Als sich ProSieben nach mehrjähriger Pause anschickte "TV total" wiederzubeleben, war an das TV-Comeback von Stefan Raab noch nicht zu denken. Im Gegenteil, damals mischte der Fernsehrentner Raab höchstpersönlich im Hintergrund an der Rückkehr seiner einstigen Erfolgsshow mit, die mit dem bis dato vor allem in Kabarettkreisen bekannten Sebastian Pufpaff in eine neue Ära gehen sollte. Anders als früher nicht als Late-Night-Show, sondern wöchentlich zur besten Sendezeit. Und während sich Raab vier Jahre später schwer damit tut, an alte Erfolge anzuknüpfen, hat sich "TV total" unter seinem Nachfolger längst als fester Pfeiler im ProSieben-Programm etabliert.

"Die Mischung aus den vertrauten 'TV total'-Elementen und dem kongenialen und modernen Sebastian Pufpaff ergibt einen Cocktail, der unseren Zuschauerinnen und Zuschauern einfach hervorragend mundet", antwortet Christoph Körfer, Sprecher von ProSieben und gleichzeitig stellvertretender Senderchef, gegenüber DWDL.de auf die Frage nach dem Erfolgsrezept.

Doch so sehr der Show-Cocktail auch mundet – zur Wahrheit gehört auch, dass es ProSieben noch immer nicht gelungen ist, "TV total" ein passendes Beiboot zur Seite zu stellen. Und so gehört in Unterföhring neben der wöchentlichen Freude über die konstant guten Quoten von "TV total" auch die Ernüchterung dazu, wenn es mal wieder nicht in ausreichendem Maße gelungen ist, das Pufpaff-Publikum auch im weiteren Dienstegabend bei der Stange zu halten. Selbst Klaas Heufer-Umlauf tut sich bislang meist schwer, an den Erfolg des Vorprogramms anzuknüpfen. Immerhin: Zuletzt zeigte der Trend seiner sneuen Show "Experte für alles" nach oben; in der vergangenen Woche lag der Zielgruppen-Marktanteil bei über acht Prozent, auch wenn sich die Gesamt-Reichweite im Vergleich zu "TV total" mehr als halbierte.

"Nicht immer harmonieren zwei unterschiedliche Cocktails perfekt miteinander - auch nicht am Dienstagabend. Da muss man immer probieren", räumt Christoph Körfer ein. "Da muss man immer probieren. Mit 'Experte für alles' gelingt es uns immer besser, eine gute Primetime zu bauen." Tatsächlich mangelte es nicht am Ausprobieren: Seit das Wochenmagazin "Zervakis & Opdenhövel. Live" der Vergangenheit angehört, versuchte sich ProSieben an Comedyshows wie "Bratwurst und Baklava" oder "Fake News", die aber nicht nachhaltig den Geschmack des Publikums trafen. Allenfalls mäßig schnitten darüber hinaus auch "Rent a Comedian" und die "Quatsch Comedy Show" ab, die ebenfalls nach "TV total" liefen.

Bratwurst & Baklava und Fake News © Joyn/Steffen Z. Wolff "Bratwurst & Baklava - Die Show" und "Fake News" brachten nicht den gewünschten Quoten-Erfolg.

Bemerkenswert ist allerdings, dass sich ProSieben zuletzt selbst dann schwer tat, wenn der Sender zusammen mit der Produktionsfirma Brainpool versuchte, das "TV total"-Universum auszubauen. Sowohl "TV total – Aber mit Gast" als auch der im Spätsommer gezeigte "TV total Stand-up-Club" waren keine durchschlagenden Erfolge. Ob die beiden Ableger weitergehen, lässt ProSieben bislang allerdings ebenso offen wie die Zukunft von "Bratwurst und Baklava" und "Fake News". "Wann wir diese Programme 2026 oder 2027 im ProSieben-Programm wieder sehen, werden wir rechtzeitig ankündigen", heißt es vielsagend von offizieller Seite. Nach einer schnellen Rückkehr klingt das nicht.

"Wok-WM" pausiert, aber "Turmspringen" geht weiter

Selbst die "TV total Wok-WM", die ProSieben 2022 mit Sebastian Pufpaff zurückholte, muss erstmal wieder pausieren. Nach zwei überaus quotenstarken Ausgaben mit Marktanteilen um 17 Prozent in der Zielgruppe hatte es vor einem Jahr überraschend nur zu einem einstelligen Marktanteil gereicht - weshalb es, anders als in den vergangenen drei Jahren, in diesem November keine Fortsetzung geben wird. Immerhin: Das "TV total Turmspringen" soll weitergehen. Doch auch hier setzt ProSieben auf eine längere Pause. 2024 war die Show, nach zwischenzeitlicher Abwanderung zu RTL, noch im September zu sehen; in diesem Jahr verzichtet der auf eine Fortsetzung, hat aber immerhin bereits bestätigt, im Januar 2026 eine neue Ausgabe zeigen zu wollen (DWDL.de berichtete).

Und dann ist da auch noch der "Bundesvision Comedy Contest", der 2024 erstmals gesendet wurde. Mit knapp mehr als zehn Prozent Marktanteil schlug sich die Show zwar ordentlich, war aber, auch gemessen am Aufwand, ebenfalls kein überragender Erfolg. Zu einer Fortsetzung hat sich ProSieben hier deshalb nicht durchringen können. Eine zweite Ausgabe, so lässt der Sender auf DWDL.de-Nachfrage ausrichten, sei "aktuell nicht geplant". Das dürfte auch für das "Promi-Wrestling" gelten, mit dem "TV total" Anfang 2025 neue Wege ging, aber ebenfalls nur durchwachsene Quoten erzielte.

Und so bleibt vier Jahre nach der Rückkehr von "TV total" die Erkenntnis, dass die Comedyshow mit Sebastian Pufpaff auf eine treue Fangemeinde bauen kann. Die Marke zu verlängern, stellt ProSieben und Brainpool jedoch vor erstaunlich große Herausforderungen. Vielen scheint die wöchentliche Dosis schlicht zu reichen.

Die Hoffnung, das Pufpaff-Universum doch noch auszubauen, haben der Sender und die Produktionsfirma Brainpool gleichwohl nicht aufgegeben: Im Oktober sollten zwei Live-Ausgaben unter dem Titel "TV total Interaktiv" für frischen Wind sorgen. Die Quoten fielen jedoch auch hier überschaubar aus - und im direkten Duell mit seinem inzwischen zu RTL abgewanderten Vorgänger Stefan Raab hatte Sebastian Pufpaff sogar das Nachsehen. Ein Ausrutscher, den man in Unterföhring angesichts der Konstanz des klassischen "TV total" aber vermutlich ganz gut verkraften kann. Einiges spricht dafür, dass bei Raab die Sorgenfalten derzeit größer sind.