Nina Ruge© Manfred Baumann
Spannende Gemengelage. Da sind die berühmten drei Parteien:

- Die werbetreibende Industrie. Der geht’s um’s Verkaufen. Marktanalyse, Zielgruppenanalye, Umsatz, Gewinn.
- Die Kunden. Die sind 6 bis 100 Jahre alt. Mit unterschiedlicher Kaufkraft, versteht sich.
- Die Medien. Die brauchen nun mal beide: Zuschauer, Leser, Hörer, Internetnutzer –  und Anzeigen, Werbespots, Internetwerbung.

Jetzt natürlich die Frage: wie macht man attraktives Programm für alle Altersgruppen – nämlich so, dass die Quoten/Auflagen/Clicks stimmen - quer durch die Jahrgänge?

Beispiel Fernsehen: Wie bleibt ein Programm lebendig, attraktiv, sexy für alle, wenn die Mehrheit der Zuschauer aus demografischen Gründen über 50 ist? Wenn die unter 30 sowieso viel mehr aufs iPad als in den Fernseher schauen? Da können wir wunderbar über Spartenprogramme für Junge, Mittelalte, Ältere diskutieren – doch das Wichtigste scheint mir was anderes.

Gute Köpfe – gute Themen – Qualität. Gute Köpfe in Talkshows und Magazinen, attraktive Themen in Dokus, Spielfilmen, Krimis. Das funktioniert querbeet – und darauf setzen die Öffentlich-Rechtlichen konsequent. Die "guten Köpfe" sind oft über 50, manche (männliche) Moderatoren sind über 60 Jahre alt. Günter Jauch ist 54, Gottschalk 60 – Klaus Kleber ist 55, Frank Plasberg 53, Jan Hofer 58. Klar, bei Frauen sind’s meist 10 Jahre weniger: Maybritt Illner 45, Sandra Maischberger 44, Anne Will 44, Caren Miosga 41.

Wofür stehen sie alle? Für ein modernes Qualitäts-Programm. Mann oder Frau braucht halt ein bisschen, bis er oder sie Fernseh-Profi wird. Wenn junge Leute das trotzdem nicht schauen, dann liegt’s nicht am Alter der Moderatoren – sondern daran, dass sie entweder keinen Bock auf Qualitätsprogramm oder sowieso nur Augen für’s Internet haben.

Wenn wir also künftig weiter auf das Fernsehen setzen – warum dann bitte Fernsehen für 14 – 49-Jährige mit TV-Protagonisten, die deutlich unter 30 sind? Eine spannende Präsentation hat immer etwas mit gelebtem Zeitgeist zu tun. Also ist sie per Definition "hip". Völlig unabhängig vom Alter der Fernsehgesichter.

Lasst sie also älter werden! In diesem Job wird niemand tüdelig. Nur welterfahrener. Und seid realistisch: wer auf die Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen setzt, muss sich entscheiden. Entweder aussteigen aus dem TV-Geschäft. Dann verliert er Millionen Kunden aus dem Visier. Oder er muss für alle werben, die Geld ausgeben. Das sind die zwischen 20 und 59. Mindestens. In zehn Jahren sprechen wir uns wieder. Dann wird die werberelevante Zielgruppe die zwischen 30 und 79 sein.