Was hat mich wütend gemacht?

Dass die "Late Show" mit Stephen Colbert im Mai 2026 eingestellt wird. CBS gab die überraschende Entscheidung am Donnerstag bekannt und erklärte, dass damit auch das gesamte "Late Show"-Franchise nach über 30 Jahren endet. Der Sender bezeichnete die Absetzung als „rein finanziellen Entschluss“ und betonte, dass sie nichts mit den Quoten, den Inhalten oder internen Vorgängen beim Mutterkonzern Paramount zu tun habe. Wer’s glaubt wird selig. Colbert war schon in der ersten Trump-Amtszeit einer seiner schärfsten Kritiker und damit einer meiner Late Night-Helden. Und es fällt schwer zu glauben, dass die erfolgreichste Talk Show dieser Art nur aus wirtschaftlichen Gründen abgesetzt wird und es nichts damit zu tun hat, dass sich CBS gerade mit Trump außergerichtlich in einem Verfahren um „60 Minutes“ geeinigt hat und der Mutterkonzern von der Behörde FCC so dringend die Genehmigung für die Fusion mit Skydance benötigt. What’s next? Wird als nächster jetzt Jimmy Kimmel bei ABC nicht verlängert? Oder John Oliver bei HBO gefeuert? Ich schließe mich einem Kommentator des Hollywood Reporters an, der sagt, selbst wenn alles stimmt was CBS behauptet: „Es sieht wirklich schrecklich aus.“

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Bei welchem Thema habe ich mich mal so richtig geirrt?

Bei der Ankündigung der neuen Harry Potter-Serie auf HBO Max. Ich dachte, wen soll nach acht Blockbustern und über 7,7 Milliarden US-Dollar weltweitem Box Office eine in die Länge gezogene Neuverfilmung interessieren, und dann noch ein Roman für eine ganze Staffel? Und dann hat Warner Bros. diese Woche ein erstes Foto veröffentlicht. Der elfjährige Dominic McLaughlin als Harry Potter, im Zaubererkostüm mit einer Filmklappe in der Hand - und das Internet spielte verrückt. Suchanfragen nach „Dominic McLaughlin“ stiegen innerhalb von sechs Stunden um +2.400 %. „Harry Potter Serie HBO Max“ war in 12 Ländern unter den Top 10 der Suchtrends. Streaming der alten Filme, besonders "Der Stein der Weisen", legte bei HBO Max deutlich zu. Stimmungsbild unter den Fans: 62 % positiv („Sieht aus wie Harry aus dem Buch!“ / „Endlich grüne Augen!“). 21 % neutral: („Sieht gut aus, warten wir auf den Trailer.).“ 17 % negativ („Brauchen wir wirklich ein Reboot?“). Ich denke, der Trick von HBO Max liegt aber genau darin, dass die Serie eben nicht als Remake der Filme, sondern als werkgetreue Neuinterpretation der Romane für eine neue Generation positioniert wird. Dass das so geschieht, dafür sorgt mit Sicherheit J.K. Rowling, die erneut in hohem Maße in die Produktion involviert sein wird. Die erste Staffel soll 2027 kommen, dann ist HBO Max zum Glück ja auch längst in Deutschland gestartet.

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Was finde ich richtig cool?

Wie Regisseur und DC Universe-Boss James Gunn und Cast-Mitglieder von der gerade gestarteten Superman-Neuverfilmung auf die „super-woke“-Kritik der MAGA Anhänger reagiert haben. Gunn hatte im Vorfeld der Premiere in einem Interview gesagt: „Superman ist die Geschichte Amerikas: Ein Immigrant, der aus anderen Welten kommt und das Land prägt.“ Fox News und andere empörten sich umgehend, kritisierten die Politisierung des All-American Hero. Aber in der Tat, eine kurze Recherche belegt, die Schöpfer der Figur Jerry Siegel und Joe Shuster waren Söhne jüdischer Immigranten. Sie gestalteten Superman explizit als Flüchtling von einem zerstörten Planeten, der eine neue Identität in Kansas erhält. Eine Allegorie auf das Leben vieler Einwanderer in den USA. Gunn selbst reagierte gelassen auf die Vorwürfe: sein Film solle „alle Menschen ansprechen“ und wer meint, sich daran zu stören, dass es um Freundlichkeit und Einwanderung geht, dem wolle er „nichts dazu sagen.“ Ob die Kontroverse dem kommerziellen Erfolg des Films am Ende vielleicht sogar hilft, bleibt abzuwarten. Zum Startwochenende erzielte er weltweit rund 220 Millionen US-Dollar Umsatz. Dies ist das beste Startwochenende eines eigenständigen Superman-Films und zählt zu den besten DCU-Starts überhaupt. Nun muss er sich in den nächsten Wochen beweisen.

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Welcher ist der fünfterfolgreichste Film der Welt, von dem ihr noch nie gehört habt?

Hinter „Avatar“, „Avengers: Endgame“, „Titanic“ und „Avatar 2“ ist es (drum roll)… Ne Zha 2. Ne was? Doch, der chinesische Animationsfilm hat bis Juli 2025 über 2,2 Milliarden US-Dollar eingespielt, was ihn zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten sowie zum ersten nicht-Hollywood Film macht, der diese Marke überschreiten konnte. Der allergrößte Anteil der Einnahmen stammt aus China selbst; rund 97% der weltweiten Ticketverkäufe wurden dort generiert. In China wurden mehr als 300 Millionen Tickets verkauft. Das ist alsoein Markt für globale Blockbuster innerhalb eines Landes. Die Handlung klingt so eingängig wie schlicht: Ne Zha (eine bedeutende Figur der chinesischen Mythologie, die als taoistische Schutzgottheit verehrt wird) und sein Freund Ao Bing überleben nach Teil 1 als Geister und müssen sich nun einen Körper teilen und gemeinsam ein magisches Elixier finden, um Ao Bing einen eigenen Körper zu geben. Dabei kämpfen sie gegen die Rache des Drachenkönigs Ao Guang und schützen die Welt vor einer großen Bedrohung. Puh. Nun ja, mich würde es nicht wundern, wenn bald der neue erfolgreichste Film aller Zeiten aus China käme, und in Deutschland womöglich keinen Verleih fürs Kino fände.



Und welches Gespräch fand ich in vielerlei Hinsicht bemerkenswert?

Das BILD am Sonntag-Interview mit Christine Strobl (ARD) und den geschätzten Kolleginnen Inga Leschek (RTL) und Katja Hofem (Netflix). Drei Frauen, drei Plattformen, drei Denkweisen – und trotzdem ein erstaunlich gemeinsamer, freundschaftlicher Ton. Es wird nicht über Marktanteile gestritten, sondern über Partnerschaften gesprochen. Nicht über Besitzstände gewacht, sondern über Reichweitenpotenziale nachgedacht. „Teilen ist das neue Haben“, sagt Inga. Ein Satz, der symptomatisch ist für eine Branche, die sich gerade neu erfinden muss, nicht nur technologisch, sondern auch kulturell. Der vielleicht wichtigste Satz des Interviews: „Die Zeit der Scheren im Kopf ist vorbei.“ Wer heute im Fernsehen Verantwortung trägt, braucht weniger Abgrenzung und mehr Offenheit. Gegenüber neuen Ideen, alten Rivalen und ungewohnten Allianzen. Dass gerade drei Frauen diesen Wandel glaubhaft verkörpern, finde ich ein starkes und gutes Signal. Und mal ganz ehrlich Männer, diese charmante Lässigkeit unter Wettbewerbern hätten wir niemals hinbekommen oder?

Das ganze Interview vom letzten Sonntag findet ihr hier