
Holger Roost-Macias: Die Zuschauerbindung erfolgt auf der Ebene der Identifikation mit einzelnen Kandidaten. Ob dabei eine Jury oder der Zuschauer selbst über Weiterkommen und/oder Sieg entscheidet, hängt allein von der Tatsache ab, ob nur die TV Sendung oder auch der nach gelagerte Karriereverlauf der Kandidaten einen Rolle spielen. Auf jeden Fall entscheidet eine Fachjury nach anderen Kriterien, als es ein Zuschauer per Telefonabstimmung tut. Fachliches Können und Sympathie stehen sich manchmal konträr gegenüber. Bei „Popstars“ ist auch noch die Teamkompatibilität der Kandidaten ein Kriterium, welches der Zuschauer überhaupt nicht berücksichtigt, welches aber für die Nachhaltigkeit einer Konstellation entscheidend ist.
Ute Biernat: Die interaktive Komponente einer Castingshow - das Zuschauervoting - trägt dazu bei, dass sich die Zuschauer involviert fühlen. Sie können Einfluss auf den Ausgang einer Show nehmen und ihren 'Kandidaten-Liebling' zum Sieger küren. Der emotionale Aspekt, das Mitfühlen und Mitfiebern mit den Kandidaten, wird dadurch noch verstärkt.

Ute Biernat: Auf dem internationalen Markt gibt es noch viele erfolgsversprechende Formate, die in Deutschland schon schon länger nicht mehr oder noch gar nicht produziert wurden. Dazu gehören bspw. „Star Search“, „The X-Factor“ oder „She's got the look“. Die Formate haben international eine sehr gute Performance geliefert, und ich würde sie zu gerne auch hier on air sehen.
Holger Roost-Macias: Der Markt für Castingshows ist eng begrenzt. Da gibt es sehr schnell eine Saturierungsgrenze in der Aufnahmefähigkeit des Zuschauers. Dieser hat feste TV-Rituale über die Woche verteilt und will sich pro Saison nur auf eine, maximal zwei Gruppen von TV-Kandidaten einlassen, zu denen er eine Bindung aufbaut. Dazu kommen noch Serienhelden und Lieblingsmoderatoren – Ende der Fernsehwoche! Zu Weihnachten und im Sommer ist diese Kapazität noch stärker begrenzt, denn der Abschluss von laufenden Serien und Castingshows bietet endlich auch mal verfügbare Freizeit für andere Dinge. Deshalb suchen wir nach neuen Erzählformen, mit denen sich der alte Wettbewerb zwischen Menschen um die Erfüllung ihrer Träumen in einem neuem Gewand darstellen lässt.