Über mangelnden Erfolg kann man sich bei VOX im Grunde genommen nicht beklagen. Im Gegenteil: Vieles von dem, was der Sender im Programm hat, funktioniert nach wie vor außerordentlich gut. Und doch läuft all das ziemlich routiniert, ja fast schon unspektakulär ab. Ein wenig, so wirkt es, tritt VOX seit geraumer Zeit auf der Stelle - die Jagd nach immer neuen Rekorden scheint derzeit beendet zu sein.

Daraus einen Vorwurf abzuleiten, wäre angesichts der noch immer guten Quoten allerdings äußerst vermessen, zumal man mit "X Factor" durchaus Wagemut bewies und Neuland betrat. Die Serien-Abende am Montag und Mittwoch laufen indes weiter stark - zumeist liegt VOX wegen der älteren Zuschauerstruktur seiner Krimis sogar deutlich vor Konkurrent ProSieben. Selbst Wiederholungen von "CSI: NY" oder "Criminal Intent" sind Garanten für gute Zuschauerzahlen. Hinzu kommt, dass sich auch der inzwischen eingeführte dritte Krimi-Abend am Freitag, der zu weiten Teilen aus Recycling besteht, sehr ordentlich etabliert hat.

Der Dienstagabend erfuhr zudem dank Daniela Katzenberger einen neuen Aufschwung. In den vergangenen Monaten erzielte ihre Dokusoap "Natürlich blond" regelmäßig zweistellige Marktanteile - selbst das zwischenzeitlich schon abgeschriebene Auswanderer-Format "Goodbye Deutschland" verzeichnete im Schlepptau kürzlich wieder mehr als zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Dass ausgerechnet der Neustart "Auswanderer sucht Frau" nicht allzu stark vom Katzenberger-Bonus profitieren konnte, wird man bei VOX wohl recht gut verschmerzen können.

Grundsätzlich zählen die Eigenproduktionen nach wie vor zu den tragenden Säulen des Programms: Mit Formaten wie den "Küchenchefs" oder "Ab ins Beet!" ist VOX am Wochenende sehr erfolgreich, auch der tägliche Vorabend läuft dank des noch immer populären "Perfekten Dinners" oder "mieten, kaufen, wohnen" weiter gut. Weitaus größer werden die Probleme, betrachtet man sich den Nachmittag. Dort ist es VOX auch in der vergangenen Saison nicht gelungen, ein Erfolgrezept zu finden.

Ob "Law & Order", "Die Chaosfamilie" oder "Die Einrichter": Das Publikum verschmäht alles, was ihm vorgesetzt wird. Ein Weg aus den tiefroten Zahlen am Nachmittag ist noch immer nicht in Sicht. Hier bedarf es vermutlich noch einiger Experimente, um auf den rechten Weg zurückzufinden. Gleiches gilt auch für den Sonntagabend: Während "Prominent!" zu später Stunde regelmäßig erfolgreich ist, tut sich VOX im Vorfeld gegen Hollywood und "Tatort" oft schwer. Zwar ist das "Promi-Dinner" immer mal wieder für solide Quoten gut, doch dafür braucht es neben neuen Folgen auch noch halbwegs interessante Teilnehmer.

Eine Alternative hat VOX hier noch nicht gefunden: Formate wie die "Promi-Kocharena" oder das "Promi-Wohnlokal" enttäuschten in der Vergangenheit regelmäßig. Einen großen Erfolg feierte man in der vergangenen Saison nicht zuletzt mit "X Factor" - auch wenn man hinter vorgehaltener Hand bei VOX mit der Entwicklung fast ein wenig enttäuscht war. Vom zwischenzeitlichen Quoten-Hoch, das kurzfristig sogar die euphorische Erhöhung von Werbepreisen zur Folge hatte, entfernte sich die Castingshow recht schnell.

Und dennoch: Mit knapp drei Millionen Zuschauern war das Finale der Show deutlich erfolgreicher als etwa das Finale der ProSieben-Show "Popstars". Das dürfte Mut machen für die zweite Staffel, die VOX noch im Sommer an den Start bringen wird. Dank der Vielzahl an erfolgreichen Formaten kann sich der Sender sogar einen Luxus erlauben, auf den selbst manch öffentlich-rechtlicher Würdenträger neidisch blickt: Vierstündige Dokumentationen zur besten Sendezeit am Samstagabend, die meist auch noch sehr zufriedenstellend laufen, sind auch Ausdruck jener Gelassenheit, die VOX zumeist ausstrahlt. Sollte es nun auch noch gelingen, den brachliegenden Nachmittag mit neuem Schwung zu versehen, wird sich daran wohl so schnell auch nichts ändern.