Als das ZDF die "heute-show" auf den Freitags-Sendeplatz nach dem "heute journal" verfrachtete, sah es für die Nachrichtensatire mit Oliver Welke zunächst nicht unbedingt nach einer rosigen Zukunft aus. Für die erste Ausgabe wurde eine überschaubare Reichweite von 1,67 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ausgewiesen, eine Woche später waren es sogar noch ein paar weniger. Junges Publikum? Fehlanzeige. Kaum mehr als vier Prozent betrug der Marktanteil in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen.
Mehr als 15 Jahre ist das mittlerweile her und längst hat man auf dem Mainzer Lerchenberg gut lachen. Als das Aus der Ampelkoalition im vorigen Herbst beschlossene Sache war, zählte die "heute-show" alleine auf linearem Wege fast sechs Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Mit herausragenden 35,4 Prozent Marktanteil stellte die Sendung damals zugleich einen Rekordwert beim jungen Publikum auf – und der war keineswegs eine Ausnahme. Seit die Koalition zerbrach, gelang es der "heute-show" noch acht weitere Mal, einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zu erzielen. Für das ZDF, nicht gerade als Jungbrunnen bekannt, ist das ein fulminanter Erfolg.
Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Verantwortlichen des Senders bislang zurückhielten, wenn es um den Ausbau des Markenkosmos der "heute-show" ging. Sicher, seit einigen Jahren tauchen Lutz van der Horst und Fabian Köster mit ihren satirischen Reportagen immer mal wieder im Programm auf, doch nach einer groß angelegten Strategie sah das bislang nicht aus. Das hat sich in diesem Sommer geändert, in dem das ZDF der "heute-show" erstmals keine Pause mehr gönnte - bzw. nur noch den regulären Ausgaben.
Der "heute-show"-Kosmos wächst
Seit sich Moderator Oliver Welke Anfang Juni in den Urlaub verabschiedete, experimentierte das ZDF auf dem bewährten "heute-show"-Sendeplatz an gleich sechs Abenden mit Ablegern seiner Satiresendung. Mit dem Special "Next Stop Köster" kommt an diesem Freitag ein weiteres Spin-Off hinzu. Schon nächste Woche geht es mit einem "heute-show spezial" weiter, ehe ab September wieder die klassischen Folgen in gewohnter Taktung zu sehen sind.

Mit dieser neuen Strategie fuhr das ZDF in den zurückliegenden Wochen ausgesprochen gut. An die Spitzenwerte der Welke-Ausgaben kamen die Ableger zwar nicht heran, doch mit konstant mehr als zwei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern sowie Marktanteilen von über 20 Prozent in der Spitze beim jungen Publikum waren die Sommer-Specials spürbar erfolgreicher als die Versuche der vergangenen Jahre, mit Formaten wie dem "ZDF Comedy-Sommer" über die Runden zu kommen. Positiver Nebeneffekt: Im Windschatten der "heute-show"-Welt funktionierte auch der Late-Night-Neustart "Till Tonight" mit Till Reiners – sehr zur Freude der Produktionsfirma Prime Productions, die hinter beiden Formaten steht.
Bemerkenswert ist zugleich die Tatsache, dass die Specials eine große Bandbreite aufweisen – die Marke lässt sich sogar so weit dehnen, dass die "heute-show"-Fans selbst eine Quizshow akzeptieren. In zwei Ausgaben traten zuletzt etwa CDU-Politiker Philipp Amthor und die FPD-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gegeneinander. Das war schon alleine deshalb gelungen, weil das Quiz nicht nur durch abwechslungsreiche Fragen glänzte, sondern auch mit amüsanten Szenen aus dem TV-Archiv. Das "heute-showNAL" wiederum überzeugte durch die Bandbreite von Martina Hills Frauenfiguren, während Valerie Niehaus im gut recherchierten "heute-show extra" die "unglaubliche Geschichte von Elon Musk" erzählte.
Aufzug-Kammerspiel mit Söder
Das wohl ungewöhnlichste Experiment aber gibt es an diesem Freitag zu sehen, wenn "heute-show"-Reporter Fabian Köster eine halbe Stunde lang auf engstem Raum auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder trifft – im Aufzug. Ein kammerspielartiges One-on-One der besonderen Art, in dem Köster all seine Stärken auszuspielen weiß. "Wir haben viele Gemeinsamkeiten: Wir werden beide nicht mehr Bundeskanzler", begrüßt er den CSU-Politiker und fühlt ihm danach mit ebenso überraschenden wie bissigen Fragen auf den Zahn. "Next Stop Köster" ist damit das Gegenteil der harmlosen Politiker-Interviews, an denen sich Oliver Welke vor vielen Jahren in den regulären Ausgaben der "heute-show" versuchte – ein Experiment, das die Redaktion glücklicherweise schnell wieder beendete.

Welche Ableger der "heute-show" weitergehen werden, ist indes noch offen. "Zu gegebener Zeit" werde man entscheiden, wie die Erweiterungen fortgeführt werden. Luxusprobleme also, die längst nichts mehr mit den anfänglichen Quoten-Sorgen der "heute-show" zu tun haben.
"heute-show extra: Next Stop Köster", Freitag um 22:30 Uhr im ZDF