ZDF HDDoch darauf wird man im Broadcasting-Geschäft noch lange warten müssen. Und solange hält die EBU an ihrem vor vielen Jahren getroffenen Entschluss fest - ungeachtet der Tatsache, dass die Technik sich schneller entwickelt hat als es der EBU lieb sein kann. Denn die Konsumenten können längst ebenso erschwinglich 1080i-geeignete TV-Geräte erwerben, wie Produktionshäuser entsprechendes Equipment für die 1080i-Produktion. So werden etwa auch die Olympischen Winterspiele in Vancouver in 1080i produziert.

Wie schon bei den von ARD und ZDF selbst produzierten Leichtathletik-Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr müssen die Öffentlich-Rechtlichen das Produktionssignal vor der Ausstrahlung in 720p umwandeln. Das ist, gerade bei Live-Übertragungen, ein aufwändiger und natürlich mit zusätzlichen Kosten versehener Vorgang. Doch das Problem sind nicht die Kosten, sondern die grundsätzliche Frage dahinter: Was ist eigentlich das bessere HDTV? Zählt allein die Bildauflösung oder spielt die Bewegungsschärfe eine entscheidende Rolle?
 

 
Während also die Kunden noch überlegen welchen Fernseher sie kaufen sollen und wie sie überhaupt an irgendein HDTV-Signal kommen können, sind sich die, die HDTV ausstrahlen, nicht einmal einig, in welchem Bildformat dies geschehen soll. Kleiner Trost: Die TV-Geräte mit FullHD-Siegel beherrschen beide Standards. Bis zuletzt hatten einige Marktbeobachter noch gehofft, dass ARD und ZDF von der EBU-Empfehlung abweichen und auch auf 1080i setzen würden - einem einheitlichen Standard zu liebe. Doch die Öffentlich-Rechtlichen verteidigen tapfer ihren Standard und zitieren dabei zur Unterstützung der Glaubwürdigkeit Tests des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) in München. Das hilft allerdings nur bedingt, denn das IRT gehört den Öffentlich-Rechtlichen.

Und am Ende heißt es bei der ARD: "Bei der Entscheidung für das 720p/50-Format stand das „bessere Bild“ im Mittelpunkt des Interesses, wobei neben der Auflösung des Fernsehbilds bei der Formatwahl auch weitere Aspekte zu berücksichtigen waren. So ist ebenfalls die Frage von Bedeutung, bei welcher Bildabtastung auch schnellere Bewegungen dargestellt werden können, ohne dass sich dabei Bildunschärfen bemerkbar machen". Und das ZDF? Da schießt man nett formuliert gegen 1080i. "Die Übertragung auf Basis von Halbbildern, wie sie beim HDTV-Format 1080i benutzt wird, setzt auf das veraltete Zeilensprungverfahren auf, das für das analoge Fernsehen entwickelt wurde", heißt es bei den Mainzern.

Das eigentliche HDTV-Dilemma beginnt also nicht bei der Etikettierung der Gerätehersteller oder der Frage ob HD verschlüsselt sein darf oder nicht. Das sind zwar wichtige Fragen, aber die Kernfrage setzt erschreckenderweise viel früher an: Was ist eigentlich das eine, das richtige HDTV? Das HDTV, was uns alle begeistern und irgendwann einmal neuer Standard werden soll? Die unterschiedlichen Signale sorgen unabhängig von der Qualität des TV-Geräts für unterschiedliche Wahrnehmungen von HDTV. Und das ist für die schnelle Etablierung des hochauflösenden Fernsehens nicht förderlich.