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Ist die Nominierung von Sebastian Koch trotz der Tatsache, dass er nicht gewonnen hat, noch einmal eine Krönung für die Entscheidung, den "Seewolf" noch einmal neu aufgelegt zu haben?
Och nein, die Krönung für mich war, den Sebastian überhaupt zu besetzen. Ob mit oder ohne Emmy war er ein fantastischer Seewolf. Wir lieben den Film und seine Leistung unabhängig davon wie eine immer eher englischlastige Jury bei den International Emmy Awards entscheidet. Ich bin seit vier Jahrzehnten bei dieser Veranstaltung und tendenziell ist die deutsche Fiction hier nicht gerade mit Sonne beschienen.
Was ist denn dann einfacher: Gutes internationales Fernsehen einzukaufen und in Deutschland zu vertreiben oder gutes deutsches Fernsehen in der Welt zu verkaufen?
Das sind zwei völlig verschiedene Disziplinen. Die letztere ist natürlich sehr viel arbeitsintensiver. Aber nachdem ich seit Jahren einen wundervollen Produzenten habe, ist das eigentliche Produktionsgeschehen für die Tele München ein finanzielles Engagement, aber ich begleite weiterhin zum Beispiel noch gerne die Besetzungen. Ansonsten halte ich mich raus. Da läuft ja auch nichts aus dem Ruder, weder bei 16 Wochen Dreh auf hoher See für den "Seewolf", noch jetzt übrigens auch bei "Moby Dick".
Und wie verkauft sich deutsches Fernsehen dann in der Welt?
Die Weltvertriebsverkäufe sind sicherlich anstrengend im Moment. Viele Märkte kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten und haben sich vielleicht vor eineinhalb Jahren noch einen Kauf gewünscht, den sie jetzt nicht bezahlen können, wenn ich da zum Beispiel an die Ukraine oder Brasilien denke. Ich lache immer, wenn ich lese, dass Produktionen in 120, 150, 180 Länder verkauft wurden. So viele gibt es ja gar nicht. Außerdem sind die fünf entscheidenden Länder meist 95 Prozent der Erlöse. Es kommt darauf an, die im Griff zu haben. Aber im Großen und Ganzen ist das Weltvertriebsgeschäft etwas, was ich schon im Jahr 70 bei Leo Kirch gelernt habe. Da hab ich schon viel miterlebt und doch heute noch Spaß daran.
Schlagen in Ihrer Brust zwei Herzen, wenn es auf der einen Seite bei Festivals um die Qualität im Detail geht oder Sie Opern-Übertragungen aus New York live in deutsche Kinos bringen und auf der anderen Seite Filme wie die "Twilight"-Saga über Concorde für den großen Umsatz sorgen?
Da braucht man sich doch nicht schämen oder? Für Erfolg? Wir haben ja nach wie vor von Woody Allen nächste Woche oder vor kurzem "Vicky Christina Barcelona" und viele Kunstfilme. Hin und wieder greifen wir aber auch mal in die kommerzielle Kiste. An Schönheit sterben muss man auch nicht. Und "Twilight" ist ja nicht grausig. Ich bin halt nicht die Zielgruppe. Aber mir hat zum Beispiel der neue Harry Potter-Film mehr missfallen als der letzte "Twilight"-Film. Aber das ist ja jetzt nur mein privater Geschmack.
Kurz noch zum TV-Geschäft in Deutschland. Tele 5 macht Ihnen Freude?
Ja, oh ja.
Und wie steht es um RTL II? Trüben die Schlagzeien der vergangenen Monate die Freude?
Nein, ich bin bei RTL II seit 17 Jahren einer von drei Gesellschaftern und habe mich nie besonders um den Sender gekümmert. Das ist kein inhaltliches Engagement und wir haben finanziell noch immer jedes Jahr eine große Freude daran, weil eine recht große Gewinnmarge ausgeschüttet wird. Geleitet wird das Unternehmen von einem im Konsortium bestimmten Management mit dem Problem wie ein adoptiertes Kind von den Eltern manchmal nicht so geliebt zu werden. Die haben es nicht leicht bei RTL II: Man ärgert sich lieber mit einem Eigentümer als mit vielen.
Herr Kloiber, herzlichen Dank für das kurze Gespräch.