"Positive Vibes" wolle man in den Markt kommunizieren, ließen Franjo Martinovic und Kai Ladwig gleich zu Beginn des Abends in Düsseldorf verlauten. Und: "Wir sind total überzeugt, dass es absolut notwendig ist, wieder persönlich zusammenzukommen und eine gewisse Leichtigkeit und Aufbruchstimmung zu genießen." Worte wie diese hört man in diesen Monaten eher selten von Vermarktern deutscher Privatsender, die sich nach dem überaus gelungenen Screenforce Festival im Vorjahr diesmal aus Kostengründen eine Neuauflage sparten und sich auch sonst auffällig zurückhalten, aufwendige Kunden-Events auf die Beine zu stellen.
So gesehen ist es schon bemerkenswert, dass ausgerechnet Visoon, das Joint Venture von Axel Springer und Paramount, – im Vergleich zu Ad Alliance und Seven.One Media kein Schwergewicht im Markt – am Donnerstagabend ein großes Screening-Event auf die Beine stellte, dessen Ruf rund 350 geladene Gäste aus Mediagenturen, Werbebranche und Fachpresse folgten. "Auch wenn die Screenforce Days als Branchenevent dieses Jahr pausieren, wollen wir trotzdem einen starken eigenen Moment bieten – mit Premium-Content, echten kreativen Emotionen und einem gemeinsamen positiven Blick in die Zukunft", betonte Martinovic.
Für die versprochenen Vibes sorgte schon das Setting – eine Düsseldorfer Event-Location wurde kurzerhand zum Visoon Sunset Club umfunktioniert und mit Palmen, Neonlicht und 80er-Jahre-Feeling ausgestattet. Passend dazu präsentierten die beiden Frontmänner des Bewegtbildvermarkters im Stile von "Miami Vice" das sehr breit gefächerte Portfolio, das nicht nur lineare Sender wie Comedy Central, MTV und Welt umfasst, sondern auch die FAST-Plattform Pluto TV und den Streamingdienst Paramount+, der sich, wie die meisten Konkurrenten, inzwischen auch für Werbung geöffnet hat.

Inhaltlich will Paramount+ indes in den kommenden Wochen etwa mit "Dexter: Wiedererwachen" punkten, aber auch mit der Premiere von "NCIS: Tony & Ziva" sowie neuen Staffeln von Serien wie "Tulsa King" oder "Landman". Im Free-TV wiederum wird Nickelodeon im August die neue Serie "Sharkdog" ins Programm nehmen, während Comedy Central schon ab dem kommenden Freitag auf die dritte Staffel von "Abbott Elementary" setzt. Ohnehin erweist sich der Comedy-Spartensender längst als schöne Erfolgsgeschichte für Paramount - insbesondere bei den 14- bis 29-Jährigen, die im Linearen bekanntlich immer schwerer zu erreichen sind. Bis auf den fünften Rang kämpfte sich Comedy Central in dieser Altersgruppe mit seiner sehr konsequenten Ausrichtung zuletzt vor.
"Vertrauen zahlt sich aus"
Während der erste Teil der Veranstaltung noch unter freiem Himmel stattfand, setzte Frank Hoffmann, Geschäftsführer von Welt TV, bei seiner Präsentation auf die intimere Innenatmosphäre der Location, um seine Botschaften zu vermitteln: Rekord-Quoten der täglichen Nachrichtenstrecke, nicht zuletzt dank einer wachsenden weiblichen Zuschauerschaft, Bestwerte für die Kombi aus Welt und N24 Doku, und eine Steigerung der Werbeblockreichweite um 18 Prozent – "eine Seltenheit im aktuellen TV-Werbemarkt", wie man dann auch stolz mitteilte. "Dass wir als einziges Free-TV-Angebot unsere Werbeblockreichweite signifikant steigern konnten, zeigt: Vertrauen zahlt sich aus – auch für unsere Partner", so Hoffmann.
Während der Welt-Präsentation sorgte außerdem Musiker Max Giesinger für Stimmung – ein Auftritt, der ebenso wie das sich anschließende Dinner und die nächtliche Party unterstrich, wie ernst es Visoon ist, auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten den Draht zu den Kunden nicht zu verlieren. Das brachte auch Frank Hoffmann zum Ausdruck. Er halte es für einen Fehler, die Etats für solche Veranstaltungen zu streichen, wenn es finanziell kritisch werde, sagte er in Düsseldorf. Tatsächlich hatten er, aber auch Franjo Martinovic und Kai Ladwig damit einen echten Punkt: Denn wie will man Werbekunden glaubhaft davon überzeugen, in TV-Werbung zu investieren, wenn die Branche nicht einmal mehr selbst für sich wirbt?