Eun-Ky Park weiß noch genau, wo sie war, als Disney+ auch in Deutschland an den Start ging: Am Schreibtisch im Kinderzimmer ihrer Tochter, erzählt die Country-Managerin von Disney in Deutschland, Österreich und der Schweiz am Mittwochnachmittag in Berlin. Der Grund für das Setting: Der Startschuss für den Streamingdienst fand hierzulande am 24. März statt, nur zwei Tage nach Beginn des ersten sogenannten "Lockdowns" im Zuge der Corona-Pandemie im März 2020.

So dramatisch die Einschnitte damals waren: Fürs klasssiche TV, vor allem aber fürs Streaming wirkten die Umstände wie ein Booster. Wer nicht mehr ausgehen konnte, war um so stärker auf Unterhaltung zuhause angewiesen. Und so mancher, der sich nun rund um die Uhr um seinen Nachwuchs kümmern durfte, war für die plötzlich in geballter Form  jederzeit abrufbaren Disney-Inhalte wohl auch nicht undankbar. 

Dementsprechend zufrieden zeigt sich Eun-Ky Park fünf Jahre später: "5 Jahre Disney+ ist ein absoluter Meilenstein und eine große Erfolgsgeschichte für uns. Heute könnten wir nicht stolzer sein." Was das konkret in Zahlen bedeutet? Unklar. Wie viele Abonnentinnen und Abonnenten Disney+ heute in Deutschland hat, wird auch zum Geburtstag nicht verraten. Dass es weltweit allein für Disney+ 125 Millionen, inklusive Hulu sogar 178 Millionen sind, trägt man aber mit Stolz vor. Es sei "ein echtes Wachstumsgeschäft" für den Konzern - was freilich auch nötig ist angesichts der Rückgänge im Linearen insbesondere im US-Heimatmarkt.

Dass man international so stark gewachsen ist, führt Park auch darauf zurück, dass man in den in den letzten fünf Jahren beim Publikum verankern konnte, dass Disney längst nicht nur Micky Maus ist. "Allein ein Blick auf die Emmys im vergangenen Jahr mit insgesamt 60 Auszeichnungen für The Walt Disney Company, darunter ein Emmy-Rekord von 18 Auszeichnungen für 'Shōgun', gefolgt von 11 Emmys für unsere Serie 'The Bear' sowie auch 'Only Murders in the Building' und diverse weiteren Emmy-Auszeichnungen zeigt, wie breit wir inzwischen bei General Entertainment Inhalten aufgestellt sind und auch wahrgenommen werden", so Park gegenüber DWDL.

International findet man ja tatsächlich auch Inhalte, für die man in den USA ein zusätzliches Hulu-Abo braucht, ebenfalls auf der Disney+-Plattform vereint. Bei der Geburtstags-Präsentation in Berlin ging es dann auch darum, diese große Bandbreite darzustellen. Von Kinohits wie "Vaiana 2" und "Mufasa: Der König der Löwen", die nach ihrer Kino-Auswertung zu Disney+ kommen, über die diversen seriellen Inhalte von Marvel, wo gerade "Daredevil: Born Again" sehr erfolgreich läuft und im Juni "Ironheart" startet, oder Lucasfilm, von wo mit "Andor 2" noch im April neuer Star-Wars-Content wartet, bis zu den non-fiktionalen Inhalten von National Geographic. Hier verwies der Konzern besonders auf "Do not attempt" mit David Blayne und "Underdogs" mit Ryan Reynolds. Dazu kommen langlaufende Klassiker wie "Grey's Anatomy" oder die "Simpsons". Zu den größten Serienhits auf Disney+ gehören gerade aber die neuen Produktionen "Paradise" von "This is us"-Schöpfer Dan Fogelman sowie "High Potential".

Anders als mancher Konkurrent hat Disney+ das Engagement bei lokalen Eigenproduktionen trotz der vielen US-Inhalte auch nach der Anfangs-Euphorie aufrecht erhalten, allerdings bislang und auch in absehbarer Zukunft weiter in überschaubarer Anzahl. Im Gespräch mit DWDL erklärt Eun-Ky Park: "Wir nehmen uns die Zeit, diese Projekte auszuwählen und umzusetzen, deshalb ist es immer abhängig davon, welche interessanten Stoffe uns angeboten werden, wie viele Projekte wir umsetzen werden."

Aktuell sind aus Deutschland drei Serien in der Post Production, darunter die am Mittwoch neu angekündigte deutsche Adaption der französischen Serie "Call My Agent" (mehr dazu in einem eigenen ausführlichen Artikel), in der sich zahlreiche deutsche Stars selbst spielen. Starten wird die Serie noch in diesem Herbst. Weiterhin nennt Eun-Ky Park folgende Produktionen: "'Vienna Game' ist unsere opulente Serie basierend auf wahren Gerüchten rund um den Auftakt des Wiener Kongresses von 1814 oder besser die opulenteste Party des 19. Jahrhunderts – eine außergewöhnliche Serie! Der Wiener Kongress formte das heutige Europa, was der Serie gerade in diesen Tagen eine besondere Relevanz gibt. Die Verhandlungen damals in Wien führten jedenfalls zu 100 Jahren Frieden in Europa! Und Amusement Park Film mit Philipp Kadelbach als Showrunner und Regisseur produziert für uns eine Thriller-Serie mit herausragender Starbesetzung und aufregenden neuen Talenten: 'City of Blood' – hier erleben wir ein überhitztes Berlin, dramatischen politischen Umbruch und eine Bedrohung der ganz anderen Art, während wir zwei Schwestern durch diese Welt begleiten."

Und wenn sie nun nochmal auf die letzten fünf Jahre zurückblickt, was kommt ihr dann an - vielleicht auch überraschenden - Erfolgen in den Sinn? Neben der erfolgreichen Einführung des werbefinanzierten Abos, das bei Werbetreibenden wie Kunden bestens ankomme, nennt sie die Oscar-Verleihung, die man in diesem Jahr live gezeigt hat. "Das freut mich ganz besonders, dass solch ein Live-Event hier so große Resonanz gezeigt hat."

Eun-Ky Park weiter: "Ein ganz besonderes Überraschungs-Highlight war unsere Taylor-Swift-Aktion. Nachdem bekannt wurde, dass das Konzert in Wien abgesagt werden muss, haben wir innerhalb von drei Tagen den Fans die Free-TV-Premiere des Disney+ Konzertfilms „Taylor Swift - The Eras Tour (Taylors Version)“ im ORF als kleinen Trost am Abend des ausgefallenen Konzerts ermöglicht. Zudem haben wir ihnen ein kostenloses 7-Tage Probeabo von Disney+ angeboten. Eine fantastische Teamleistung!"

Und wovon hätte sie sich mehr erhofft? "Eine Serie, die besser funktionieren hätte können, war 'Dopesick'. Die Serie erzählt, wie ein Unternehmen die schlimmste Arzneimittelkrise in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ausgelöst hat – basierend auf dem New York Times Bestseller von Beth Macy und Starbesetzt mit Michael Keaton in der Hauptrolle. Ich bin überzeugt von der Qualität und Relevanz unserer Serien, die auf wahren Geschichten beruhen und qualitativ so gut recherchiert sind. Die Opioidkrise in den USA ist und bleibt weiterhin ein großes Thema."