Für "Tomorrow" bedeutete dies: Ab Mitte September 2000 lag das Magazin alle 14 Tage am Kiosk und das obwohl an den Börsen bereits einsetzende Sorge die vorherige Internet-Euphorie abgelöst hatte. Immerhin war die Verlagsgruppe Milchstrasse mit dem Glauben an einen weiteren nachhaltigen Boom des Internets nicht allein. Zwischenzeitlich einer der ambitioniertesten Konkurrenten war das aufwändig mit einem zweistelligen Millionenbetrag beworbene crossmediale 14-tägliche Format "Gold". Als Einkaufsführer und Programmguide war das Heft mit der ersten Ausgabe vom 24. März 2000 deutlich pragmatisch und nutzwertiger angelegt als der damals noch monatliche Milchstrasse-Titel.

Für zehn Millionen Mark sollte eine umfassende Werbekampagne den potentiellen Lesern die neue 14-tägliche "Tomorrow" schmackhaft machen. Das Konzept der Internet-Illustrierten als Gegenstück zur Fernsehzeitschrift für das TV-Programm kam allerdings nicht gut an. Im Juni 2001 folgte bereits die erste Korrektur. Mit Tests und Vorstellungen von "Lifestyle"-Produkten enterte "Tomorrow" das Feld der Digitalkamera- und MP3-Player-Tests, die in den folgenden Jahren beinahe wuchernd auf jeden Print-Titel übergriffen, der sie irgendwie verargumentieren konnte, um damit neue Werbekunden aus der Technik-Ecke zu gewinnen.
 

 
Zu teuer wurde wenig später auch das monatliche Extra-Heft zum Sammeln. Die besten Internet-Adressen sollten künftig im regulären „Tomorrow“-Heft ihren Platz finden. Dass dies nie wieder in der Ausführlichkeit des Extra-Heftes passierte, braucht man kaum zu erwähnen. Nur einen Monat später die nächste Hiobsbotschaft: Die verkaufte Auflage ist seit Anfang 2000 um ein Drittel eingebrochen und liegt bei nur noch 211.126 Exemplaren im zweiten Quartal 2001. Milchstrasse-Gründer Dirk Manthey verliert das Interesse und verkauft 49 Prozent der "Tomorrow"-Anteile an den Burda-Verlag. Die ersten Maßnahmen als Reaktion auf schlechte Verkaufszahlen: Die Redaktion wird verkleinert, die Erscheinungsweise des Heftes wird auf monatlich korrigiert.

Logo: Tomorrow Focus AGTrotz des bereits kränkelnden Internet-Booms kam es im August 2001 zur Elefanten-Hochzeit der Internetunternehmen Tomorrow Internet und Focus Digital zu Tomorrow Focus. Das zum Teil aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift entstandene Unternehmen dominiert in den kommenden Monaten die Schlagzeilen der Branchenpresse wesentlich deutlicher als das weiter schwächelnde Print-Magazin. Das schwenkt im April 2002 in Kooperation mit der Elektronikkette Media Markt weiter ab vom Internet-Kurs. Mit umfangreicheren Vorstellungen neuer Produkte aus dem Bereich der digitalen Unterhaltung wird dieser Heftteil weiter ausgebaut. Media Markt bedankt sich mit dem Verkauf des Heftes in den Geschäften der Kette.

Angesichts weiter stetig sinkender Verkaufszahlen auf mittlerweile 185.164 Exemplare im dritten Quartal 2002 sollte der Erlös mit einem höheren Verkaufspreis gesteigert werden: Im Einzelverkauf wird das Heft im Herbst 30 Cent teurer und ging fortan für 2,80 Euro über die Ladentheke. Für 2003 wurden angesichts sinkender Auflage satte 20 Prozent weniger für Anzeigen im Heft verlangt als noch 2002. Im Zuge der inhaltlichen Fusion von MSN und Tomorrow Focus wird das eigenständige Webangebot der Zeitschrift ins MSN-Netzwerk eingebunden.