Spontane menschliche Selbstentzündung wäre eine zutiefst verstörende Sache – wenn es sie wirklich geben würde. Bis heute herrscht ein großer Mythos um diese vermeintliche Todesursache, bei der der menschliche Körper ohne Anlass Feuer fängt. Es gibt verschiedene Theorien, mit denen das Phänomen erklärt werden soll und diverse Kriminalfälle, bei denen diese Idee angesprochen wurde. Doch belegt wurde bis heute nichts davon. In der französisch-belgischen Arte-Koproduktion "Moloch" geht es nun genau darum - um Menschen, die scheinbar von alleine entzünden. Louise (Marine Vacth), eine junge Reporterin, macht es sich zur Aufgabe, herauszufinden, wie diese Feuer entstehen und ob es sich um Mord handelt.

Doch wo fängt man die Recherche an, wenn sich die Opfer und alle potenziellen mit ihnen herumgetragenen Indizien zu Asche verwandeln, ehe man die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen? Louise stellt sich einer scheinbar unmöglichen Aufgabe, die die motivierte Journalistin genauso anstachelt, wie den Zuschauer auf dem heimischen Sofa. Die Prämisse spontaner Selbstentzündungen wird in "Moloch" von Showrunner Arnaud Malherbe mit einer bedrückenden Düsterheit inszeniert, die gerade noch so einladend wirkt, dass man Louise den Fall nicht alleine lösen lassen möchte. Tatsächlich liefert Malherbe einen idealen Beweis dafür, dass ein dunkler Krimi nicht verstörend wirken muss, obgleich des verstörenden Inhalts.

Erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit gibt die Serie, die voraussichtlich im Oktober bei Arte zu sehen sein wird, eine erste Fährte. Manchen wird der verstrichene Zeitraum bis dahin etwas zu viel sein, da der übernatürlich angehauchte Thriller sehr behäbig erzählt und das Tempo nur an wenigen Stellen anzieht. Doch dann steht das titelgebende Wort zahlreich und weitverbreitet an den Wänden der kleinen Stadt am Meer: Moloch. Was es genau damit auf sich hat, erfahren nur diejenigen, die das oft als Stillleben anmutende Werk bis zur sechsten Episode miterleben.

Als "Moloch" wird in der Bibel ein phönizisch-kanaanäisches Opferritual genannt, die nach der Überlieferung die Opferung von Kindern durch Feuer vorsahen. Dementsprechend sei so viel verraten, dass die Serie einen Spagat zwischen mystischen und religiösen Anspielungen ausübt, der lange Zeit innegehalten wird. Malherbe gibt sich selten die Blöße zuzugeben, dass die Geschichte in eine eindeutige Richtung verläuft, auch wenn der aufmerksame Zuschauer schnell merken wird, dass ein echtes übernatürliches Szenario nicht in ihre Handschrift passt.

Vielmehr wirkt "Moloch" wie eine farblose, kinderunfreundliche Ausgabe von "Scooby-Doo", bei der man einfach weiß, dass am Ende kein echter Geist für das Verbrechen zuständig war. Das heißt jedoch nicht, dass der Unterhaltungswert geschmälert wird, gerade weil Malherbe dieses beinahe gefestigte Wissen zu den unerwartetsten Momenten ins Wanken bringt. Artes Eigenproduktion überzeugt mit dem Spiel zwischen den Zeilen und gibt seinen Zuschauer auf anderen Ebenen Rätsel auf, die meist nur mit findigen Verknüpfungen gelöst werden können, ehe das Endergebnis schließlich szenisch ansprechend eingespielt wird.

"Moloch" ist am Ende der insgesamt sechs Stunden Laufzeit nicht nur der Beweis dafür, dass Krimis immer noch mit ungewohnten Ideen angereichert werden können, sondern auch ein Statement von Arte. Der Kultursender kann auch düster und das mit einer derartigen Raffinesse und Coolness, dass gerne mehr davon kommen kann. Das eigene Senderimage wird nicht verraten und um Nuancen ergänzt, um im modernen Serienkult mithalten zu können.