Die Prognose traf ziemlich genau ins Schwarze. Vor einem Jahr zitierte das Medienmagazin DWDL.de an dieser Stelle den Ausnahmeunternehmer und Beta-Film-Boss Jan Mojto mit dessen flapsiger Aussage, er hätte lieber eine gemeinsame Firma mit Nico Hofmann gegründet anstatt seinen langjährigen Weggefährten bloß als freiberuflichen Entwickler unter Vertrag zu nehmen. Ob Mojto damals wirklich dachte: "Was nicht ist, kann ja noch werden", ist nicht überliefert. Aber sein eigentliches Ziel hat er mittlerweile erreicht.
Seit Juli ist Hofmann 15-Prozent-Gesellschafter der BetaBerlin Productions, einer Neugründung des expandierenden Beta-Imperiums mit ambitionierten Plänen. Der Hauptstadt-Ableger war zum Jahreswechsel zunächst unter dem Namen BetaBerlin Film als 100-Prozent-Tochter errichtet worden. Geschäftsführer ist Jan Wünschmann, der bei Beta auch den Bereich Co-Production & Business Affairs leitet und Intaglio Films, dem "Schwarm"-erprobten Joint Venture mit ZDF Studios, vorsteht. Genau wie Hofmann hat er nun 15 Prozent der Anteile übernommen, die restlichen 70 Prozent liegen bei Beta.
"BetaBerlin bündelt jahrzehntelange Produktionserfahrung mit neuen kreativen Perspektiven", erläutert Beta-Film-Geschäftsführer Moritz von Kruedener gegenüber DWDL.de. "Nico Hofmann hat das Erzählen großer, gesellschaftlich relevanter Geschichten wie kaum ein anderer geprägt – mit riesigem internationalem Erfolg, man denke an 'Unsere Mütter, unsere Väter'. Gleichzeitig bringt Jan Wünschmann einen frischen, strategisch-kreativen Blick ein. Gemeinsam schaffen sie ein Umfeld, in dem sich Kreative zuhause fühlen und hochwertige Inhalte entstehen – für den nationalen wie internationalen Markt." Als Mojto, Hofmann und Wünschmann im Juli 2024 die gemeinsamen Development-Projekte zwischen Nico Hofmann Film und Beta Film vorstellten, nannten sie vier High-End-Serien, die auf den Romanen "Wo wir zu Hause sind" und "Wir werden jung sein" von Maxim Leo, "Man lebt sein Leben nur einmal" von Thomas Hüetlin und "Die Manns: Geschichte einer Familie" von Tilmann Lahme basieren sollen.
Während Ex-UFA-Chef Hofmann bei BetaBerlin kein operatives Amt bekleidet, hat Wünschmann bereits einige renommierte Branchenköpfe angeworben, darunter Laura von Portatius, die zuvor das Berliner Büro der Wüste Film leitete und von dort ihr Spielfilmprojekt "Superbusen" mitgebracht hat, oder Jörg-Christian Engels, zuletzt Herstellungsleiter der Kölner Beta-Tochter Zeitsprung Pictures. In Berlin ist Beta ansonsten mit seinen Tochterfirmen Good Friends ("Oh Hell", "Der Irland-Krimi") und Sommerhaus ("Die Kaiserin", HR-"Tatort") sowie einer Minderheitsbeteiligung an der zuletzt verlustgeplagten X-Filme Holding ("Babylon Berlin") präsent.
Umsatz 2024: ca. 365 Millionen Euro (Platz 2 der DWDL.de-Produktionsriesen) Gesellschafter: Catharina & Maria Carolina Mojto (je 39% über Zwischengesellschaften), Moritz von Kruedener (5%), Alexander & Maria Trauttmansdorff (3%), Dirk Schürhoff (2,5%), weitere Führungskräfte (je 1-2%), Jan Mojto (0,25%) Geschäftsführung: Jan Mojto (CEO), Moritz von Kruedener (Managing Director) Produktionsfirmen (Auswahl): Bantry Bay Productions, BetaBerlin Productions, Beta Fiction Spain, Beta Nordic Studios, Dreamtool Entertainment, Gamma Film, Good Friends Filmproduktion, High Fidelity Pictures, Intaglio Films, MR-Film, Neuesuper, Rowboat Film- und Fernsehproduktion, Seapoint Productions, Sommerhaus Filmproduktion, X Filme Creative Pool, Zeitsprung Pictures Produktionen 2025 (Auswahl): Babylon Berlin (ARD); Club der roten Bänder (Vox); Das Sommerhaus der Stars (RTL); David & Goliath (ARD); Die Kaiserin (Netflix); Die Toten vom Bodensee (ZDF/ORF); Dr. Nice (ZDF); Euphorie (RTL+); Kommissar Rex (Sat.1/ORF); Let's Dance (RTL); Neue Geschichten vom Pumuckl (RTL+); Push (ZDFneo); SOKO Potsdam (ZDF); Tatort (ARD); Terra X – Schrecken der Meere (ZDF); The Connection - Wer knackt die Verbindung? (Sat.1)Beta Film auf einen Blick
Zusätzliches Produktionsvolumen ist den meisten Konzernen hochwillkommen, um in Zeiten von Preis- und Kostendruck ihre Ertragskraft zumindest stabil zu halten. Beta Film hat 2024 nach eigenen Angaben rund 365 Millionen Euro umgesetzt und erwartet fürs laufende Jahr eine stabile Umsatz- und Ergebnisentwicklung, was bekanntlich nicht jeder von sich behaupten kann. "Zu den bekannten, nicht ganz neuen Herausforderungen – wie beispielsweise die reduzierten Programmbudgets der Sender, Margendruck, ein sehr kompetitiver internationaler Markt, mangelnde Risikobereitschaft und allgemeine Unsicherheit bei Programmentscheidungen – kommt jetzt verstärkt und immer schneller das Thema KI auf uns zu", so von Kruedener. "Sie bietet Chancen für alle, die sich schnell anpassen, ihre Ressourcen effizienter einsetzen zu können. Derzeit ist sie jedoch in vielen Bereichen noch nicht kreativ oder wirtschaftlich sinnvoll nutzbar."

Erfolg ist für uns langfristig eine Kombination aus profitabler Produktionstätigkeit und bestmöglicher internationaler Verwertung.
Beta-Film-Geschäftsführer Moritz von Kruedener
"Erfolg ist für uns langfristig eine Kombination aus profitabler Produktionstätigkeit und bestmöglicher internationaler Verwertung", resümiert von Kruedener. "Herausragende Produktionsqualität ist der Schlüssel für nationalen Erfolg und internationale Verkäufe." Bei all den klingenden Fiction-Titeln versäumt der Beta-Chef allerdings auch nicht, stolz darauf hinzuweisen, dass die jüngste "Let's Dance"-Staffel bei RTL 13-mal den Primetime-Sieg holte, aktuell "Prominent getrennt" sehr erfolgreich auf RTL+ laufe und im Herbst einmal mehr das "Sommerhaus der Stars" folge. Die Kölner Tochter Seapoint Productions mag mit ihrem Show- und Reality-Portfolio ein Exot im Beta-Reich sein, dafür erzielt sie höhere Deckungsbeiträge als die meisten anderen.
Weil die günstigeren Genres in angespannten Zeiten noch gefragter sind als ohnehin schon und weil man die Architektin des Erfolgs, Seapoint-Chefin Nina Klink, langfristig halten will, hat Beta Film sie nun auch unternehmerisch beteiligt. Schon bekannt war, dass Seapoint zu diesem Zweck aus der bisherigen Zwischenholding Rosebank AG herausgelöst und direkt an die Beta-Zentrale angegliedert worden ist. Dies geschah im Frühjahr in einer komplexen Transaktion: Aus der alten Rosebank wurde durch Form- und Namenswechsel die neue Seapoint Studios GmbH, die jetzt zu 55 Prozent der Beta Film, zu 40 Prozent Nina Klink und zu fünf Prozent Moritz von Kruedener gehört. Neben der operativ tätigen Tochter Seapoint Productions hat Seapoint Studios mit etti pictures, einer von Klink und Ex-RTL+-Programmdirektorin Frauke Neeb gemeinsam geführten Fiction-Firma, bereits einen zweiten Produktionsbetrieb in Gründung (DWDL.de berichtete).
Für die bisherigen Schwesterfirmen Bantry Bay ("Club der roten Bänder"), Brot & Butter Entertainment ("The Connection - Wer knackt die Verbindung?") und Dreamtool Entertainment ("Dr. Nice") wurde eine neue Holdinggesellschaft gegründet, die diesmal Rosebank Entertainment AG heißt. Nach wie vor bilden Stefan Oelze und Jan Kromschröder den Vorstand, nur die Gesellschafteranteile haben sich leicht verschoben: Beide halten jetzt jeweils 20 Prozent (statt 18,75), die Beta Film 55 Prozent (statt 57,5) und Moritz von Kruedener ebenfalls fünf Prozent. Aber was genau soll Rosebank künftig ohne seinen größten Umsatz- und Gewinnbringer machen? Von Kruedener sagt, die Strategie bleibe unverändert: "Stefan Oelze und Jan Kromschröder bauen Strukturen für unternehmerische Kreative im fiktionalen und nicht-fiktionalen Bereich, begleiten und bieten Sicherheit in einem turbulenten Markt. Diesen Weg wollen die beiden mit interessanten neuen Partnern weitergehen."
Dem Vernehmen nach liegt das Augenmerk eher auf Neugründung mit einzelnen Produzenten, die sich selbstständig machen wollen, als auf Akquisition bestehender Firmen. Auch wenn seit Ende Juli das Schild der Beta-Tochter Rowboat ("Die Toten vom Bodensee") am Rosebank-Sitz in der Kölner City hängt, steht in diesem Fall keine Eingliederung bevor. Das Rowboat-Team um Sam Davis hat lediglich günstigere Büros bezogen. Durch den Umzug von Seapoint aufs Gelände einer alten Schiffsschraubenfabrik in Köln-Ehrenfeld waren bei Rosebank etliche Quadratmeter frei geworden.
Produktionsriesen im Umbruch – bisher erschienen