Was ist der nächste große Deal im deutschen Streaming-Business?
Der Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl) und der DFL beim Sport-Streaming-Anbieter DYN Media in Köln. Anfang 2022 vom geschätzten Kollegen Christian Seifert (ehemals DFL Geschäftsführer) und Axel Springer gegründet beginnt nun für DYN laut Pressemitteilung die „nächste Phase“ der Unternehmensentwicklung. Durch die Kapitalerhöhung erhält das Unternehmen frisches Geld, das gezielt für Wachstum, den Ausbau des Angebots und die Weiterentwicklung der Plattform eingesetzt werden soll. Wie immer steht der Deal unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Behörden. Ich habe dazu zwei Gedanken: einerseits finde ich es toll, dass es gelungen ist, namhafte deutsche Unternehmen für eine Investition in ein deutsches Streaming-Angebot zu gewinnen. Andererseits zeigt der Finanzbedarf wie schwer es ist Sportrechte, selbst wenn sie nicht so teuer wie Fußball sind, erfolgreich zu monetarisieren. DYN selbst macht bislang keine Angaben, wann die Gewinnzone erreicht werden soll. Ein weiterer Aspekt: wenn der Deal durchgeht, dann gehört der DFL ein kleines Stück (6,5%) an einem „Flugzeugträger“, den man bei der nächsten Medien-Rechtevergabe mal auslaufen lassen kann, um den Bieter-Wettbewerb zu beflügeln.
Was sorgt in der internationalen Film-Community für Aufregung?
Die Ankündigung, dass China rund 100 klassische Kung-Fu-Filme – darunter Werke mit Jackie Chan, Jet Li und Bruce Lee – für ein jüngeres, globales Publikum mit KI neu aufbereiten und animieren will. Die China Film Foundation, eine staatliche Non-Profit-Organisation, kooperiert dafür mit Unternehmen, die Lizenzen für 100 Hongkong-Filme an KI-Firmen vergeben. Im Gegensatz zu den USA, wo der Einsatz von KI in Hollywood auf Widerstand von Gewerkschaften und Kreativen stößt und rechtliche sowie ethische Bedenken (z.B. Schutz von Urheberrechten und Arbeitsplätzen) eine große Rolle spielen, geht China - vorsichtig formuliert - sehr offensiv und experimentierfreudig mit KI im Filmbereich um. Die machen einfach, ohne Rücksicht auf Verluste. Internationale Rechteinhaber wie Bruce Lee Enterprises und Regisseure wie John Woo wurden von den Plänen überrascht, heißt es. Europa unterscheidet sich von China und den USA durch einen strikten, wertebasierten Regulierungsansatz für Künstliche Intelligenz, der Innovation mit verbindlichen Regeln, Transparenz und Schutz individueller Rechte verbindet (Stichwort: AI Act). Gut so.
Mehr zu den Kung Fu-Filmen findet ihr hier
Welcher Skandal sollte alle Kreativagenturen und deren Chefs zum Nachdenken bringen?
Der bei den diesjährigen Cannes Lions. Was war passiert? Im Zentrum des Skandals stehen vor allem brasilianische Agenturen, insbesondere die DDB-Tochter DM9, aber auch die Publicis-Tochter Le Pub São Paulo. Nach einer Untersuchung durch das Festival mußte etwa DB9 zugeben, dass konkret Erfolgszahlen manipuliert und in einem offiziellen Case-Video KI-generierte und gefälschte Medienberichte verwendet wurden, um den Erfolg der Kampagne zu simulieren. Insgesamt mußten sie zwölf Preise zurückgeben. Der Schaden ist für die betroffenen Agenturen, Einzelpersonen (Köpfe rollten), das Festival sowie die gesamte Branche immens. Schon immer lechzte die Kreativbranche nach Preisen, mittlerweile verkommt dieser Wunsch nach Ruhm und Ehre aber zu einer Perversion. Ein vielbeachteter Kommentar zur Causa kommt von Tim David Pankonin, Partner bei rethink. Er spricht offen aus, was viele in der Branche nicht zugeben wollen: In zahlreichen Agenturen sei es mittlerweile „gelebte Praxis, Kampagnen zu entwickeln, die nicht auf ein konkretes Kommunikationsziel oder eine reale Zielgruppe einzahlen, sondern auf die Kriterien der nächsten Award-Show.“ Zeit zum Umdenken, meine ich.
Den ganzen Kommentar von Pankonin findet ihr hier
Wer hat bei Fox News mal wieder einen rausgehauen?
Donald Trump. Zitat: „Wir haben übrigens einen Käufer für TikTok. Ich denke, ich werde wahrscheinlich die Zustimmung Chinas brauchen, und ich glaube, Präsident Xi wird das wahrscheinlich genehmigen, es handelt sich um eine Gruppe sehr wohlhabender Personen.“ Wen er da genau meinte, wollte er nicht sagen. Präzise wie immer also. Etwas mehr weiß da schon Yahoo Finance: es handele sich bei bei dem genannten potenziellen Käufer für die US-Operationen von TikTok um ein Investorenkonsortium, zu dem Oracle Corp., Blackstone Inc. und die Risikokapitalfirma Andreessen Horowitz gehören. Dieses Konsortium hatte bereits im April fast eine Einigung mit ByteDance, dem chinesischen Mutterkonzern von TikTok, erzielt. Die Gespräche wurden jedoch durch neue US-Zölle und die ausstehende Zustimmung der chinesischen Regierung gestoppt. Das ganze soll bis zum 17. September 2025 über die Bühne gehen, eine Frist, die Trump bereits dreimal verlängert hatte. Nun muss er also nur noch seinen Kumpel Xi anrufen, und die Sache ist geritzt. Stay tuned.
Und welchen Gedanken finde ich eigentlich ganz charmant, auch wenn ich dafür wahrscheinlich viel Widerspruch ernten werde?
Den von Markus Söder bei der Filmgipfel PK geäußerten, das Filmfest München solle weiter wachsen und die Berlinale weiter „kitzeln.“ Der Ministerpräsident, schon seit 2019 ein Fan der Veranstaltung, hält also an seinen Expansionsträumen fest. Nur die Stadt München müsse noch mitziehen. Die Berlinale entwickle sich zu einem "Arthouse-Fest mit sehr speziellen Filmen", so die Einschätzung von Söder: "Wir haben nichts dagegen, wenn man bei uns mehr Blockbuster zeigen würde. Bayern ist ja auch ein Blockbuster.“ Ein echter Söder. Nun, ich finde, das Filmfest hat sich unter der künstlerischen Leitung von Christoph Gröner und Julia Weigl sehr gut entwickelt, aber natürlich ist der Weg zu 25 Millionen Euro Budget und einem international sehr renommierten Hauptwettbewerb wie dem der Berlinale noch lang. Aber dennoch verfügt man über einen unfairen Wettbewerbsvorteil, den ein aus Berlin angereister Kollege in der Münchener Abendsonne letzte Woche so formulierte: „München im Sommer ist geiler als Berlin im Winter.“ Da hat er zweifelsohne recht.
Die ganze PK, an der auch der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer teilnahm seht ihr hier