spürbar ausbauen, indem man ab dem kommenden Jahr die Produktion des "ARD-Mittagsmagazins" vom RBB übernehmen wird. Klar ist: Ins zuletzt oft bemühte Bild einer harmonischen ARD will der jüngste Vorgang überhaupt nicht passen.