Spätestens seit Beginn der EM 2008 ist für die Sender die Zeit der Sommer-Sonderprogrammierungen angebrochen. Zeit also, noch einmal auf die vergangene TV-Saison zurückzublicken. Und wie das immer so ist: Es blieben vor allen Dingen die Flops in Erinnerung.
Insbesondere die Versuche der Sender, am Nachmittag oder Vorabend zu punkten, gingen in der Regel gründlich schief. Ein Lied davon singen kann nicht nur RTL, das gleich zwei Nachmittags-Reformen mit Pauken und Trompeten in den Sand setzte, auch Vox ging mit einem Format wie "Spieglein, Spieglein" komplett unter. Der Versuch von Sat.1, mit "Verdammt lange her" am Vorabend zu punkten, war nicht minder erfolglos, "Bruce" und Dating im Ersten wollen wir ohnehin lieber totschweigen.
Gab es also keine erfolgreichen Neustarts in der Daytime? Doch: ProSieben konnte mit einigen neuen Dokusoaps am Nachmittag punkten. So holt etwa die erst kürzlich gestartete Teenie-Doku "U 20" starke Quoten. Wenn man etwas großzügiger auch noch die Job-Doku "Deine Chance! 3 Bewerber 1 Job" aus dem Sommer vergangenen Jahres der TV-Saison zurechnet, findet sich ein weiterer erfolgreicher Neustart am ProSieben-Nachmittag. Bei Vox darf man sich freuen, mit "Unter Volldampf" endlich ein erfolgreiches Format für den Sendeplatz nach dem "Perfekten Dinner" gefunden zu haben.
Auch wenn man in die Primetime schaut, fallen einem zwar auf Anhieb viele Quotenhits ein - doch sind sie fast alle schon länger, teils seit Jahren auf dem Bildschirm vertreten. Ob "DSDS", "Germany's Next Topmodel", "Bauer sucht Frau", "Schlag den Raab", "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" oder "Raus aus den Schulden" - die größten Quotenhits des vergangenen Fernseh-Jahres sind keine Erfindungen der vergangenen Monate.
Doch es gab natürlich auch neue Formate, die in Deutschland richtig eingeschlagen haben - auch wenn es häufig natürlich mal wieder keine deutschen Erfindungen waren. So gehört sicher "The next Uri Geller" bei ProSieben mit zu den größten Erfolgen des vergangenen Jahres, eine ursprünglich israelische Show. Trotz großer Schwierigkeiten im Vorfeld entwickelte sich auch die aus Amerika adaptierte RTL-Show "Das Supertalent" zum Erfolg - auch wenn der Kölner Sender nur Material für gerade mal drei Sendungen zusammenbekam. Auch die Dokusoap "Die Ausreißer" bei RTL gehört zu den größeren Erfolgen des vergangenen Jahres.
Auch darüber hinaus gab es sicher noch viele andere ordentlich bis gut laufende Sendungen, einige lagen sogar deutlich über dem jeweiligen Senderschnitt - doch das war häufig wohl eher auf das gute Vorprogramm zurückzuführen als auf die Stärke der Formate selbst. "Simply the Best" bei ProSieben ist so ein Beispiel dafür - mit "Stars auf Eis" davor reichte es nur zu sehr mageren Quoten, für die Zeit direkt nach "Germany's Next Topmodel" schien es aber wie gemacht. Auch die beiden Comedysendungen "Hallo Taxi" und "Wunderbar" hatten ihre starken Quoten wohl zu einem guten Teil dem Sendeplatz zwischen den "DSDS"-Motto- und Entscheidungsshows zu verdanken.
Der Serien-Bereich blieb im vergangenen Jahr vor allem aus deutscher Sicht einmal mehr ein ziemlich finsteres Kapitel. Die meisten Serien-Versuche der Sender scheiterten, teils war sogar schon nach einer Folge wieder Schluss. Allenfalls das ältere Publikum ließ sich noch begeistern mit einer Neuauflage des "Bergdoktors" im ZDF, die recht gut funktionierte, beim jüngeren Publikum aber durchfiel. Sucht man nach erfolgreicher deutscher Fiction bei den jüngeren Zuschauern muss man schon auf kurze Reihen wie etwa die "Funny Movies" getauften Filmparodien von ProSieben zurückgreifen - doch selbst die verloren rapide Zuschauer.
Doch auch der US-Serien-Markt war längst kein Selbstbedienungsladen mit Hit-Garantie. Was im letzten TV-Jahr neu auf den deutschen Markt kam, lief meist nur mittelmäßig bis schwach. Selbst RTL konnte mit "Dr. House" seinem Neustart "Psych" nicht zu dauerhaften Topquoten verhelfen: Im Lauf der ersten Staffel bröckelten die Zuschauerzahlen Stück für Stück ab, bis sie im Mittelmaß angekommen waren. Gut funktioniert hat dafür der "Grey's Anatomy"-Ableger "Private Practice" bei ProSieben und "Heroes" bei RTL II. Dennoch: Angesichts mehrerer in den USA schon beendeter oder demnächst auslaufender Serien und der Tatsache, dass der Boom bei "CSI" offenbar wieder abklingt, sollten die Sender schleunigst mehr neue Erfolgsformate auftun - oder doch wieder mehr auf Produktionen aus deutschen Landen setzen.