Joyn Screening 2025 © DWDL.de
„Alles auf Joyn“ war einmal mehr das religiöse Mantra des Sommer-Screenings von ProSiebenSat.1 und in diesem Jahr machte man ernst: Weil ohnehin alles letztlich auch bei Joyn zu sehen sein wird, präsentierte das Unternehmen seine Programm-Highlights der kommenden Saison in einem kurios gemixten Screening, weder nach Genres noch Sendermarken sortiert. Ein Kessel Buntes, orchestriert von Christoph Körfer und anmoderiert von Zirkusdirektor alias Chief Content Officer Henrik Pabst, dessen nüchtern-nordische Art ihren eigene Humorfarbe setzt. Es folgten inklusive Pause knapp drei abwechslungsreiche Stunden, die jedoch den 150 geladenen Gästen in Hamburg nicht unbedingt den Eindruck erleichterten, was welche Marke denn nun plant. 

Joyn-Screening 2025 © DWDL.de
Vielleicht ist es aber auch das Bigger Pictures, das hängen bleiben soll: ProSiebenSat.1 spart sich kein Season-Screening und diesmal auch nicht an der Prominenz vor Ort. Aus der moderierenden Riege etwa Klaas Heufer-Umlauf, Joko Winterscheidt, Katrin Bauerfeind, Jörg Pilawa, Amira Aly und Christian Düren sowie Matthias Opdenhövel. Der verriet: Die Dreharbeiten zu seiner neuen Gameshow „The Connection“ liefen so gut, dass man die Nullnummer der Show vielleicht doch auch zur Ausstrahlung bringt. Obwohl die alkoholischen Kaltgetränke erst abends serviert wurden, ging gewisses Gekicher schon am Nachmittag durch den Saal als Opdenhövel das U21-EM-Finale mit den Worten kommentierte: „Es ist immer noch bitter, dass zwei Zentimeter gefehlt haben bei der Latte“.

Über ihre laufenden Dreharbeiten zum vielversprechend aussehenden „Kommissar Rex“-Reboot sprachen in Hamburg Doris Golpashin und Maximilian Brückner, zur neuen ProSieben-Daily „Die Cooking Academy“ berichteten Simone Hanselmann und Lara Kimpel von den zeitraubenden Dreharbeiten („Ich lebe nur noch für ProSieben“, Kimpel). Wer sich fragt, was man sich darunter überhaupt vorstellen darf: „Maxton Hall meets Sex Education“, so der flotte Vergleich von ProSieben-Chef Hannes Hiller. Ebenfalls auf der Bühne: Die Schweizer Starköchin Elif Oskan zu „The Taste“ und Lorenz Büffel samt Frau Emily zu ihrer neuen Kabel Eins-Dokusoap.

Joyn Screening 2025 © DWDL.de
Die Stars des Screenings in Hamburg, das würde jedes Applaus-o-meter auch ganz objektiv nachweisen, waren zweifelsohne Annette und Caro Frier. Mag Kabel Eins auch vier Fäuste für ein Halleluja haben, Sat.1 hat zwei Schwestern für ein großes Hallo. Anders als bei einem Streamer-Screening im vergangenen Jahr, wo sich Annette Frier sich in kölscher Manier übers glattgebügelte Protokoll hinwegsetzte und den Ablauf mit Kritik an einem wenig gelungenen Trailer des eigenen Projekts crashte, gab es diesmal keinen Grund für einen ähnlichen Ausbruch.

Ihre neue Serie „Frier & 50 - Am Ende meiner Tage“ ist das Highlight der kommenden Saison. Das war nach einem hinreißenden Trailer unstrittig wie auch die abendlichen Gespräche beim Sommergrillen untermauerten. Irgendwo zwischen Realität und Fiktion wandelt die neue Serie, in der Annette Frier Annette Frier spielt, auf den Spuren von „Pastewka“ - aber ergänzt eine viel zu selten erzählte Realität von Frauen zwischen Sexsymbol und Großmutter, die nicht MILF genug für RTLzwei sind. Erfrischend vielversprechend waren die ersten Eindrücke der Produktion des Labels Good Humor der Banijay-Tochter Brainpool. 

Joyn Screening © DWDL.de
Mit Gags und Schlagfertigkeit konnte am Donnerstag auch Jörg Pilawa punkten. Einmal auf Arte-Niveau, einmal etwas darunter. Zu seiner neuen Sat.1-Live-Show „Guinness World Records - Die Show der Rekorde“ Ende August, bei der er an der Seite von Michelle Hunziker moderiert, sagte Pilawa: „Ich bin in dem Alter in dem ich betreutes moderieren brauche - und da ist Michelle Hunziker die Expertin.“ Ein amüsiertes Raunen ging durch die Astor Filmlounge. Subtiler war eine politische Bemerkung Pilawas auf eine zwanzig Minuten zuvor getätigte, eigentlich unverfängliche Aussage von Henrik Pabst, dass man sich für die Sendergruppe gute Rechte gesichert habe. Pilawas Konter: „Gute Rechte gibt es nicht“

Joyn Screening 2025 © DWDL.de
Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf eröffneten das Screening per Einspieler und beendeten es mit der Ankündigung des Endes von „Das Duell um die Welt“. Zwischendrin jedoch gab es noch Bekenntnisse aus dem Seelenleben des Klaas H.-U. zu seiner neuen ProSieben-Show „Experte für alles“. „Die schlimmsten Shows sind immer die ersten drei“, gab er zu Protokoll und kündigte für die neue Staffel im Herbst eine Weiterentwicklung des Formats an. „Wer nach einer Staffel mit acht Folgen glaubt, ein Format könne jetzt einfach so bleiben, der hat das alles vielleicht auch nicht verstanden.“ Die beste Sendung, das werde sowieso Folge 40. 

Auch der am Donnerstag von Vox wie Sat.1 angepriesene Steffen Henssler war am Donnerstag in Hamburg dabei - allerdings nicht am Nachmittag beim Screening selbst, dafür abends beim traditionellen Sommergrillen von ProSiebenSat.1. Da kamen ohnehin noch eine Vielzahl weiterer Sendergesichter dazu - wie die gerade aus USA eingeflogene Linda Zervakis, Journalist Paul Ronzheimer, mehrere Team-Mitglieder des „Frühstücksfernsehens“ und andere. Neben On-Air-Prominenz reiste auch die Konzernführung zum „Abend für gute Gespräche“, wie ihn die ehemalige SevenOne Entertainment-Sprecherin Diana Schardt einmal getauft hat.  

Joyn Screening 2025 © DWDL.de
Finanzvorstand Martin Mildner mischte sich dabei ebenso unter die Gäste wie der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Bert Habets, der gemeinsam mit Henrik Pabst den Gäste-Mix aus Talents, Kund*innen und Journalist*innen begrüßte - und später auf Nachfrage im Gespräch mit DWDL sehr detailliert ausführen konnte, dass es beim TF1-Deal mit Netflix in Frankreich besondere Rahmenbedingungen gegeben habe. Unausgesprochen blieb die Schlussfolgerung, es ließe sich nicht 1:1 in Deutschland umsetzen, weil nicht nur Journalistinnen und Journalisten, sondern auch anwesende Talents die Gelegenheit zum Austausch mit dem CEO nutzten. Der am Ende etwas frische Sommerabend endete erst spät in der Nacht.

Er hinterlässt am Tag danach glücklicherweise keine Kopfschmerzen, viel mehr die Erkenntnis: Für sich selbst zu trommeln, ist gerade in schwierigen Zeiten vielleicht nicht die schlechteste Idee. Und Innovation ist in diesem Wettbewerbsumfeld ein kostspieliges Gut, das man bei ProSiebenSat.1 wie auch anderswo nur sehr selektiv riskiert. Stattdessen geht es eher um das Besondere im Vertrauten - eine weit verbreitete Marschroute in diesen Zeiten.

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