Ende März 1963, nach weniger als zwei Jahren, war allerdings schon wieder Schluss für ARD 2. Es war ein schnelles Aus für den zweiten Fernsehsender der Bundesrepublik Deutschland. Ein Ende, was aber absehbar war. Denn ARD 2 war im Grunde ein Testprojekt. Für die generell geplante Ausstrahlung eines zweiten Fernsehprogramms in Deutschland testete die Deutsche Bundespost die Übertragung von Fernsehsignalen - Achtung jetzt wird es technisch - im UHF-Bereich. Solange jedoch noch keine Entscheidung darüber gefallen war, wer und wie eigentlich ein zweiter Sender aussehen soll, bot man der ARD die Frequenz zum Testen an.
 
Das tat man mit ARD 2. Noch während der Vorbereitungen zum Sendestart im Frühjahr 1961 fiel dann allerdings die Entscheidung darüber, wie ein reguläres zweites Fernsehprogramm in Deutschland betrieben werden sollte. Es gab eigentlich einen heißen Anwärter darauf: Die Bundesregierung unter Kanzler Konrad Adenauer wollte damals bereits Privatfirmen an einem im staatlichen Eigentum stehenden zweiten deutschen Fernsehsender beteiligen. Dazu wurde bereits die Freies Fernsehen GmbH gegründet und eifrig an Strukturen und Programmen gearbeitet. Doch dann kam alles anders.
 
Der Adenauer-Kanal und das ZDF
Die Pläne wurden in der Presse als "Adenauer-Fernsehen" betitelt, weil der Eindruck entstand, dass Kanzler Adenauer nur der aus seiner Sicht regierungskritischen Berichterstattung der ARD ein ihm wohlgesonneneres Programm entgegen setzen wollte. Die Bundesländer Hamburg und Hessen klagten deshalb gegen das Vorhaben - und hatten Erfolg. Am 28. Februar 1961 sprach das Bundesverfassungsgericht das 1. Rundfunk-Urteil der Bundesrepublik Deutschland. Und darin wurden einige Spielregeln festgesetzt. Demnach ist Rundfunk Länder-Sache und ein Fernsehsender unter Kontrolle der Bundesregierung verfassungswidrig.

Das Adenauer-Fernsehen war also tot. Nur wer veranstaltet jetzt den zweiten  deutschen Fernsehsender für den bereits seitens der Deutschen Bundespost teuer in die nötige Verbreitungstechnik investiert wurde? Binnen weniger Wochen beschlossen die Bundesländer im Frühjahr 1961, dass unabhängig von den bereits gegründeten regionalen Sendeanstalten eine neue zentrale Fernsehanstalt des öffentlichen Rechts gegründet werden solle. Damit war klar: Es würde ein völlig neuer Sender entstehen. Beim bundesweiten Sendestart von ARD 2 am 1. Juni 1961 war damit das Schicksal dieses Experiments schon besiegelt.
 
Nur fünf Tage später, am 6. Juni 1961 trat der Staatsvertrag über "eine gemeinnützige Anstalt des öffentlichen Rechts mit dem Namen: Zweites Deutsches Fernsehen" als zwölfte Rundfunkanstalt in Kraft. Das ZDF kündigte sich damit bereits an. Zum 1. April 1963 wurde das Experiment ARD 2 dann nach nur 668 Sendetagen wieder beendet, um Platz zu machen für das neue ZDF. Und die Geschichte von ARD 2 ist aus heutiger Sicht, beinahe ein halbes Jahrhundert später, eine so kurze und wenig erfolgreiche, dass sie selten erzählt wurde. Deswegen haben wir das mal nachgeholt.