Foto: PhotocaseGeschimpft wird über das Fernsehprogramm immer und allerorten - was liegt also näher, als die Zuschauer selbst zu fragen, was sie denn eigentlich sehen wollen. Genau das haben Programmzeitschriften "Gong", "Bild+Funk" und DWDL.de getan und insgesamt knapp 2.350 Antworten erhalten. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ - und geben doch interessante und teils auch überraschende Einblicke, wie das Programm aussehen müsste, wenn die Zuschauer selbst bestimmen dürften.

Serien: Ist Sat.1 auf dem Holzweg?

Im Serienbereich förderte die Umfrage besonders für Sat.1 eher unangenehme Ergebnisse zu Tage. So sind mit "Klinik am Alex" und "Dr. Molly und Karl" gleich zwei der drei neu angekündigten Primetime-Serien im Ärzte-Bereich angesiedelt - ein Genre, das von den Umfrage-Teilnehmernmassiv abgelehnt wird. Zwei Drittel der Befragten sprachen sich für eine Reduzierung der Ärzte-Serien aus, nur sieben Prozent wollen mehr davon sehen.

Allerdings bleibt auch festzuhalten: Mit "In aller Freundschaft" und "Dr. House" kommen trotz der großen Ablehnung die meistgesehenen Serien im deutschen Fernsehen sowohl in der Zielgruppe als auch beim Gesamtpublikum aus diesem Bereich. Dennoch wird von den Umfrageteilnehmern nur ein abgefragtes Seriengenre noch deutlicher abgelehnt als die Arztserien: Daily Soaps und Telenovelas - und das würde erneut Sat.1 betreffen, die in Kürze am Vorabend alles auf einen Erfolg der neuen Telenovela "Anna und die Liebe" setzen.

Immer noch nicht genug haben die Zuschauer offenbar von Krimi-Serien - obwohl es gefühlt kaum noch einen Sendeplatz gibt, auf dem nicht auf irgendeinem Sender eine läuft. Und auch Comedyserien würden die Deutschen zumindest der Umfrage zufolge gern öfter sehen. Ob sich die Sender angesichts zuletzt häufig allzu magerer Einschaltquoten dazu aber hinreißen lassen, erscheint eher fraglich. Ebenso wie zu mehr deutschen Produktionen, die immerhin 48 Prozent der Befragten fordern. 

Lieber Live-Bilder als Gequatsche

Ein klar geäußerter Wunsch bei dieser Umfrage: Die Zuschauer wünschen mehr Live-Übertragungen, vor allem im Sport-Bereich. 53 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wollen demnach mehr Live-Sport im Fernsehen sehen. Gut verzichten können sie hingegen auf das Gerede vermeintlicher Experten. Mehr als die Hälfte sähe gern eine Verringerung der Zeit für Sport-Talks

Ein Trend, der sich nicht nur im Sport-, sondern auch im Kulturbereich zeigt. Immerhin 44 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, häufiger Konzerte und Theaterstücke im Fernsehen zu übertragen - nachdem diese allerdings nur jeweils eine eher begrenzte Zielgruppe ansprechen, dürfte sich daraus wohl nicht gerade ein Trend für die großen Sender entwickeln.

Weniger Gequatsche und aufwändige Shows, dafür mehr sachliche Vermittlung der Inhalte wollen die Zuschauer auch im Wissensbereich. Während sich fast jeder zweite mehr Wissensmagazine wünscht, sind bei Wissens-Shows wie "Clever" vier von zehn Befragten für eine Reduzierung. Interessant: Auf großes Interesse stoßen historische Themen, die eigentlich recht beliebten Tierfilme sind nach Ansicht der meisten hingegen ausreichend im Programm vertreten.

Allgemein würden die Deutschen aber gerne mehr Dokumentationen und Reportagen sehen - ein Wink auch an die Öffentlich-Rechtlichen, die derartige vermeintlich quotenschwächere Sendungen gerne in Spartenkanäle oder den späten Abend abschieben, um mit leichterer Kost zu punkten. Immerhin: Mit Nachrichten und Politmagainen fühlt sich der überwiegende Teil der Zuschauer derzeit ausreichend versorgt. Genervt sind die Befragten hingegen von den zahlreichen Promi- und Boulevardmagazinen, die bei Öffentlich-Rechtlichen wie Privaten die immer gleichen Meldungen mehrfach täglich breittreten.

Filme immer, Unterhaltung nimmer?

Geht es nach den Umfrageteilnehmern, so fehlen im deutschen Fernsehen vor allem Sendeplätze für Filme. Insbesondere Komödien und Krimis bzw. Thriller würden die Zuschauer lieber viel häufiger im Fernsehen sehen. Genug haben die Befragten hier lediglich von Schnulzen: Fast zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, Heimat- und Liebesfilme belegen zu viel Sendezeit.

Ähnlich scharf ist die Ablehnung auch beim Show-Pendant dazu: Satte 83 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschen sich eine Reduzierung der Schlager- und Volksmusiksendungen  - die deutlichste Ablehnung aller betrachteten Genres. Doch der Unterhaltungsbereich ist insgesamt nach Meinung der Befragten ohnehin längst übersättigt.

Auch Casting-Shows würden 76 Prozent der Befragten gerne seltener sehen, bei Kochsendungen sind es knapp zwei Drittel der Befragten, bei Dokusoaps wünschen sich immerhin noch fast 60 Prozent eine Reduzierung. Am ehesten können sich die Befragten noch für Quiz- oder Spielshows erwärmen - doch selbst hier überwiegt ein leicht negatives Bild.

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