Vor einem Jahr Regen, diesmal Sonnenschein und das gleich doppelt: Bill & Tom Kaulitz feierten am Donnerstagabend die Premiere der zweiten Staffel ihrer Netfilx-Dokuserie. Der Streamingdienst hatte für die Fortsetzung erneut eingeladen in den Delphi Filmpalast am Zoo. Nicht nur das Wetter war diesmal besser: Die Produktion aus dem Hause Constantin Entertainment war im Sommer vergangenen Jahres der große Überraschungshit - und nichts ist dankbarer als die Premiere für die zweite Staffel eines Erfolgs zu schmeißen.
Da gibt es dann reichlich Fans, ob prominent oder nicht, die sich für die Fortsetzung interessieren. Unter den rund 250 Gäste befanden sich am Donnerstagabend u.a. Benjamin von Stuckrad-Barre, Wilson Ochsenknecht, Nilam Farooq, Edin Hasanovic, Alex Mariah-Peter und Stefanie Giesinger. Auch gesichtet wurden Bambi Mercury, Nico Stank, Maurice Gajda oder aber auch Louis Klamroth und Ricarda Lang. Eine illustre Runde, dazu viele weitere Social Media Stars, die Crews, Friends & Family und einige Pressevertreter*innen.
Am Interesse mangelt es nicht, was in der Aufmerksamkeitsökonomie von heute schon einmal viel wert ist - und für Netflix auch deshalb wichtig, weil die nächste deutsche Serienproduktion des Streamers erst im Herbst starten wird. Doch große Vorfreude auf Fortsetzung erhöht auch die Fallhöhe des möglichen Scheiterns. Umso größer dann die Erleichterung im Kino nach der ersten Folge „Kaulitz & Kaulitz“, Staffel 2. Dieser Einblick - und einige mehr, die DWDL schon bekommen konnte - offenbaren eine beeindruckende Balance zwischen Fan-Service und Weiterentwicklung, inhaltlich wie handwerklich. Es gibt einfach mehr von allem.

Für Staffel 2 wurde deshalb aufgerüstet. „Wir haben ein paar mehr Crews, damit die sich ein bisschen abwechseln können“, verrät Tom Kaulitz bei der Premiere. „Es ist ja eine sehr lange Zeit, die wir miteinander verbringen. Der ein oder andere hat mir schon gesagt: Ich muss jetzt auch mal nach Hause, weil ich leb gerade eigentlich euer Leben mit.“ Bruder Bill: „Das darf man nicht vergessen. Die Leute kommen mit uns mit, acht Monate lang.“ Am Grundkonstrukt hat sich allerdings nichts geändert: Wir folgen den Kaulitz-Brüdern rund um die Welt, zum Auftakt gleich nach Los Angeles, Berlin und Paris.
Und unverändert bleibt (vorerst) auch Bill im Mittelpunkt und Tom erneut der sorgsame Bruder, der in der neuen Staffel jetzt auch hin und wieder mal gemeinsam mit seiner Frau kommentiert. Den akuten Liebeskummer therapiert Bill in Folge 1 mit allerlei kostspieligen Methoden. Frust-Shopping, Lichttherapie, einem neuen Auto, einem neuen Pool vor dem Haus und einen Hund gibt’s auch. Was hat am meisten geholfen? „Der Porsche war gut“, sagt Bill unter Gelächter des Premieren-Publikums. „Man muss sich doch selber ein bisschen verwöhnen oder nicht? Wenn man heartbroken ist?
Worauf es im Leben denn wirklich ankommt, will Premieren-Moderatorin Jenny Augusta wissen. „Jeder sollte einen Zwilling haben“, sagt Bill und Tom stimmt ein: „Meine Frau sagt auch immer, ich wünschte ich hätte auch eine Zwillingsschwester. Aber das kann man sich natürlich nicht besorgen.“ „Tja, tut mir leid, Leute“, sagt Bill und lacht. Und kündigt dem Premieren-Publikum eine lange Nacht auf der Afterparty an: „Ich bin single - and ready to mingle. Also ich wollte vor 9 Uhr nichts ins Bett. 9 Uhr morgens!“ Herzschmerz ade.
Doch zurück zu dem, was ab kommender Woche für alle zu sehen ist: „Kaulitz & Kaulitz 2“ ist feinste Jetset-Therapie. Wir reisen bei diesem Hochglanz-Eskapismus wieder den Zwillingen hinterher, um uns vom Alltag abzulenken. The Return of the Leichtigkeit: Die Luxusprobleme der Anderen sind einfach so viel unterhaltsamer. Dass man dabei immer mit und nicht über Bill & Tom Kaulitz lacht, liegt daran, dass sich bei den beiden die Verwunderung des Publikums die Waage hält mit der Bewunderung. So schaffen die beiden etwas, was selten deutschen Promis gelungen ist: Den Brückenschlag zwischen LA-Lifestyle und Verbundenheit zu Deutschland.
Oft wurde der Wechsel in die USA übel genommen. Toms Frau kann davon ein Lied singen. Dass die beiden Kaulitz-Brüder trotz ihres außergewöhnlichen Lebens nahbare Personen bleiben, ist maßgeblich ein Verdienst von Regisseur Michael Schmitt, der in dieser Staffel Verstärkung bekam von Annika Blendl und Pablo Ben Yakov. Johannes Obermaier und Mateusz Smolka waren Director of Photography. Eine Follow-Doku ist eine schmale Gratwanderung zwischen dem, was perfekt wäre für die Serie und der Gefahr, dass sich bei nur einer Szene zu viel die Auster schließt - und der Zugang gekappt ist.
„In Staffel 1 ging es noch um schlecht gewordene Waffeln, aber jetzt hatten wir oft Momente, wo ich der Crew ansehen konnte, dass sie sich fragten: ‚Sollen wir jetzt weiterfilmen?‘ Es ist wirklich eine Achterbahnfahrt“, erzählt Tom Kaulitz. Er bezieht sich insbesondere auf einige Szenen späterer Folgen, die dem großen Spaß auf einmal überraschend Tiefe geben. „Wir haben ja unseren Terminplan und wissen, da kommen die Kameras mit; da macht es Sinn zu filmen. Aber ich muss sagen: Bei der Staffel jetzt, mehr noch als bei Staffel 1, ist eigentlich alles anders gekommen als wir uns das vorgestellt haben“, sagt Bruder Bill auf der Bühne der Premiere in Berlin.
„Folge 8 ist die einzige Folge - da ist es mir ein kleines bisschen schwer gefallen. Das war auch einer dieser Momente, wo alle im Team dachten: ‚Halten wir jetzt die Kamera drauf?‘“ Tom grätscht beim Q&A nach der Premiere gnadenlos dazwischen: „Und wir haben voll draufgehalten!“ Bill Kaulitz bedankt sich bei der Gelegenheit ausdrücklich bei Familie und Freunden: „Für die ist es am krassesten, dass sie sich filmen lassen. Für die ist es echt ne große Überwindung manchmal.“ Und Bruder Tom scherzt: „Ein großes Sorry an die Leute im Schnitt, weil die sitzen wahnsinnig lange da und hören sich so viele Stunden Material an. Ich wette, die hassen uns eigentlich.“
Mit Glas in der Hand sagt Bill Kaulitz am Donnerstagabnd in Berlin auch ein persönliches Dankeschön an Wiebke Schodder und Katja Hofem von Netflix „und natürlich unsere ganze Produktion bei Constantin Entertainment. Wir können jetzt nicht alle aufzählen, weil wir zu betrunken sind", scherzt Bill. Doch das sollte nicht untergehen: Executive Producers sind Caroline Rußwurm und Per Lars Eppmann, Produzent Otto Steiner. Und genau der, Otto Steiner, hat gerade gut lachen: Mit „LOL“ für Prime Video und „Kaulitz & Kaulitz“ für Netflix produziert er für die beiden größten internationalen Streamer in Deutschland ganz entscheidende Programme.