Mit etwas viel Freiheit erzählt die dreiteilige Miniserie "Quiz" aus Großbritannien den vielleicht spektakulärsten Quizshow-Betrug im britischen Fernsehen und nebenbei in der ersten Folge auch eine ausgeschmückte Entstehungsgeschichte des später weltweit gereisten TV-Formats. 

Der Blick hinter die Kulissen des TV-Geschäfts dreht sich dann aber zum eigentlichen Skandal: Im September 2001 war ein gewisser Charles Ingram Kandidat bei "Who wants to be a millionaire?", dem britischen Vorbild für Jauchs "Wer wird Millionär?", und gewann den Hauptpreis von einer Million britischer Pfund. Doch Mitarbeiter der TV-Produktion wurden misstrauisch. 

Wenig später wurden Ingram, seine Ehefrau Diana und Universitäts-Dozent Tecwen Whittock des Betrugs verdächtigt. Mit unscheinbaren Hust-Signalen hatten die beiden aus dem Publikum heraus bei den Lösungen geholfen. Die damalige Presse wie auch die 2020 erschienene Serie zu dem Skandal schwankte zwischen Begeisterung für die Pfiffigkeit und der Empörung über eben diese. Auch stellt sich fürs Publikum von "Quiz" immer wieder die Frage, wer hier eigentlich der Böse ist.

Und das obwohl Ingram und seine Frau damals übrigens zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurden. Es ist dem Drehbuch von James Graham aber auch der Regie von Stephen Frears zu verdanken, dass die Miniserie von Left Bank Pictures, einer Tochter von Sony Pictures Television, dass die Serie trotz öffentlichem Ausgang der Geschichte einen Sog entwickelt. 

Star der Serie ist Matthey Macfadyen, der den Betrüger Charles Ingram spielt. Für Fans von "Succession" wird es umso durchtriebener, weil Macfadyen hier in der ITV-Miniserie ebenso herrlich zwischen gut und böse, Vernunft und Wahnsinn balanciert, wie in der HBO-Produktion. Anders als das dicht erzähle "Succession" ist "Quiz" allerdings ein kurzer Spaß in drei Teilen und wenngleich als Verfilmung jüngerer TV-Geschichte ein sehr sehenswerter Snack.

In den weiteren Hauptrollen spielt Michael Sheen den Moderator von "Who wants to be a millionaire", Chris Tarrant. Wie genau er den damaligen Moderator porträtiert, ist zwar bemerkenswert aber fürs deutsche Publikum von weniger Belang. Sian Clifford ("Fleabag") spiet Diana, Ehefrau des Kandidaten, die uns später einen hustet. Doch "Quiz" beginnt vorher, zeigt das manische Interesse des Paares für die Gameshow, die damals in den ersten Jahren Talk of Town war.

"Quiz" schwankt zwischen einer Charakterstudie des Betrügerpaares und dem Porträt einer Fernsehbranche, bei der man sich als Zuschauer der Miniserie auch fragt, wer eigentlich wirklich verloren hat bei dem Hust-Skandal von damals - der "Who wants to be a millionaire" damals viel Aufmerksamkeit bescherte und in den Jahren danach von ITV mit Dokumentation und 2020 dieser Miniserie kapitalisiert wurde. Wie sang es Hape Kerkeling einst? Das ganze Leben ist ein Quiz und wir sind nur die Kandidaten.

Der Sony Channel zeigt die ITV-Miniserie am 9., 10. und 11. September als Deutschland-Premiere. Die Produktion ist danach in diversen Mediatheken abrufbar.