Und damit zur großen Enttäuschung unseres Tests: 1.500 Follower würden bei Twitter gerne etwas über Heidi Klum und ihre Mädchen lesen – aber leider gibt es schlicht nichts zu lesen. Magere sechs Tweets stehen für die aktuelle Staffel zu Buche, dazu zwei Retweets von ProSieben-Beiträgen. Mehr als Vorankündigungen für die Show am Abend oder eine Verlinkung zu einem Zeitungsartikel war anscheinend nicht drin. Das ist vor allem deshalb bitter, weil "Germany's next Topmodel" im letzten Jahr geradezu vorbildlich getwittert hat. Damals fehlte es nicht an inhaltlicher Vielfalt, an Fotos, witzigen Tweets und kommunikativem Austausch mit den Nutzern. Man könnte meinen, der Account wäre stillgelegt worden - hätte man nicht am 5. Mai eine Folgenvorschau angepriesen, die von ProSieben auch aufgegriffen wurde, um die Aktivität des Accounts zu betonen. Schön - aber danach kam leider nichts mehr.

Insofern lässt sich auch die Sprache des "Topmodel"-Accounts nicht bewerten, die anderen schlagen sich hingegen allesamt gut. Ein freundlicher Schreibstil, meist gewürzt mit Humor, entspricht den Anforderungen von Twitter. Hervorzuheben ist noch einmal "Big Brother", die vor allem mit einer Portion Ironie Anreiz zum Mitlesen bieten. Highlight sind Zitate der Bewohner, die via Twitter verbreitet werden. Ein Schelm, der vermutet, dass man sich ein bisschen über die Kandidaten lustig macht.

Auch "TV total" weiß sich ebenfalls unterhaltend auszudrücken. Während der Live-Shows versprüht man viel Witz und gute Laune. Leider wird aber annähernd jedes dritte Wort mit einem Hashtag versehen – manchmal ist weniger vielleicht doch mehr. "DSDS" twittert fröhlich und in zielgruppengerechter Sprache. Stellt jemand eine Frage, wird der Follower mit „Liebe ...“ angeschrieben. Dem ein oder anderen mag das vielleicht zu kindlich vorkommen, es sorgt jedoch für eine persönliche und freundliche Atmosphäre. Negativ fällt nur das Verhalten während der Verkündung der Voting-Ergebnisse auf, wenn man sich vor Begeisterung fast überschlägt und die Tweets mit Ausrufezeichen flutet. Auch hier gilt: Weniger ist manchmal mehr.

Neben der reinen Verbreitung von Inhalten bietet Twitter jedoch vor allem die Chance zur Interaktion mit den Zuschauern. Dieses Prinzip des Dialogs wenden "Big Brother" und "TV total" auch relativ gut an. Bei Ersteren gibt es im Schnitt pro Tag etwa fünf direkte Antworten an Follower - nicht schlecht, aber es gäbe noch Luft nach oben. Ähnlich sieht es bei TV total aus. Während den Liveshows interagiert man viel und wählt dabei wie @prosieben die Variante, Fragen oder Kommentare zu Retweeten und mit Antwort oder eigenem Kommentar zu versehen. Die Follower werden, wie auch bei "DSDS", zur Meinungsäußerung aufgerufen, zum Beispiel während des "Eurovision Song Contests" zu den Auftritten der Länder.

Um zu sehen, wie gut man auf die Nutzer eingeht, haben wir zusätzlich allen Accounts mittels verschiedener fiktiver Twitter-Identitäten Fragen unter anderem zu Studio-Karten oder Twitter-Accounts von Kandidaten gestellt. Das Ergebnis war eher ernüchternd: Weder von "Big Brother" noch von "TV Total" gab es eine Antwort auf eine der Fragen, bei "Germany's Next Topmodel" blieb man natürlich ebenfalls stumm. Einen geradezu vorbildlichen Dialog mit seinen Followern führt hingegen das Team von "DSDS", das schon fast als Zuschauerredaktion 2.0 durchgehen. Fragen werden häufig beantwortet – selbst solche, die zuhauf in der Timeline erscheinen, wie die Frage, ob die Kandidaten twittern. Wo wir das "DSDS-Magazin" noch einmal ansehen können, sagte man uns zwar nicht, aber wir bekamen für immerhin die freundliche Antwort, dass die Karten für das Finale leider ausverkauft seien.

Unser Fazit: Abgesehen vom Totalausfall "Germany's next Topmodel" liegen die Twitter-Accounts anderen drei Unterhaltungsformate durchaus im guten bis sehr guten Bereich. Bei Inhalt und Sprachstil hat Big Brother die Nase vorn. Wie man Twitter für den kommunikativen Austausch mit seinen Zuschauern nutzen kann, hat man hingegen bei "DSDS" am besten verstanden. "TV total" sollte sich neben den Shows generell auch etwas auf das ursprüngliche Format konzentrieren – immerhin trägt der Account dessen Namen. "Germany's next Topmodel" wäre mit der Handhabung des Twitter-Accounts in der letzten Staffel wohl sogar als Sieger unseres Tests hervorgegangen – warum man in diesem Jahr offenbar die Lust verloren hat, bleibt ein Rätsel.