
Wird das Internet mit seinen immer zahlreicheren Bewegtbild-Portalen zur Konkurrenz für das klassische Fernsehen? Eine Frage, die hier wie auch in den USA ein akutes Thema fast jedes Branchengipfels ist. So auch beim New York Television Festival. "Network Building on the Web" ist das Thema einer der Podiumsdiskussionen in diesem Jahr. Wie binden Fernsehsender die Zuschauer auch im Web an sich? Und hat die neue Verwertung von TV-Inhalten indirekt auch Einfluss auf die Produktion neuer Sendungen? Und natürlich die Gretchenfrage: Ergänzen sich Fernsehen und Internet - oder entsteht eine Konkurenzsituation? Beim New York Television Festival hören wir die amerikanischen Antworten auf diese Fragen.
Deutschland tut sich schwer mit einer Late-Night-Show. Nach dem Ende der "Harald Schmidt Show" bei Sat.1, die die letzten Monate ja sogar fünfmal die Woche auf Sendung war, und dem kläglichen Versuch von Anke Engelke ist dieses Genre in Deutschland tot. In den USA ist das Genre beliebt wie nie. Was kann man noch von den Amis lernen? Über die Entstehung einer Late-Night-Show und die Herausforderung der täglichen Gag-Produktion am Fließband diskutieren beim New York Television Festival Eric und Justin Stangel, Autoren und Produzenten der "Late Show with David Letterman" und Andrew Steele, Headautor der NBC-Comedyshow "Saturday Night Live", die Vorlage für die in den 90ern erfolgreiche RTL-Show "RTL Samstag Nacht" war.
Unter dem Titel "Breaking into Daytime-Drama" diskutieren Dailysoap-Macher von Produzent über Regisseur bis zum Casting-Chef die Herausforderungen der Daily-Produktion. Dass auch die tägliche Seifenoper für Schlagzeilen sorgen kann, bewies erst vor enigen Tagen Vivian Gundaker. Sie hat als Produzentin der Dailysoap "As the World Turns" im teilweise immer noch prüden Amerika für Aufregung gesorgt: Die CBS-Serie zeigte zum ersten Mal in der US-Fernsehgeschichte einen Kuss zweier schwuler Jugendlicher in der Daytime - mit entsprechend empörten Reaktionen aus den konservativen Teilen des Landes. Gundaker diskutiert mit - sicher auch über diesen Skandal, der keiner sein dürfte.
Diskutiert wird insbesondere im Web. Das New York Television Festival widmet sich deshalb völlig zu Recht in diesem Jahr einem sehr interessanten Thema: Wie sollen Medienschaffende mit der immer zahlreicheren und schnelleren Kritik von TV-Blogs und TV-Websites umgehen? TV-Macher haben mit dem Internet erstmals die Möglichkeit parallel zur Ausstrahlung live ein erstes qualitatives Feedback ihrer Zuschauer zu bekommen, noch bevor die quantitative Quote vorliegt - und doch wissen Fernsehmache oft noch nicht, wie sie damit umgehen sollen. Matt Roush, einer der bekanntesten Kritiker der USA und Autor bei der einzigen Programmzeitschrift Amerikas, dem "TV Guide", nähert sich dem Thema.