Zwei Wochen sind seit der verherrenden Erdbeben-Katastrophe in Japan vergangen. Seither ist viel passiert: Angst vor dem GAU, Atom-Debatte in Deutschland - und nicht nur das. Auch der Krieg in Libyen beherrscht in diesen Tagen hierzulande die Nachrichtenlage. Und so erscheint es wenig überraschend, dass insbesondere Informationssendungen einen größeren Zuschauerzuspruch zu spüren bekamen.
Nicht zuletzt die Nachrichtensender n-tv und N24 erzielten in den ersten Tagen nach der Katastrophe in Japan mit ihrer Schwerpunkt-Berichterstattung starke Quoten. "Am ersten Wochenende nach dem Beben hatten N24 und n-tv zeitweise über zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Am Sonntag haben rund elf Millionen Zuschauer N24 eingeschaltet", sagte N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann am Freitag im DWDL.de-Interview.
Doch wie sieht es eigentlich bei den Nachrichtensendungen der großen Kanäle aus? Hier konnten nicht alle Sender vom gestiegenen Informationsbedürfnis des Publikums profitieren. Ohne Zweifel zählten ARD und ZDF aus Quotensicht zu den großen Gewinnern der vergangenen beiden Wochen - ihnen scheinen die Zuschauer in diesen turbulenten Wochen am meisten zu vertrauen. Dabei erwies sich die "Tagesschau" wenig überraschend als meistgesehene Nachrichtensendung: Alleine im Ersten schalteten bis Donnerstag im Schnitt 6,54 Millionen Zuschauer ein - das waren über 800.000 Zuschauer mehr als die Sendung durchschnittlich im Februar erreichte.
Der Marktanteil lag beim Gesamtpublikum seit der Katastrophe in Japan bei 20,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Februar kam die "Tagesschau" im Ersten nur auf 17,9 Prozent. Rechnet man die Ausstrahlungen in den Dritten, bei Phoenix und 3sat noch dazu, war die "Tagesschau" ohnehin die klare Nummer eins. Besonders imposant: Die beiden Ausgaben am Wochenende nach dem Erdbeben erreichten im Schnitt 12,06 Millionen beziehungsweise 13,58 Millionen Zuschauer und damit die besten Werte seit der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer.
Nicht ganz so deutlich konnten die "heute"-Nachrichten zulegen, doch auch hier machte sich das gestiegene Informationsbedürfnis bemerkbar: In den vergangenen beiden Wochen lag der Marktanteil der ZDF-Sendung mit 17,4 Prozent rund eineinhalb Prozentpunkte höher als im Februar-Mittel. Zudem ist es den Mainzern gelungen, den Rückstand auf "RTL aktuell" zumindest in den vergangenen beiden Wochen wettzumachen. Mit 4,49 Millionen Zuschauern lag die ZDF-Sendung sogar knapp vor "RTL aktuell", das mit 4,45 Millionen Zuschauern stabile Quoten verzeichnete, allerdings nichts vom gestiegenen Informationsbedürfnis zu spüren bekam.
Im Gegenzug schalteten bei "heute" zuletzt auch verstärkt jüngere Zuschauer ein, die die Nachrichten im Zweiten sonst eher meiden: Auf knapp acht Prozent kam die "heute"-Sendung seit dem Japan-Unglück - an gewöhnlichen Tagen liegen die Nachrichten des ZDF sonst meist nur bei Marktanteilen um sechs Prozent. Einen ähnlichen Anstieg verzeichnete auch das "heute-journal", das mit bisweilen einstündigen Sonderausgaben zwischenzeitlich sogar mehrfach zweistellige Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen erzielen konnte und in den vergangenen beiden Wochen im Schnitt auf 9,0 Prozent kam. Insgesamt informierten sich im Schnitt 4,31 Millionen Zuschauer bei Claus Kleber und Marietta Slomka.
Und auch die "Tagesthemen" bekamen einen Aufschwung durch die turbulente Nachrichtenlage zu spüren: Mit 13,3 Prozent lag der Gesamt-Marktanteil in den vergangenen zwei Wochen gut eineinhalb Prozentpunkte über den Normalwerten. Sat.1 war indes mit im Schnitt rund zwei Millionen Zuschauern mit seinen Nachrichten am Vorabend deutlich abgeschlagen, "Newstime" bei ProSieben spielte eine noch geringere Rolle - allzu viel Informationskompetenz trauen die Zuschauer diesen Sendern offensichtlich inzwischen nicht mehr zu. Es waren also besonders die Öffentlich-Rechtlichen, die mit ihrer Berichterstattung von den Krisenherden die Zuschauer überzeugten. Inwiefern ARD und ZDF dauerhaft davon profitieren können, bleibt allerdings freilich abzuwarten.