Beim Beginn einer jeden Liebesgeschichte stellt sich eine Frage: War es Zufall, oder Schicksal? Im Grunde ist es ja egal, welchen Weg die Liebe gefunden hat. Hauptsache, sie hat zwei Menschen zusammengebracht, die sich gegenseitig bereichern. Auf der anderen Seite ist es für die einstudierte Anekdote, die man in seinem Freundeskreis voller Emotionen zum Besten geben möchte, natürlich besser, wenn ein Hauch mehr Schicksal vorhanden ist. Das macht die Geschichte einfach packender, magischer. In dieser Hinsicht sind Candela (Megan Montaner) und Massimo (Alessandro Tiberi) ein Pärchen, dem du in einer gemütlichen Runde mit deinem Partner und anderen Liebenden lieber nicht gegenüber sitzen möchtest. Zu groß wäre die Schmach darüber, dass die eigene Liebesgeschichte mit ihrer einfach nicht mithalten kann.

Candela ist eine lebhafte Flamencotänzerin aus Sevilla, die plötzlich nach Prag einberufen wird – ein Schritt, der ihr in ihrer Situation viel gibt, da das Geld für sie und ihren kleinen Sohn ziemlich knapp wird. Das liegt auch daran, dass der Ex-Ehemann aus dem Gefängnis heraus nicht so viel zum Lebensglück beitragen kann. Massimo ist ein ehemalig erfolgreicher Geschäftsmann aus Rom, der sich bereits seit längerer Zeit einredet, seine Freundin, die er bald heiraten soll, noch zu lieben. Durch zunächst einen und dann immer weitere Zufälle – oder Schicksalsschläge – laufen sich die Beiden am Flughafen in die Arme. Und merken, dass sie sich absolut nicht leiden können. Doch von Begegnung zu Begegnung scheinen Candela und Massimo immer besser zu verstehen, was ihnen Amor sagen möchte.

Das klingt zwar nach einer Liebesgeschichte, die bei jedem Cocktailabend zahlreiche "Oohhh!"s aus den Anwesenden entlocken würde. Für eine Romcom-Serie, die es in der ersten Staffel immerhin auf stolze zehn Stunden schafft, klingt die Grundstory von "Love, Inevitably" (OT: "Lejos de ti") dennoch zunächst arg nach alten Kamellen. Die spanisch-italienische Produktion, die von Beta Film vertrieben wird, mischt Bekanntes jedoch mit einer feurigen Portion Flamenco – und einem übernatürlichen Touch.

Jedes Mal, wenn sich Candela und Massimo über den Weg laufen, sind sie die einzigen Menschen, die dieses Treffen in dem Moment auch wahrnehmen. Kein anderer Mensch scheint mitzubekommen, welche Interaktion just in diesen Momenten vonstatten geht, weshalb nicht nur einmal der Gedanke aufkommt, dass mindestens einer von Beiden nur halluziniert.

Somit schafft es "Love, Inevitably", das hierzulande unter dem Titel "Natürlich, Liebe" zu sehen sein wird, auf frische Art, von dem typischen Problem aller Love-Storys abzulenken: der Tatsache, dass der Zuschauer doch sowieso schon weiß, dass die zwei Protagonisten am Ende zusammenkommen, ganz egal wie viele Hürden sie vorher zu nehmen haben. Obwohl es sich hier ähnlich verhält, lässt Showrunner Ivan Silvestrini die Möglichkeit offen, dass irgendetwas Magisches passieren kann.

Bei einer Liebesgeschichte dafür zu sorgen, dass wortwörtlich etwas Magisches passiert, wird von vielen Filmemachern angestrebt, aber selten erreicht. Bei "Love, Inevitably" paart sich dieser Ansatz mit einem spanisch-italienischen Flirtverhalten, das der deutsche Zuschauer erst einmal akzeptieren muss. Emotionen sprudeln über und lassen dabei keinen Moment unversucht, dem Zuschauer eine Träne rauszulocken – ob aus Rührseligkeit, oder Lachen, weil das Protagonisten-Pärchen kein Fettnäpfchen auslässt. Wenn Sie also die Möglichkeit haben, die Serie mit ihrem Partner zu schauen, dann tun Sie das bitte. Vor allem, wenn einer von Ihnen gerne selbst in Fettnäpfchen tritt.

Dafür eignet sich "Love, Inevitably" nämlich am besten: um einfach mal über sich selbst zu lachen. Die romantische Komödie bietet neben altbekannten Mustern zahlreiche Türspalte, durch die man erkennt, wie leicht das Thema Liebe sein kann und dass es diese Leichtigkeit oftmals auch braucht, um sie überhaupt zu erkennen. Unser heutiger "Made in Europe"-Star, der obendrein wundervolle Bilder unseres Kontinents liefert, ist deshalb eine Ode an die Leidenschaft, die mancherorts nur dadurch ausgebremst wird, dass die Erzählung auf eine allzu großzügige Laufzeit ausgedehnt wurde. Etwas mehr Knackigkeit hätte "Love, Inevitably" gut getan, was nichts daran ändert, dass Silvestrini verstanden hat, wie sich eine Geschichte anfühlen muss, die eine perfekte Anekdote für den nächsten Cocktailabend wäre.

"Natürlich, Liebe" ist ab dem 26. August beim Sony Channel zu sehen.