Ganz allgemein gilt: Kurzvideos sind mittlerweile unweigerlich im gesellschaftlichen Alltag verankert. 41,6 Millionen Menschen über 14 Jahren in Deutschland schauen regelmäßig Videos über Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube. Eine detaillierte Aufschlüsselung nach Altersgruppen liefert die Studie “Video Trends 2025”, die auf den Medientagen München von den Medienanstalten veröffentlicht wurde:

Der (vielleicht) überraschende Nutzungschampion: Instagram Reels. 27,7 Millionen Menschen besuchen den Dienst für den Videokonsum mehrmals pro Woche. Darauf folgt YouTube Shorts mit 21 Millionen regelmäßigen Sichtungen und darauf erst TikTok mit 17,5 Millionen wiederkehrenden Kontoabrufen.
Aber Achtung: Auch wenn TikTok im direkten Accountvergleich erst den dritten Platz belegt, überzeugt die Plattform vor allem mit der Nutzungsdauer über verschiedene Studien hinweg. Die “Video Trends 2025” bestätigen dem Distributionskanal eine Nutzungsdauer von im Schnitt mehr als einer Stunde pro Tag und damit auch das höchste Suchtpotenzial. Die Konkurrenz liegt im direkten Vergleich unter den 60 Minuten Verweildauer.

“Eine Mehrheit verbringt mehr Zeit mit Kurzvideos als ihnen lieb ist”, schlussfolgern die Medienanstalten und betonen damit eine der plattformspezifischen Schattenseiten. Dabei bleibt es jedoch nicht. Jede vierte Person gibt innerhalb der Studie an, Schwierigkeiten beim Auffinden von vertrauenswürdigen Inhalten zu haben.
Des Pudels Kern: Die bewusste Wahrnehmung von Desinformation zeigt sich mehrheitlich bei politischen und gesellschaftlichen Themen. Die Diskursverschiebung auf sozialen Plattformen macht die Apps zum beliebten Ziel für die polarisierende Distribution. Das liegt an der fragmentierten Bereitstellung von Informationen, die sich vordergründig von Parteien über Personen des öffentlichen Lebens bis hin zum Privatbereich erstrecken. Weniger relevant werden im Vergleich journalistische Instanzen gewertet.

Das tatsächliche Ausmaß und der Schaden von Falschinformationen lassen sich nur schlecht quantifizieren. Entsprechend wird innerhalb der “Video Trends 2025” auf Erfahrungswerte zurückgegriffen: Mit 55 Prozent auf YouTube Shorts und 57 Prozent innerhalb von Instagram Reels lässt sich bei der Wahrnehmung von Desinformation bereits ein gefährliches Niveau attestieren. TikTok liegt mit 68 Prozent jedoch deutlich an der disruptiven Spitze.

Ein dunkler Tag für die Wahrheit: Die Auswertung der Medienanstalten zeichnet ein erschreckendes Bild der Informationslage und -wahrnehmung in medialen Räumen. Entgegen der allgemeinen Auffassung machen sich hier vor allem junge Personen (14 bis 29 Jahre) mit 48 Prozent die meisten Sorgen über Desinformation. Die häufigsten Folgen: Wut oder Ignoranz. Jeweils ein Drittel der Betroffenen reagiert entweder emotional oder einfach gar nicht.
Bleibt bei der Datenlage noch Platz für Optimismus? Für User bleibt das verlässlichste Instrument zur Identifikation von widersprüchlichen Inhalten nach wie vor die eigene Medienkompetenz. Aus der Analyse der Daten resultiert ein Unbehagen, das zukünftig hoffentlich in wegweisende Strategien im Umgang mit Plattformen umgewandelt werden kann.